Greta Thunbergs Einfluss ist an diesem Freitag erneut überdeutlich. Weltweit nehmen Tausende Menschen am globalen Klimastreik teil. Den Tag haben sie bewusst gewählt, denn kommenden Montag beginnt in Madrid die Weltklimakonferenz. Ihr Botschaft ist klar: Die Regierungen müssen sich verstärkt in Sachen Klimaschutz engagieren und schnellstmöglich Klimaneutralität herstellen.
In einem am Freitag veröffentlichten Beitrag auf dem Portal „Project Syndicate" warfen die 16-jährige Thunberg und die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubaurer Politikern Heuchelei vor. Sie behaupteten zwar, entscheidende Klimaschutzmaßnahmen einzuführen, täten aber nichts. Weil die Regierungen untätig seien, gebe es keinen anderen Weg, als die Proteste vorzusetzen. „Junge Menschen wie wir tragen die Last der Fehler unserer politischen Anführer", schrieben sie.
In Deutschland nahmen laut Veranstaltern 630.000 Menschen an den Demonstrationen teil. In mehr als 500 Städten rief rief die Fridays-for-Future-Bewegung zu zum Klimaprotest auf. Im Fokus steht hier das Klimapaket der Bundesregierung. Am Freitagmorgen hatte der Bundesrat noch mehrere in dem Paket vorgesehene Steueränderungen blockiert, woraufhin die Große Koalition Nachjustierungen bekanntgab. Den Demonstranten gehen die Maßnahmen des Klimapakets nicht weit genug.
In Berlin veranstaltete die Jugendorganisation des Berliner Ablegers des BUND - gemeinsam mit der Linken-Vorsitzenden Katja Kipping - eine Bade-Aktion. Bei fünf Grad Außentemperatur - und nicht deutlich wärmerer Wassertemperatur - sprangen sie in die Spree. Aktivist Fabian Gacon sagte dazu: „Die Bundesregierung hat ein Klimapaket entwickelt, mit dem sie den Klima- und Umweltschutz baden schickt."
Am Mittag versammelten sich die Demonstranten vor dem Brandenburger Tor, anschließend zog ein Demonstrationszug durchs Berliner Regierungsviertel. Nach Angaben der Veranstalter kamen rund 60.000 Menschen in der Bundeshauptstadt zusammen.
Auch in anderen deutschen Großstädten wie Köln waren schon zur Mittagszeit viele Demonstranten unterwegs. In Hamburg wurde am Nachmittag die Innenstadt anlässlich der Demonstration für den Verkehr gesperrt. Die Polizei meldet 30.000 Teilnehmer.
Mitnichten ist der Protest nur auf Deutschland beschränkt. Auch in Australien haben Tausende Menschen - vor allem Schüler - an dem Klimastreik teilgenommen. Selbst in den abgeschiedenen Weltregionen der Arktis und Antarktis haben sich Forscher den internationalen Klimaprotesten angeschlossen.
Sowohl auf dem arktischen Eis vor dem deutschen Forschungsschiff „Polarstern" als auch vor der deutschen Neumayer-Forschungsstation in der Antarktis demonstrierten Wissenschaftler am Freitag für mehr Klimaschutz. Das zeigten Bilder, die eine Wissenschaftlerin des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven, Melanie Bergmann, auf Twitter teilte.
Schon im September fand ein globaler Klimastreik statt, bei dem allein in Deutschland 1,4 Millionen teilgenommen haben sollen. Sogar in Ländern, in denen Klimaproteste bislang kein so großes Phänomen waren wie in den europäischen Ländern, zogen Tausende Menschen für mehr Klimaschutz durch die Straßen - zum Beispiel in Japan.
Protestiert wurde vielerorts diesmal auch gegen übermäßigen Konsum, wegen des parallelen Schnäppchentags Black Friday. „Stoppt Black Friday!", forderten etwa Demonstranten in Kopenhagen. In Berlin schlug Sänger Peter Fox von der Band Seeed in eine ähnliche Kerbe: „Checkt Euren Lifestyle", sagte er auf einer Großkundgebung vor Zehntausenden Menschen am Brandenburger Tor.
„Wir sollten bereit sein, unsere Gewohnheiten zu ändern", sagte der Musiker („Haus am See"). „Lasst uns den Arsch hochkriegen, let's go", beschloss er seine kurze Ansprache, ehe die Band Musik machte.