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Dieselskandal: Polen wollen keine Autos aus Deutschland

Przemyslaw Vonau ist Autohändler im Ostteil Warschaus. | Quelle: Philipp Fritz

In deutschen Großstädten herrscht Ausverkauf beim Diesel. Polen importiert durchschnittlich eine Million Fahrzeuge pro Jahr - vor allem aus Deutschland. Aber beim Diesel werden die Polen allmählich vorsichtig.

In Deutschland herrscht Diesel-Ausverkauf. Die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt fallen ins Bodenlose, und viele Noch-Besitzer oder Händler fragen sich: Wo könnten überhaupt noch Kaufinteressenten zu finden sein?

Eine beliebte Spekulation lautet: in Polen. Immerhin importiert das Land durchschnittlich eine Millionen Fahrzeuge pro Jahr - die meisten davon aus Deutschland.

Ein Besuch bei Autohändlern in Polen zeigt jedoch, dass sich deutsche Verkäufer keine allzu großen Hoffnungen machen sollten. Denn auch die Autofahrer in Polen werden allmählich vorsichtig.

Außerdem: „Die Nachfrage ist gedeckt", sagt Przemyslaw Vonau, Autohändler im Ostteil Warschaus. Viele deutsche Diesel seien bereits auf polnischen Straßen unterwegs.

In Sachen Handel kennt der 49-Jährige sich aus. Bevor er sich mit seinem Autohaus selbstständig gemacht hat, hat er für eine große Unternehmensberatung gearbeitet und sogar schon die polnische Regierung in Energiefragen beraten.

„Nein", sagt er, er sehe kein zusätzliches Diesel-Angebot in Polen. „Das Urteil über Fahrverbote in deutschen Großstädten hat erst mal keinen Einfluss auf unser Geschäft."

Preise bei Gebrauchtwagen in Polen stabil

In seiner Verkaufshalle wurden früher, zu Zeiten des Staatssozialismus, Autos produziert - „der ‚Polski Fiat' oder auch der ‚Polonez'", erzählt Vonau. Mit der Marktöffnung brach die Automobilindustrie zusammen, das riesige Gelände auf der Ostseite der Weichsel in Warschau wurde anders genutzt.

Heute verkauft Vonau hier gebrauchte Autos, vor allem aus Deutschland. Stolz steht er zwischen den Wagenreihen in seinem „Autlet", wie der Gebrauchtwagenhandel heißt. 250 Fahrzeuge, etwa zu gleichen Teilen Diesel und Benziner, stehen in der Halle und davor.

Vonau, wie auch andere polnische Verkäufer, kann nicht erkennen, dass die Preise fallen. „Wir schauen uns 1500 Auktionen im Monat an und kaufen 70 bis 80 Autos im Ausland, die meisten, ungefähr 70 Prozent, in Deutschland - keine Veränderung", bestätigt er.

Vonau würde allerdings nicht stärker auf den Diesel in Polen setzen, auch wenn er weiter hoch in der Gunst der Käufer steht. Denn zwischen Danzig und Krakau machen sich langsam Vorbehalte hinsichtlich des Verbrennungsmotors breit.

Bewusstsein für Verschmutzung durch Diesel steigt

Im Zuge des Weltklimagipfels im südpolnischen Kattowitz Anfang Dezember wurde oft über die schlechte Luft in Polen berichtet. Von den 50 Städten in Europa mit der stärksten Luftverschmutzung liegen 33 in Polen.

Smog in Städten und auf dem Land ist die Folge, Menschen mit Atemschutzmasken sind auf der Straße zu sehen. Zwar ist dafür hauptsächlich das Verheizen von Kohle in privaten Haushalten verantwortlich, aber es gibt ein zunehmendes Bewusstsein dafür, dass auch der Diesel seinen Teil zur Luftverschmutzung beiträgt.

Ein Diesel-Fahrverbot ist bisher zwar nicht absehbar, aber für die Zukunft ist es auch in Polen nicht auszuschließen. „Kunden fragen mich mittlerweile, ob sie sich bei all dem Gerede darüber überhaupt noch einen Diesel zulegen können", sagt Autohändler Vonau. Er schiebt jedoch nach, dass das auf dem Land wohl niemanden interessieren dürfte.

Eines ist trotzdem klar: Die Ansprüche der polnischen Autofahrer sind gestiegen. Zwar fahren sie immer noch die ältesten Fahrzeuge in der EU - 13 Jahre ist ein Auto in Polen durchschnittlich alt -, aber mit „günstig" und „zuverlässig" allein befriedigt man die Kunden nicht mehr. Darauf, dass sie ihre alten Diesel vermehrt nach Polen loswerden, sollten sich deutsche Händler also lieber nicht verlassen.

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