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Wer ist Ralph Brinkhaus?

Stark in der Sache, aber eigentlich ein Mann der ruhigeren Töne: Ralph Brinkhaus im Bundestag.© dpa

Neuer Unionsfraktionschef: Völlig überraschend siegt Ralph Brinkhaus in der Kampfabstimmung um den Unions-Fraktionsvorsitz gegen Volker Kauder. Ein Porträt.


Völlig überraschend verdrängt Ralph Brinkhaus Volker Kauder aus der Position des Unions-Fraktionsvorsitzenden. Doch wer ist dieses neue Gesicht der CDU?


Ganz neu ist der gebürtige Nordrhein-Westfale auf der politischen Bühne nicht. 2009 kam er für seinen Wahlkreis Gütersloh in den Deutschen Bundestag. Schnell empfahl sich der ausgebildete Steuerberater als Finanz- und Haushaltsfachmann und war in mehreren Ausschüssen, später auch als Leiter derselben, tätig. Brinkhaus wird beschrieben als leise und freundlich im Ton, aber durchsetzungsstark in der Sache.


So meldete er sich 2015 im Schuldenstreit mit Griechenland kritisch zu Wort und forderte eine strenge Aufsicht über die Hilfen der Euro-Länder für Athen. Im April diesen Jahres trat Brinkhaus bei den angestrebten Reformen der Euro-Zone im Namen der Unions-Fraktion überraschend deutlich auf die Bremse und nahm damit auch mancher Euphorie in Paris und Berlin den Wind aus den Segeln.


In die CDU kam er schon zu Schulzeiten über die Junge Union. Anfangs belächelt für seine Kandidatur, zog er westfälisch-stur das Ding durch - obwohl kein prominenter Unions-Politiker sich öffentlich auf seine Seite schlug. 2014 stand Brinkhaus ein Karrieresprung ins Haus: Er wird zu einem der Stellvertreter des Unionsfraktionsvorsitzenden berufen, gegen den er sich nun in der Wahl durchgesetzt hat.


Brinkhaus hatte seine Kandidatur unter anderem mit dem Wunsch nach einer aktiveren Rolle der Unionsfraktion gegenüber der Regierung begründet. Zudem warb der 50-Jährige für mehr Teamgeist. „Er brannte förmlich für den Fraktionsvorsitz", beschrieb der CDU-Politiker Gunther Krichbaum die Bewerbungsrede von Brinkhaus.


Wiederholt hatte Brinkhaus betont, seine Kandidatur richte sich nicht gegen Merkel. Er stehe loyal zur Kanzlerin. Merkel zu beschädigen sei genau das, was niemand wolle - „und schon gar nicht ich", waren seine Worte.


Immerhin hatte Brinkhaus vorab die Kanzlerin und Kauder über seine Pläne informiert - und über Kauder kein böses Wort verloren. Er ist auch nicht der Typ, der in den Hinterzimmern um Stimmen feilscht. Sein Programm ist simpel: Nach 13 Jahren Kauder brauche es neue Köpfe, Aufbruch, frischen Wind. „Ich kandidiere für neuen Schwung in der Fraktion, nicht gegen die Kanzlerin", betont er.


Er meint, man müsse viel stärker für den Zusammenhalt im Land kämpfen - aber nicht mit immer höheren Sozialleistungen. „Wir können die Gräben in der Gesellschaft nicht mit Haushaltsmitteln zuschütten." Anders als Kauder, der sich anfangs niemals mit AfD-Politikern in eine Talkshow setzen wollte, will Brinkhaus verstärkt „mit jenen ins Gespräch kommen, die sich von uns abgewandt haben". Auch im Mittelstand gebe es immer mehr Protestwähler, „um die wir uns stärker als bisher kümmern müssen", so Brinkhaus.


Als er nach dem Erdbeben in der Fraktion, seinem völlig überraschenden 125 zu 112 Stimmen-Sieg kurz vor die Kameras tritt, sagt der 50-Jährige trocken: „Jetzt geht es ganz schnell darum, wieder an die Arbeit zu kommen." Von morgen an müsse man wieder das tun, „was die Menschen von uns erwarten: an der Sache zu arbeiten." (mit dpa, rtr)

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