Bis am Kindergarten St. Georg die ersten Baumaschinen
anrollen, wird es noch ein bisschen dauern. Frühestens 2022 kann die
Generalsanierung richtig losgehen. Die Kirche ist davon wenig begeistert. In
einem offenen Brief kritisieren die katholische Kirchenstiftung St. Georg und
der Trägerverein des Kindergartens die Informationspolitik des Rathauses und
des Gemeinderats. Bürgermeister Wieland Gsell wollte sich dazu gegenüber der
Redaktion noch nicht äußern, sondern zuerst am kommenden Dienstag das Gespräch
mit dem Gemeinderat suchen.
Die Entscheidung, den Neubau des Kindergartens vorerst auf Eis zu legen, fiel Ende Mai. Weil der Gemeinderat bei den Investitionen sparen musste, wurden verschiedene Projekte um Jahre verschoben. Dabei gibt es viel zu tun. Erst im August berichtete die Redaktion, dass sich in Zellingen verschiedene Bauvorhaben stark verzögert haben.
Der Berg an Aufgaben wurde über die Jahre immer größer, doch für einen neuen Kindergarten fehlt momentan das Geld. Die Gemeinde versichert aber, dass der Betrieb weiterhin regulär stattfinden kann. Laut Gemeindeordnung ist sie dazu sogar verpflichtet.
Kein Anruf, keine Nachricht
Pfarrer Albin Krämer ärgert sich, dass die Kirche von den geänderten Plänen erst aus der Main-Post und dem Mitteilungsblatt erfahren habe. Anfang Juli habe er mit Bürgermeister Wieland Gsell telefoniert – jedoch ohne Ergebnis. Danach: Funkstille. "Wir hatten gehofft, da kommt noch was", sagte Krämer der Redaktion. "Doch bis heute wissen wir nicht, wie es weitergeht."
"Dies kann von uns so nicht akzeptiert werden", heißt es in dem offenen Brief. Die politische Gemeinde nehme weder Träger und Eigentümer noch Kinder, Eltern oder das Personal ernst. Zur Wahrheit gehört auch: Weil die Finanzen der Kirche angespannt sind, muss das Bistum sparen. Anders als ursprünglich zugesagt, übernimmt die Diözese deshalb nicht mehr ein Drittel sondern nur noch 20 Prozent der Baukosten. Für Krämer ist das immer noch ein "Entgegenkommen der Kirche".
Der Kindergarten sei derzeit ein absolutes Provisorium. Laut Krämer ist die Dämmung veraltet und es sei schon Wasser von der Decke getropft. Das Personal versuche "irgendwie über die Runden zu kommen". Dabei sei schon seit 2012 bekannt, dass am Gebäude etwas getan werden müsse. "Wir hätten schon deutlich weiter sein können", betonte der Dekan.
Ein Architekt für den Kindergarten
In den ersten Jahren forcierten Kirche und Gemeinde eine Sanierung des Kindergartens. Doch die Kostenschätzungen waren so hoch, dass ein Neubau sinnvoller erschien. Dieser sollte von der Gemeinde geplant und betreut werden. Dafür musste ein Vertrag aufgesetzt werden, denn die Kommune ist zwar der größte Geldgeber, das Kindergarten-Grundstück gehört aber der Kirche. Die Verhandlungen starteten 2017 und dauerten zwei Jahre.
Der nächste Schritt, die Ausschreibung eines europaweiten Architekten-Wettbewerbs, wurde vom Gemeinderat in der Sitzung Ende Mai vorerst zurückgestellt. Krämer betont dagegen, dass dieses Verfahren jetzt – und nicht erst 2022 – eingeleitet werden müsse. "Wenn das Geld in ein paar Jahren da ist, müssen die Pläne stehen." Der offene Brief endet mit einer klaren Frist: In zwei Wochen müsse Klarheit herrschen, wie es mit dem Kindergarten weitergehe.
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