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Stahlharte Fakten und große Visionen - Storytelling in der Industrie

Komplex, umfangreich, trocken? Die Industrie kann mehr in Sachen Kommunikation! Ob Business-to-Business oder direkt an den Konsumenten, gerade kleine und mittelständische Unternehmen können sich bei den Riesen der Branche noch einiges abschauen.


Hinter jeder Technologie, jedem Arbeitsschritt, Projekt oder Unternehmen stecken Menschen und wegweisende Zukunftsvisionen, von denen mehr erzählt werden sollte. Wie einige Unternehmen das bereits erfolgreich umgesetzt haben und wie die Mittel des Storytelling dabei helfen, Geschichten zu finden, zu erzählen und zu verbreiten, zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag.


Komplexe Ideen verständlich gemacht: Forschung & Entwicklung

Raffinierte Ideen, aber keiner weiß davon? Gerade in Unternehmen, die forschen und Technologien weiterentwickeln, lassen sich spannende Geschichten mit besonderer Bedeutung finden. Die Kunst besteht darin, die komplizierten Themen auf ihren Kern herunterzubrechen - nur so werden sie wirklich verständlich. Der Technologiekonzern Siemens beispielsweise nutzt die Mittel des visuellen Storytelling, um auf Instagram Einblicke in die Unternehmenskultur zu geben und von neu entwickelten Technologien oder umweltschonenden Projekten zu erzählen. Einiges abschauen können sich Unternehmen in der Industrie auch beim Europäischen Patentamt. Jedes Jahr wird hier der Europäische Erfinderpreis vergeben und alle Finalisten mit ihren Ideen in humorvollen Videos porträtiert. Besonders im Kopf bleibt der Melkroboter für gesündere Kühe, der in der Kategorie Industrie nominiert wurde.


Ist die richtige Story im Unternehmen erst einmal gefunden, sollte sich auf die Frage des „Warum" konzentriert werden, bevor von Produkten und Herangehensweise - also dem „Was" und „Wie" - erzählt wird. Was treibt die Entwickler und Ingenieure an? Welche gesellschaftlichen Probleme stecken dahinter? Wo wollen sie mit der Erfindung einmal hin? Im Storytelling stehen nicht die Produkte und Services im Vordergrund, sondern die Geschichte dahinter, die echten Mehrwert für die Zielgruppe bietet. Während Unternehmen so ganz nebenbei ihre Expertise und Rolle in der technologischen Entwicklung unterstreichen, werden auch die Mitarbeiter wertgeschätzt.

Ein Auszug der Karriereseite von Siemens.


Das Unternehmen als Mentor: Employer Branding

„Du bist ein Gastarbeiterkind. Du wirst wie ich in der Fabrik arbeiten und vielleicht putzen gehen, aber niemals in einem solchen Büro arbeiten" - Schon mit fünf Jahren wusste Zehra Kaval, sie würde eines Tages bei Siemens arbeiten. Wie sie es als Management-Assistentin bis in die Digital Division Factory geschafft und wer sie auf ihrem Weg begleitet hat, erzählt Siemens auf der Karriereseite in Geschichten wie „Nicht einmal meine Mutter konnte mich aufhalten".


Da ist Dr. Wang, der schon immer davon geträumt hat, einen Roboter selbst zu bauen, oder die britische Veteranin Victoria, die als Flugzeugbauingenieurin den Weg in das zivile Leben zurückfand. Das Unternehmen setzt auf ganz persönliche und emotionale Mitarbeiterstorys und damit auf erfolgreiches Employer Branding. Gerade in Branchen, die vom Fachkräftemangel beherrscht werden, wird die aktive Pflege der Employer Brand zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Preise, Innovationen, große Visionen? Wer dabei wirklich authentisch bleiben will, spricht nicht nur von Erfolgen, sondern auch von Hürden und schwierigen Entscheidungen. Können diese gemeinsam überwunden werden, positioniert sich das Unternehmen wie von alleine als Mentor des eigenen Teams.


Wertewelt und Unternehmenskultur

Doch was für ein Mentor soll das eigene Unternehmen sein? Vom Architekten, über den Pionier bis zum Kapitän beschreibt Jonah Sachs in seinem Buch „Story Wars" fünfzehn Archetypen, an denen sich Unternehmen für die Findung der eigenen Mentorenrolle orientieren können. Ob inspirierend, rebellisch, planend oder zukunftsweisend: Wichtig sind die aktiv gelebten Unternehmenswerte, die sich wie ein roter Faden durch die interne und externe Kommunikation ziehen. Stahlbauer thyssenkrupp beispielsweise hat seinen Unternehmenswert „Compliance" mit Verlässlichkeit, Aufrichtigkeit, Glaubwürdigkeit und Integrität zur zentralen Leitlinie des Unternehmens gemacht. Schriftlich fixiert und tatsächlich gelebt, bestimmt dieser das tägliche Handeln der Mitarbeiter und wird für alle auf der Website sichtbar gemacht.


Die Mittel des Storytelling sind dabei nicht nur auf die Kommunikation internationaler Konzerne mit großen Marketingbudgets anwendbar, sondern genauso für kleine und mittelständische Unternehmen in der Industrie interessant. Stehen nicht Produkte und Services im Fokus, können Geschichten und Inhalte mit echtem Mehrwert für Konsumenten wie Experten entstehen. Ob Newsletter, Blog, Social Media oder sogar der abschließende Geschäftsbericht: Neu gedacht, eignen sich auch die bereits bestehenden Kanäle für Storys von Unternehmen und Mitarbeitern.

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