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Auf den Saiten hin- und hergerissen | Zola Jesus live in Hamburg

Zola Jesus.

An unserem letzten Abend beim Iceland Airwaves 2013 nahmen wir Platz im Gamla Bíó, einem der ältesten Theater in Reykjavíks Stadtzentrum, nur ein paar Minuten vom Hafen entfernt. Damals ließ man die Bestuhlung auch für die Festivalkonzerte noch drin, was uns nach vier Tagen mit Livemusik nonstop ab 12 Uhr mittags bis spät in die Nacht hinein sehr entgegenkam. Es war endlich die Gelegenheit für mich, Zola Jesus das erste Mal wirklich bewusst zu hören. Denn trotz diverser Möglichkeiten auf Festivals zuvor und des Hypes um ihr 2011er-Album „Conatus" schaffte ich es bis dahin dennoch nicht, mich wirklich mit ihrer Musik zu beschäftigen.


Neben Hjaltalíns Auftritt in der Harpa blieb mir kein Konzert des Airwaves '13 so sehr in Erinnerung wie Zola Jesus' Set. Nika Roza Danilova peste in einem kurzen Kimono und mit den Haaren zu festem Dutt geschnürt über die Theaterbühne, von links nach rechts und wieder zurück, zwischen den Reihen des Publikums hin und her. Zu den bollernden Synthies und dem furiosen Spiel ihrer Geigerin wirkte die gerade mal 1,53 Meter messende Amerikanerin auf mich wie eine manisch besessene Anti-Entertainerin, wie ein sympathisch-introvertierter und dennoch intensiv-aufgedrehter Giftzwerg. Damals spielte sie zur „Versions"-Platte quasi eine Best-of-Show mit auf Streicher umkomponierten Songvariationen ihres Kataloges. Man hätte sich keinen besseren Einstieg in ihre Musik wünschen können.


Nun tourt Zola Jesus mit ähnlichem Live-Setup zur neuen Platte „Okovi", die sich hauptsächlich mit Verlusten, Depressionen und gescheiterten Suizidversuchen in ihrer Familie auseinandersetzt. Candypop gab es von der inzwischen 28-Jährigen ja noch nie, „Taiga" von 2014 stand dennoch als angeblich „zu glatt" in der Kritik. Dabei hat das neue Album einige noch viel offensivere Hooks in petto. Etwa das dancepopige Technostück „Remains" oder das unmissverständlich geradeaus gestrickte „Soak". Auf „Witness" wiederum fährt ihre trainierte Opernstimme zu ihrem bisher schönsten Streicherarrangement zur Höchstleistung auf, ebenso grandios ist das aggressiv gerissene Geigen/Beat-Behemoth „Exhumed". Allein aufgrund des unglaublich starken Materials könnte uns also die beste Zola-Jesus-Tour seit 2013 erwarten.


Logisch, dass wir euch deshalb gerne zu Zola Jesus' „Okovi"-Show einladen möchten. Danilova spielt am 29. November im Hamburger Uebel & Gefährlich. Wir haben zwei Gästelistenplätze für euch - mailt uns einfach bis zum 26.11. mit dem Betreff „Zola Jesus" euren Namen an redaktion@lesflaneurs.de. Viel Glück!
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