"Im Freibad ist die größte Gefahr das Smartphone"
Nicht umsonst bekämpft Bäderland in seiner neuen Plakataktion (mit diskussionswürdiger Grammatik, wie wir gestern berichteten) die Ablenkung durch Smartphones in Schwimmbädern. Auch Sascha Hoffmann, ausgebildeter Rettungsschwimmer und Bademeister im Holthusenbad, warnt vor ihnen. Wir haben ihn gefragt, worauf man nun, da endlich wieder Badetemperaturen herrschen, außerdem achten sollte.
Elbvertiefung: Herr Hoffmann, bei den aktuellen Temperaturen strömen die Menschen in die Freibäder. Welche Gefahren lauern dort?
Sascha Hoffmann: Die Gefahren sind da, sobald es im Schwimmbad voll wird. Jeder Gast beansprucht seinen Platz und verteidigt ihn. Das ist auf der grünen Wiese genauso wie im Wasser. Leider geschieht das oftmals auf Kosten der Rücksicht aufeinander. Nichtschwimmer sind natürlich am meisten gefährdet. Die also bitte nur mit Schwimmflügeln und im Nichtschwimmerbereich ins Wasser!
EV: In Hamburg mussten ja bereits einige Badegäste aus dem Wasser gerettet werden. Woran erkennt man, dass jemand gleich ertrinkt?
Hoffmann: Untypische Bewegungen sind verdächtig. Der normale Schwimmer bewegt sich mit Froscharmen und Froschbeinen, so nenne ich das immer, oder mit den bekannten Kraulbewegungen. Orientierungslose Arme, die gerade noch so aus dem Wasser gucken und strampelnde Beine würde ich als untypische Bewegungen erkennen. Und natürlich: ein Hilferuf, den Kleinkinder allerdings nicht schaffen, weil sie oft vor Panik nicht mehr atmen können. Aber bis dahin ist der Bademeister schon da.
EV: Und wenn nicht?
Hoffmann: Als Erstes sollte man den Notrufknopf drücken, der normalerweise in allen Bädern überall erkennbar vorhanden ist. Wenn nicht, muss man die Situation abschätzen, möglicherweise kann man selbst helfen. Allerdings sollte man sich dabei nie in Gefahr bringen.
EV: Was sollten Eltern mit Kindern beachten?
Hoffmann: Ich wünsche mir, dass die Handys der Eltern endlich mal im Schrank bleiben. Im Freibad ist die größte Gefahr das Smartphone, ich beobachte das viel zu oft: Die Erwachsenen stehen am Beckenrand und achten nur auf das Gerät, während das Kind im Wasser ist. Was auch viele unterschätzen: zu viel Sonnencreme unter den Schwimmflügeln. Die können dadurch leicht abrutschen.
EV: Stimmt es, dass immer weniger Kinder vernünftig schwimmen können?
Hoffmann: Früher musste man schwimmen lernen, heute werden die Kinder von ihren Eltern gefragt, ob sie denn schwimmen lernen möchten. Oft fehlt einfach die grundlegende Einstellung, mit dem Wasser in Berührung zu kommen. In Hamburg gibt es aber viele Lernangebote fürs Schwimmen, zum Beispiel das obligatorische Schulschwimmen für alle in den 3. und 4. Klassen. Dort absolvieren etwa 87 Prozent aller Schüler mindestens das Seepferdchen oder ein höheres Abzeichen. Das ist schon sehr ordentlich, und die Zahlen steigen seit Jahren. Aber klar, 100 Prozent wären noch besser.
Max Schulte