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Myanmars Börse: Kaffeeklatsch statt Aktienhandel

Handelsblatt – 10.08.2017 – Der Kolonialstilbau in Yangons Stadtzentrum hat bereits die Herrschaft der Briten, die Besatzungszeit der Japaner und Jahrzehnte der Militärdiktatur in Myanmar überstanden. Jetzt hat hier in der früheren Hauptstadt der Kapitalismus das Sagen – aber auch das ist in dem altehrwürdigen Gebäude an der Merchant Street kein Grund für Hektik. Um halb zehn Uhr morgens öffnet der Wachmann gemächlich die Stahltür zum Handelssaal, schaltet die Lichter an und ordnet den Stapel mit Zeitungen aus der Vorwoche. „Market open“, blinkt in grüner Schrift auf der Anzeigetafel auf. Doch das Parkett bleibt leer, die Kurse laufen unverändert über den Ticker. Wo das Tagesvolumen der gehandelten Aktien angezeigt werden soll, stehen statt einer Zahl nur vier Striche.

Myanmars Aktienmarkt ist die jüngste Börse der Welt. Sie sollte der schnell wachsenden Wirtschaft des Landes neue Kapitalquellen erschließen. Doch seit dem Handelsstart vor etwas mehr als einem Jahr kommt der Finanzmarkt in dem noch vor kurzem international isolierten Land nicht vom Fleck. Nur ein Bruchteil der Bevölkerung verfügt in der ehemaligen Militärdiktatur über ein Bankkonto – noch weniger haben sich mit Investitionen in Aktien beschäftigt. Ein deutscher Finanzmanager möchte das nun ändern.

Rudolph Rolles heißt der Mann, der dem Finanzplatz zum Durchbruch verhelfen will. So steht es zumindest in seinem Pass. Auf seiner Visitenkarte hat sich der Geschäftsführer von KBZSC – dem größten Wertpapierhändler des Landes – für ‧„Rudi“ entschieden. Das sei weniger formell und gefalle ihm deutlich besser, sagt der gebürtige Saarländer, der den Großteil seiner Karriere in Asiens Finanzindustrie verbrachte. Die lockere Art passt zu Yangons familiärer Finanzwelt: Die wenigen Männer, die am späten Vormittag in den Handelssaal kommen, um sich über die Kurse auszutauschen, scheinen sich alle zu kennen. Sie tragen Sandalen und blättern nebenbei in der Zeitung. Der Börsenbesuch ersetzt den Kaffeehaustratsch.


Den kompletten Text finden Sie auf Handelsblatt.com

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