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Indien tüftelt an der schlauen Stadt

Die indische Stadtbevölkerung wächst rasant. Vernetzte Retortenstädte sollen das Land entlasten – der Aufbau neuer urbaner Lebensräume gilt als zentrale Zukunftsfrage. Auch deutsche Investoren hoffen auf gute Geschäfte.

Vom Dachgarten blicken die Besucher des Einkaufszentrums im ostindischen Bundesstaat Andhra Pradesh auf eine florierende Großstadt. Ein Schnellzug verlässt den Bahnhof, in den Glasscheiben der Bürohochhäuser spiegelt sich eine palmenumsäumte Flusspromenade. Der Verkehr bewegt sich in der Mittagssonne ganz ohne Staus über den Asphalt. Diese moderne, saubere High-Tech-Metropole existiert in Indien erst als dreidimensionale Animation. Doch wenn es nach Nara Chandrababu Naidu geht, soll die Vision binnen weniger Jahre Wirklichkeit werden.

Der Regierungschef der Provinz Andhra Pradesh im Osten Indiens arbeitet mit großen Ambitionen an einer neuen Hauptstadt für seinen Staat: Am Ufer des Flusses Krishna, wo momentan Ackerflächen von Gemüsebauern zu finden sind, lässt er die Retortenstadt Amaravati errichten. Heute leben dort knapp 14.000 Menschen. Nach Fertigstellung könnten es bis zu zwölf Millionen sein. Amaravati soll Indiens Aushängeschild werden: „Es wird eine Weltklassemetropole“, verspricht Naidu. „Die Stadt wird noch attraktiver als Singapur sein.“

Ob das Vorzeigeprojekt gelingt, stößt weit über die Grenzen von Andhra Pradesh hinaus auf großes Interesse. Der Aufbau neuer urbaner Lebensräume gilt für den Subkontinent als zentrale Zukunftsfrage. Die Bevölkerung des 1,3 Milliarden Menschen großen Landes wächst jeden Monat um mehr als eine Million. Noch lebt ein Großteil in ländlichen Gebieten. Doch jedes Jahr strömen mehr als zehn Millionen in Indiens Städte. Die Folge: Wohnraummangel, eine überlastete Infrastruktur, endlose Staus. Mit sogenannten Smart Cities, mit zahlreichen Sensoren vernetzten Städten, will die Regierung von Premierminister Narendra Modi den Ansturm auffangen. Alte Städte sollen massiv aufgerüstet werden, neue Großstädte auf der grünen Wiese entstehen. Auch europäische Konzerne hoffen auf auf gute Geschäfte.


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