Als Carlos Haas in Guatemala geboren wurde, herrschte dort ein blutiger Bürgerkrieg. Noch als Säugling wurde er von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Er ist sich sicher, dass er seinen leiblichen Eltern geraubt wurde und machte sich auf die Suche.
In seiner Jugend begann Carlos, sich immer mehr für seine Herkunft zu interessieren. Er lernte Spanisch, knüpfte Kontakte in sein Geburtsland und reiste mit 30 Jahren zum ersten Mal nach Guatemala. Dort erfuhr er immer mehr über die dunkle Vergangenheit des kleinen Staates in Zentralamerika und die Militärdiktatur der 1980er Jahre. Schon bald begann er daran zu zweifeln, dass seine Eltern ihn freiwillig zur Adoption freigegeben hatten.
Während des Bürgerkriegs sind Adoptionen nicht immer auf legalem Weg zustande gekommen. Die Papiere für Adoptionen ins Ausland waren unter der Militärdiktatur einfach zu bekommen. Es floss viel Geld. Ein Netzwerk aus Militärs, Anwälten und Waisenhäusern entwickelte ein lukratives Geschäftsmodell. Sie gaben die Kinder sogar gegen den Willen ihrer leiblichen Eltern zur Adoption frei.
Wie war es in seinem Fall? Hat ihn seine Mutter freiwillig abgegeben oder wurde er seiner Mutter einfach weggenommen? Und: Lebt sie noch? Carlos begibt sich auf die Suche nach seiner Mutter, auf eine Reise, die sein Leben verändern soll. Unser Autor Martin Reischke konnte ihn dabei begleiten.
Autor: Martin Reischke
Redaktion: Andrea Peters