Was der Philosoph Charles Eisenstein fordert, klingt esoterisch und naiv: Eine Revolution der Liebe soll uns aus der Krise führen? Überraschenderweise stützt die Biologie vieles von dem, was er sagt: Vor allem, dass wir unser Verhältnis zur Natur überdenken müssen, wenn wir langfristig überleben wollen.
Von: Marlene Halser
Stand: 08.05.2020
Was eigentlich ist "die Natur"? Ein unbelebtes Ding, dass der Mensch nach Belieben verändern, abbauen und zu Geld machen darf? Oder ein lebender Organismus, den es zu schützen gilt? Und welche Rollen spielen wir Menschen in all dem? Stehen wir über der Natur und dominieren sie, oder sind wir ein Teil von ihr?
Die Weltsicht des US-amerikanischen Philosophen Charles Eisenstein basiert auf dem Konzept von Interbeing. Es besagt: Alles ist verbunden. Alles Leben ist Beziehung. Nichts kann deshalb als voneinander getrennt betrachtet werden. Das bedeutet in Bezug auf den Umweltschutz: Alles, was wir der Natur antun, schadet letztlich auch uns selbst. Ein Gedanke, der in der modernen westlich geprägten Wissenschaft nicht vorherrschend war, der aber plötzlich, in der Krise, in der uns Klimakatastrophe und der Coronavirus bedrohen, gar nicht mehr so abwegig erscheint.
Der WeltbiodiversitätsratLaut der Biologin Katrin Böhning-Gaese ist es just die Biologie, die nun ebenfalls ihre Weltsicht auf das Verhältnis von Mensch und Natur auszuweiten scheint. Im Weltbiodiversitätsrat, einem internationalen Zusammenschluss von Forschern zum Thema Biodiversität, haben Teilnehmende aus Bolivien und Australien kürzlich durchgesetzt, dass das Konzept von "Mutter Natur" gleichwertig neben der westlichen Sicht auf die Dinge steht. Katrin Böhning-Gaese sagt auch: Philosophische Konzepte, wie das von Charles Eisenstein, haben das Potenzial uns gedanklich auf einen neuen Weg zu bringen. Ein Umdenken, das gerade jetzt, mehr denn je, notwendig scheint.
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