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Wer spricht?

Manuel Höttges wurde in grauer Vorzeit, nämlich Mitte der 80er, geboren, ist ein erfolgreicher Grundschulabsolvent und wurde während seiner Zeit an der Albert-Schweitzer-Grundschule im Duisburger Süden diverse Male mit der Teilnehmerurkunde des Sportfests ausgezeichnet. Im Unterrichtsfach Schreiben war er stets einer der Besten und so wunderte sich niemand, als er bereits 17 Jahre nach Verlassen der Grundschule den Entschluss fasste, das geistige Treibholz in seinem Hirn der Werbebranche anzutun. Sprich: Der Junge will Texter werden. In richtigem Dschörmän sagt man „Copywriter“, was man gut finden aber auch lassen kann. Nach seinem Abitur und dem anschließenden Zivildienst beschloss Manuel Höttges, eine vertraglich vereinbarte, dreijährige Lücke im Lebenslauf zu hinterlassen. In dieser Zeit wurde er oft auf den kleinen und teilweise auch größeren Bühnen der Republik gesehen, wie er hilflose Gitarrenhälse würgte, um ihnen einige pop-rockige Klänge zu entlocken. Wenn irgendwann der Realismus seinen Tribut fordert und der Punkt gekommen ist, von dem an es albern wäre, weiter an den Durchbruch der eigenen Band zu glauben, geht man endlich mal wieder unter die Dusche merkt plötzlich: „Ein Germanistikstudium ist genau mein Ding!“ Und so kam es dann auch. Manuel Höttges, gesegnet mit der Größe einer neugeborenen Giraffe (einer relativ kleinen neugeborenen Giraffe), kämpfte sich durch den Urwald an jährlich wechselnden Prüfungsordnungen, den Prüfungsanmeldungsmodalitäten einer Fakultät, die offensichtlich die neuesten Entwicklungen dieser sogenannten „EDV“ nicht gänzlich mitbekommen hat und schickt sich an, ein Meister seines Fachs zu werden. Ein Master of Arts, THE Master of Arts…actually Master of a single Art…vielleicht aber auch Master of the most important Art. Man wird es abwarten müssen. Fakt ist allerdings, dass ein Germanistikstudium weder glamourös noch kunstvoll ist. Es ist Wissenschaft. Der Autor hat Duisburg mittlerweile hinter sich gelassen und residiert mit einer sympathischen jungen Frau und einigen Haustieren in Düsseldorf. Das ist der positive Aspekt einer traurigen Gegenwart: Ein 30-jähriger junger Mann, der glücklicherweise nicht mehr zur Uni gehen muss und nur darauf wartet, eine Bescheinigung zu erhalten, die ihn berechtigt, vollkAvatarommen überzogene Gehaltsvorstellungen abzugeben. Immerhin werden die kommenden Vorstellungsgespräche von herzlichem Gelächter erfüllt sein. Und wer weiß? Wenn das letzte Kichern verstummt ist und die letzte Träne getrocknet, vielleicht greift der Personalchef einer Agentur zum Hörer, wählt mit breitem Grinsen eine Nummer und donnert nach kurzer Pause ins Telefon: „Weißte was? Das hat uns hier letztens so viel Freude bereitet. Komm‘ einfach mal jeden Tag hier her und hau noch son paar Klopper raus. Aber das mit dem Gehalt kannste dir abschminken. Wir sind hier schließlich bei der Werbung.“ Immerhin wäre ich dann so einer, der tatsächlich irgendwas mit Medien macht. (von https://dampfbloque.com/wer-spricht/)