Mehrere Millionen Zuschauer schalten dienstags zur Primtime den Fernseher ein, wenn er darüber urteilt, was eine gute Start-up-Idee ist: Investor Frank Thelen. Von Anfang an ist er in einer der beliebtesten Fernsehsendungen Deutschlands zu sehen. Seine Expertise scheint grenzenlos. Seit zwei Jahrzehnten gründet er Start-ups, seine Produkte erreichen mehr als 100 Millionen Kunden in rund 60 Ländern. Thelen weiß aber nicht nur, wie es auf der Gewinnerseite aussieht, sondern auch, wie man sich nach einer Niederlage wieder nach oben kämpft. 2000 stand er kurz vor der Privat-Insolvenz. Von Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde der Digitalexperte, der auch Mitglied im Innovation Council der Bundesregierung ist, mit dem „Microsoft Innovate4Society-Award" ausgezeichnet.
Mit TECHBOOK sprach der Unternehmer, wie die Sendung sein Leben verändert, sich die Show in all den Jahren gewandelt hat und welche Technologie er sich in Zukunft wünscht.
TECHBOOK: Seit sechs Jahren sind Sie Juror in „Die Höhle der Löwen". Macht Ihnen der Job noch Spaß?
Frank Thelen: Ich bin nach wie vor dankbar für die Chance, die Sony und Vox mir damals gegeben haben, als sie mich als unbekanntes Gesicht in die Show geholt haben. Wir sind damals alle ins Risiko gegangen, da keiner wusste, ob das Format funktionieren würde. Es ist schön zu sehen, wie sich DHDL zur Erfolgsgeschichte entwickelt hat und ein Teil davon zu sein. Ich mag die anderen Löwen und verstehe mich gut mit dem Produktionsteam. Allerdings sehe ich meinen Part bei DHDL nicht als meinen „Job", sondern als ein sehr zeitintensives Hobby. Ich bin in erster Linie Tech-Investor und CEO von Freigeist Capital.
Hier möchte ich mitwirken und mit meinem Kapital und meiner Expertise junge Tech-Start-ups unterstützen, die mit diesen technologischen Innovationen etwas positives bewirken wollen. Gleichzeitig will ich versuchen, mindestens eins dieser Tech-Start-ups zu einem Weltmarktführer mit aufzubauen, damit nach SAP endlich wieder ein Tech-Champion aus Europa kommt. Nur so können wir unsere wirtschaftliche Lage gegenüber den USA und China stärken und weiter auf Augenhöhe mit ihnen verhandeln. Deshalb bin ich in der aktuellen Staffel auch kürzer getreten, denn dieses Vorhaben ist sehr zeitintensiv.
Die Pitches werden von Jahr zu Jahr besser, die Gründer kommen immer besser vorbereitet in die Show. Auch die Dynamik zwischen den Löwen wird immer spannender, inzwischen wird sich auch schon mal um einen Deal gestritten. Das war anfangs noch nicht so.
„Die Höhle der Löwen" ist sehr beliebt bei den TV-Zuschauern.Viele Millionen Menschen sehen sich die Sendung jeden Dienstag an. Wie hat sich Ihr eigenes Leben durch die Show verändert?
Die Show hat mich in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt gemacht und mir eine Stimme verliehen, wofür ich sehr dankbar bin. Dadurch habe ich die Chance bekommen, mich mit vielen klugen Köpfen auszutauschen und mein Netzwerk gerade in die Politik und Wirtschaft weiter auszubauen. Auch auf meinen Social-Media-Kanälen merke ich natürlich das Interesse an meiner Person, auf LinkedIn folgen mir inzwischen 150.000 Menschen und sogar auf Instagram sind es 120.000. Meine Bekanntheit öffnet mir und meinen Portfolio-Unternehmen viele Türen und dafür bin ich sehr dankbar.
Zunächst müssen die Gründer es schaffen, mich für ihr Produkt zu begeistern. Ich muss vom Bedarf und vom Marktpotenzial des Produkts überzeugt sein und auch persönlich Lust darauf haben. Auch das Gründerteam muss mich überzeugen, vor allem müssen sie ihre Zahlen im Griff haben. Im Idealfall setzt es sich dann noch aus mehreren Personen zusammen, die in unterschiedlichen Bereichen stark aufgestellt sind.
Je mehr ich mich mit dem Klimawandel auseinandersetze, desto bewusster wird mir, wie ernst die Lage um unseren Planeten ist. Ich bin mir sehr sicher, dass Sanktionen und ein Umdenken der Bevölkerung alleine den Planeten nicht retten können. Wir brauchen technologische Durchbrüche, die nachhaltige und gleichzeitig effiziente Alternativen zu den heutigen Ursachen des Klimawandels bieten. Wir brauchen Durchbrüche im Bereich Erneuerbare Energien, Energiespeicher wie Kraftblock und ein smartes Energienetz, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen. Batterietechnologien müssen besser werden, um unsere Mobilität langfristig nachhaltig zu machen, sei es auf den Straßen oder in der Luft. Und wir müssen weiter im Bereich New Materials forschen, um Alternativen zu endlichen Ressourcen zu finden. Nur so können wir zukünftig ein nachhaltiges Leben führen.
Wir brauchen eine stabile Digitalwährung auf Basis einer modernen Distributed Ledger Technologie wie der Blockchain. Ich bin kein Freund von Währungsspekulationen, sondern will sichere und effiziente Zahlungen ermöglichen. Bei Libra sehe ich diesen Wert und nach meiner Einschätzung ist die Währung fair, sauber und transparent aufgezogen. Von daher finde ich Libra sinnvoller als zum Beispiel Bitcoin, denn hier wird Energie verschwendet, um Spekulation zu betreiben und nicht um Handel zu ermöglichen. Noch besser fände ich einen Euro-Coin. Eine Währung ist beim Staat gut aufgehoben, wenn der sich denn traut, progressiv zu gestalten. Wichtig: Es darf keine Energie mehr verschwendet werden, um substanzlose Spekulation zu betreiben.