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"Wet-A** Pu**y": Cardi B rappt über ihre Vagina und Männer fühlen sich bedroht | Wienerin

Der neue Song von Cardi B und Megan Thee Stallion bricht aktuell sämtliche Rekorde – und entfacht dabei eine Debatte über weibliche Sexualität.


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Der erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Song "WAP (Wet-A** Pu**y)" der beiden US-Rapperinnen Cardi B und Megan Thee Stallion dominiert aktuell die Charts und bricht einen Rekord nach dem anderen. Während Frauen auf der ganzen Welt die direkte Art, mit der die beiden über ihre Sexualität und das weibliche Geschlecht rappen, feiern, stoßen sich viele Männer an dieser Offenherzigkeit (suprise, surprise).


© YouTube


"Dafür haben Feminist*innen also gekämpft"

So zum Beispiel der US-amerikanische rechtskonservative Autor und politische Kommentator Ben Shapiro. Dieser veröffentlichte ein Video, indem er den Text des "problematischen" Songs vorliest, dabei erklärt, wie vulgär der Inhalt nicht sei und spottet: "Dafür haben Feminist*innen also gekämpft. Darum ging es in der feministischen Bewegung. Und wer etwas dagegen sagt, ist ein Frauenfeind".

Darüber hinaus fände er die Äußerungen im Song mehr als beunruhigend und hätte Bedenken ob der Gesundheit der beiden Künstlerinnen: "Meine einzige Sorge ist, dass diese Frauen in dem Video, die angeblich 'einen Kübel und Wischmopp' benötigen, die angemessene medizinische Behandlung erhalten. Meine Frau ist Ärztin und ihre Diagnose lautet: bakterielle Vaginose, Hefeinfektion oder Trichomoniasis".

Okaaay. Dass Frauen aus anderen Gründen eine "Wet-A** Pu**y" haben könnten, etwa weil sie sexuell erregt sind, kommt für ihn und seine Frau (, die - wie wir hier nochmal betonen möchten - Ärztin ist!) also nicht in Frage.


Cee Lo Green: "Enttäuschend auf einem persönlichen sowie auf einem moralischen Level"

Aber nicht nur aus der politischen Rechten hört man kritische Stimmen. Auch in den eigenen musikalischen Reihen stößt der Song auf Unmut: So beschreibt Sänger Cee Lo Green das "WAP"-Video als "enttäuschend auf einem persönlichen sowie auf einem moralischen Level". Er führt aus: "Es gab einmal eine Zeit, in der wir klug genug waren, gewisse Dinge in Codes zu verpacken. Mittlerweile ist Musik einfach nur schamlos".


Woher der Hass?

Traurigerweise kommt die ~auffallend männliche~ Aufregung über einen Song, in dem sich Frauen offen über Sex und ihre Genitalien äußern, nicht gerade überraschend. Aufregung über etwas, das Männer seit Jahrzehnten tun – wie viele Songs gibt es, in denen Männer mit der Größe ihres Geschlechtsteils angeben? Seit jeher werden aber Frauen von unserer Gesellschaft dazu angehalten, die eigene Sexualität und Lust ja nicht zu thematisieren und bitte nur hinter verschlossenen Schlafzimmertüren oder in Pornos für den männlichen Bedarf auszuleben.

Die aktuellen Reaktionen zeigen allerdings auch, dass Schwarze Frauen von diesem Stigma noch einmal mehr betroffen sind: So wird es noch akzeptiert und sogar als "empwowering" beschrieben, wenn Lady Gaga in "LoveGame" ihren "Disco Stick" reitet, aber als "vulgär" empfunden, wenn zwei Schwarze Musiker*innen über ihre eigenen Geschlechtsteile rappen.

Seit hunderten von Jahren werden gerade Schwarze Frauen auf ihre Körper reduziert und fetischisiert. Berühmtestes Beispiel aus der Geschichte: Sara Baartman, eine südafrikanische Frau, die 1810 nach Paris gebracht und dort zur Belustigung der Gesellschaft öffentlich ausgestellt wurde. Gegen etwas Geld konnten Passant*innen ihren Intimbereich anfassen. Nachdem sie fünf Jahre später verstarb, sezierte Wissenschaftler Georges Cuvier Baartman öffentlich und stellte ihre Genitalien zur freien Beschau aus. Auch die Geschichte der Versklavung Schwarzer Menschen in den USA hat zur sexuellen Stigmatisierung und Fetischisierung Schwarzer Frauen, die bis heute anhält, beigetragen.


Hallo, es ist 2020!

Eines ist klar: Der Song und das Musikvideo der beiden Rapperinnen müssen nicht jedem*r gefallen. Es gibt mehr als genug, was auch wir an "WAP (Wet-A** Pu**y)" kritik- oder zumindest fragwürdig finden. (Was zur Hölle macht Kylie Jenner in diesem Video?). (Schwarzen) Frauen die Freiheit abzusprechen, sich über ihre Sexualität und ihren eigenen Körper zu äußern - so wie Männer es gerade im Rap/HipHop-Bereich seit Jahrzehnten tun - kann’s im Jahr 2020 aber wohl echt nimmer sein.

 

 

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