1 abonnement et 3 abonnés
Article

"Vorbereitung auf die große Konfrontation mit Iran"


US-Präsident Trump erkennt per Dekret die syrischen Golanhöhen als Staatsgebiet Israels an. Die meisten Zeitungen im Nahen Osten sind sich in der Bewertung dieses Schrittes einig – die Begründungen fallen aber umso diverser aus. Eine Presseschau.


Maariv

Maariv gehört zu den meistgelesenen Zeitungen Israels. Gegründet wurde sie von Ezriel Carlebach, einem israelischen Journalisten deutscher Herkunft. In der Medienlandschaft des Landes nimmt Maariv meist eine gemäßigt konservative Position ein.

Der Journalist Shlomo Shamir hat in seinem Artikel jedoch ausschließlich Kritik an Trumps Außenpolitik übrig, die "nicht kohärent" sei. Denn mit der Anerkennung der Annexion der Golanhöhen würde er die Aussicht auf Frieden im Nahen Osten zerstören. Außerdem ist er sich sicher, dass der syrische Präsident Baschar Al-Assad als Gewinner aus der Kontroverse um die Anerkennung hervorgeht: "Dank Trump wird Assad vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag nicht wegen Völkermord verklagt, sondern von den Großmächten freigesprochen".

Hier geht's zum Artikel

Israel Hayom

Israels meistgelesene Zeitung Israel Hayom ist bekannt für eine wohlwollende Berichterstattung gegenüber Premier Benjamin Netanyahu und hat sich so den Spottnamen "Bibis Zeitung" erworben. Israel Hayom gehört zu den wenigen Pressestimmen, die "Bibis" Freude über Trumps Entscheidung teilt.

Der Autor und Vorsitzende des Golan-Regionalrates, Haim Rokach, unterstreicht in seinem Kommentar vor allem die historische Verwurzelung des Volkes Israel auf den Golanhöhen. Denn dort fänden sich viele Spuren des antiken Judentums: "In den 52 Jahren, seitdem wir in die Golanhöhen gezogen sind, wurden 34 antike Synagogen aus verschiedenen Epochen entdeckt."

Die Anerkennung des israelischen Anspruchs auf die Golanhöhen durch Trump sieht er daher als folgerichtige Entscheidung nach der Botschaftsverlegung ein Jahr zuvor. Und auch für die Zukunft seiner Region hat er Pläne: "Ich möchte die Bevölkerung auf den Golanhöhen innerhalb eines Jahrzehnts verdoppeln."

Hier geht's zum Artikel

Al-Quds Al-Arabi

Die pan-arabische Tageszeitung Al-Quds Al-Arabi hat ihren Hauptsitz in London und ist in den Händen palästinensischer Expats. In seinem Kommentar bezeichnet der Journalist Wasem Sada die Anerkennung der israelischen Souveränität auf den Golanhöhen als "weiteren Beitrag zum Ausbau der Harmonie" zwischen Trump und Netanyahu. Vor diesem Hintergrund sei die "fortwährende Vorbereitung auf die große Konfrontation mit Iran" nicht als bloße Rhetorik des israelischen Premiers zu verstehen. Im Gegenteil: Der Beschluss sei der Beweis dafür, dass für beide Regierungschefs ein "umfassender Krieg in der Region unter israelisch-amerikanischer Zusammenarbeit" durchaus vorstellbar ist.

Hier geht's zum Artikel

An-Nahar

Die libanesische Zeitung An-Nahar sorgt sich vor allem über die Auswirkung der Entscheidung auf das eigene Land und seine Staatsgrenze im Süden. So wäre eine weitere Eskalation unter Führung der Hizbullah zu erwarten, während "der Libanon den höchsten Preis zahlt". Kommentatorin Sanaa Al-Jack hält es sogar für möglich, dass eine "israelische Expansion auf Kosten der Libanesen" folgen könnte.

Wolle man die "iranische Hegemonie über den Libanon abschütteln, um die Souveränität, Politik und Wirtschaft zu retten", brauche es ein anderes Mittel als die "Beschwichtigung der amerikanischen Regierung". Denn die Amerikaner wären einzig an "mehr Zerstörung" interessiert, "um mehr Waffen zu verkaufen, damit die Länder der Region und ihre Religionsgruppen sich untereinander bekämpfen und immer mehr ins Elend stürzen." Davon würde allein Israel profitieren, so Jack.

Hier geht's zum Artikel

Al-Watan

Die saudische Zeitung Al-Watan argumentiert noch stärker entlang religiöser Linien - für den Autor Ziad Abu Ziad fällt Trumps Äußerung in die Kategorie "Entscheidungen, die christlich-religiöse Dimensionen betreffen". Laut Ziad gäbe es viele Stimmen, die den evangelikalen Vizepräsidenten Mike Pence, zusammen mit Washingtons Botschafter in Israel, David M. Friedman, und dem jüdischen "Siedlerpaten" und Milliardär Sheldon Adelson für die Entscheidung, die ins Feld des "christlich-evangelikalen Glauben" gehört, verantwortlich machen.

Wie auch für Trumps Entscheidung, Jerusalem als israelische Hauptstadt anzuerkennen, sei das Ziel, dass die Juden in ihr "gelobtes Land zurückkehren und in ihm einen Tempel errichten" könnten, bis der Messias erscheine und einen christlichen Staat gründen würde.

Auf politischer Ebene ist für Ziad offensichtlich, dass Trump bereits für die kommenden Präsidentschaftswahlen 2020 den Wahlkampf einläuten will. Um seine Wiederwahl zu sichern, suche Trump die Unterstützung der "jüdischen Lobby und rechten evangelikalen Christen".

Hier geht's zum Artikel


Von Luise Glum und Franziska Prokopetz



Rétablir l'original