Kaum ein Jahr ist die massive Protestbewegung in Algerien alt. Corona hat die Straßenproteste gestoppt. Die Regierung erhöht den Druck: Besorgniserregend ist ein neues Gesetz.
Seit April hat die algerische Regierung mehrere kritische Medien gesperrt. Quelle: picture alliance / NurPhotoZDFheute: In Algerien sind seit Anfang April mehrere Medien gesperrt worden. Sie haben in der Vergangenheit kritisch über die Regierung und die Protestbewegung Hirak berichtet, die schließlich den Langzeit-Machthaber Bouteflika zu Fall gebracht und Neuwahlen ermöglicht hat. Jetzt sind die wöchentlichen Demonstrationen wegen Corona ausgesetzt, und es werden kritische Medien vom Netz genommen - was ist da los?
Christoph Dreyer, Sprecher von Reporter ohne Grenzen Quelle: Reporter ohne GrenzenChristoph Dreyer: Der Verdacht liegt nahe, dass die Sperrungen mit der Hirak-Berichterstattung zu tun haben. Aber jetzt kommt die Corona-Krise quasi obendrauf. Das algerische Regime versucht, sich als erfolgreicher Manager darzustellen und diese Medien berichteten kritisch auch darüber. Denn am Krisenmanagement der Regierung gibt es berechtigte Zweifel. Außerdem hat die ebenfalls gesperrte Seite Maghreb Émergant kürzlich einen Leitartikel über die ersten 100 Tage des neuen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune veröffentlicht.
Im Video: Massenproteste in Algerien im DezemberZDFheute: Versucht die Regierung, die Protestbewegung und die öffentliche Kritik im Schatten der Corona-Krise auszutrocknen?
Das Interview führte Lucia Weiß. Im Video: Wie Notstandsgesetze in der Corona-Krise die unabhängige Berichterstattung in manchen Ländern erschweren