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Primacanta-Projekt: „Es wird zu viel an der Musik gespart"

„Didumdida, didumdida" tönt es über den Römerberg. Unter brüllender Hitze trällern rund 700 Kinder am Dienstag im Kanon „Ich lieb' den Frühling". Ausgerüstet mit Käppis lassen sich die Halbwüchsigen von der prallen Sonne auf dem Platz nicht stören. Mit strahlenden Gesichtern stehen sie vor der Bühne an der Alten Nikolaikirche und singen Kinderlieder zur Klavierbegleitung. Es ist das traditionelle Römerberg-Konzert, das nun schon zum achten Mal vom Primacanta-Projekt der Crespo-Foundation zur Förderung von Persönlichkeitsentwicklung organisiert wird.

„Es ist toll für die Kinder, hier mit so vielen anderen gemeinsam zu singen", sagt Ursula Hoffmann vom Kinderzentrum Gustav-Freytag-Straße. Schon zum zweiten Mal nimmt ihre Kita an dem Primacanta-Konzert teil. Eine besondere Erfahrung sei das Verbundenheitsgefühl, das für die Kinder im Zusammenklang mit 700 Stimmen entstehe. „Das ist so was Emotionales, das kann man richtig spüren", sagt Hoffmann. In ihrer Gruppe sind auch Kinder im Rollstuhl und mit Downsyndrom. „Menschen mit Behinderung spüren die Zusammengehörigkeit beim gemeinsamen Singen besonders", betont Hoffmann.

Kindern die Musik und gerade das Singen näher zu bringen - das ist das Ziel des Primacanta-Projekts. „Es wird heute zu wenig gesungen in Deutschland", sagt Projektreferentin Annette Marke, die während des Konzerts auf der Bühne steht und die Lieder anstimmt. Dabei sei Musikmachen ein Grundbedürfnis von Kindern. „Und singen kann jeder, dazu braucht man nicht mal Geld für ein Instrument." Deshalb ist das Ziel des Projekts, dass in Kitas und Schulen in Frankfurt und Rhein-Main wieder mehr gesungen wird. Durch musikalische Fortbildung sollen Lehr- und Erziehungskräfte darin unterstützt werden, das Singen mit Kindern fest in den Alltag einzubauen.

Es wird zu wenig gesungen in Deutschland

Das Konzert am Römerberg ist ein Höhepunkt des Projekts und man kann den jungen Vokalisten ihre Begeisterung ansehen. Mitten in der Stadt zu singen, dazu noch mit so vielen anderen Kindern, ist für die sechsjährige Frieda eine aufregende Sache. Ihre Kita legt besonderen Wert auf musikalische Früherziehung und bietet regelmäßigen Musikunterricht an. „Uns ist es wichtig, den Spaß an der Musik so früh wie möglich zu vermitteln", sagt Leiterin Ulrike Scheer, die mit 14 Kindern vom Frankfurter Berg angereist ist. Für Frieda jedenfalls ist klar, dass sie auch nach Primacanta mit dem Singen weitermachen will.

Die Leiterin des Projekts zeigt sich nach dem Konzert zufrieden. „Ich habe viele positive Rückmeldungen bekommen", erzählt sie. Kinder, Eltern und Erzieher zeigten großes Interesse an der musikalischen Förderung.

„Das Problem ist, dass Kitas und Schulen oft die Kapazitäten fehlen, um ihr Personal auf unsere Fortbildungen zu schicken. Es wird zu viel an der Musik gespart". Das sei ein Hauptgrund dafür, dass in Deutschland immer noch zu wenig gesungen wird.

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