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Bembel & Gebabbel: Internet-Talk-Show zieht um

Ziemlich urig ist es in der Lohrberg-Schänke. An der Decke flackert Elektrokerzenlicht im Kronleuchter, Kissenbezüge mit Baumrindenmuster schmücken die langen Holzbänke, in einer Glasvitrine an der Wand lässt sich die hauseigene Bembelsammlung bewundern. Nicht umsonst wurde das Gasthaus auf dem Lohrberg mit Skyline-Blick als neuer Schauplatz der Internet-Talkshow „Bembel & Gebabbel" auserkoren. Mit Handkäs und Äppelwoi, in typisch hessischer Manier also, empfängt Moderator Bernd Reisig hier nach der Sommerpause Promis aus Sport, Politik und Showgeschäft zu seiner Stammtischrunde.

„Die warn schon ein bisschen draurig bei der Friedberger Warte", sagt Reisig, der natürlich feinsten hessischen Dialekt spricht. Der Auszug seiner Sendung aus dem alten Apfelweinlokal nach drei Jahren sei aus schlichter Platznot erfolgt, weil es in der Warte nur 42 Plätze gab und die Tickets ständig ausverkauft waren. Kein Wunder: Die Zuschauerzahlen der hessischen Talkshow liegen mittlerweile bei bis zu 250 000 pro Sendung.

Die nächste Sendung von Bembel & Gebabbel findet nach der Sommerpause am 3. Oktober in der Lohrberg-Schänke statt.

Tickets kosten 20 Euro, Bestellung und mehr Infos unter bembel-und-gebabbel.de

Das Erfolgsrezept, glaubt Reisig, liege in der Authentizität der Sendung. „Bei uns ist nichts gestellt - die Sendung ist eigentlich eine Dokumentation", sagt der Frankfurter Medienmacher. Oder eben ein Kneipenabend, bei dem Kameras mitlaufen. „Glattes Fernsehen langweilt mich", sagt er.

Deshalb gäbe es weder inszenierten Witze noch angeleitete Lacher aus dem Publikum: „Es wird auch nichts rausgeschnitten", betont Reisig, der früher mal Manager vom FSV und von Nena war. Möglich ist das Frei-nach-Schnauze-Konzept, weil „Bembel und Gebabbel" nur online läuft und deshalb keine Vorgaben durch Fernsehsender hat. „Wir machen hier, was wir wollen", sagt der Talkshow-Master. In einer Sendung ließ er sich beispielsweise von einem Gast spontan die Haare schneiden. „Irgendwie ist es auch ein bisschen Anarchismus", sagt Riesig.

Wenn sich seine prominenten Gäste von Äppelwoi und Kerzenlicht einlullen lassen, dann erzählen sie auch gerne mal Dinge, die sie sonst eigentlich lieber privat halten. So wie der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), der in der Sendung launig verriet, dass Horst Seehofer in der CSU als „Weichei" gelte. Das bescherte der Sendung sogar einen Auftritt in der „Heute-Show" des ZDF.

Die Lohrberg-Schänke bietet jedenfalls das passende Ambiente zur Stammtischstimmung, bei der die Gäste aus dem Nähkästchen plaudern - Verzeihung: babbeln können. Ansonsten will Reisig aber nur „Kleinischgeiten" seiner Sendung verändern - das Grundgerüst mit drei Promi-Gästen pro Sendung bleibe - wobei Reisig nach eigenen Aussagen nur Leute einlädt, die er auch selber mag. Das Konzept zahlt sich aus: „Bembel & Gebabbel" ist mittlerweile die erfolgreichste Internet-Talkshow in Deutschland.

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