17.07.2017, 09:29 Uhr | Leonhard Kehnscherper, dpa-tmn, AM
Ist eine Immobilien-Leibrente als Absicherung im Alter sinnvoll? (Quelle: Photobuay/Thinkstock by Getty-Images)
Viele ältere Menschen können trotz Altersvorsorge ihren Lebensstandard nicht halten. Für Wohneigentümer gibt es aber eine Möglichkeit, die monatlichen Einnahmen zu steigern: die sogenannte Immobilien-Leibrente. Damit lässt sich das im eigenen Haus gebundene Vermögen nutzen, ohne dass der Eigentümer ausziehen muss. Wie funktioniert die Immobilien-Leibrente?Der Hausbesitzer verkauft Wohnung oder Haus und erhält dafür vom Käufer eine lebenslange monatliche Rente, also eine Auszahlung. Und er darf bis zu seinem Tod in der Immobilie wohnen. Um die Instandhaltung kümmert sich der neue Eigentümer.
Das Ganze funktioniert wie eine Wette: Lebt der ehemalige Besitzer besonders lange, erhält er vom neuen Eigentümer mehr Geld, als die Immobilie eigentlich wert war.
Ein anderes Modell ist die sogenannte Umkehrhypothek. Hier schließen die Eigentümer einen Kreditvertrag mit einer Bank oder Versicherung. Das Haus bleibt Eigentum des Besitzers, die Hypothek wird in monatlichen Raten ausbezahlt. Am Ende der Laufzeit wird die angesammelte Hypothek zurückgezahlt oder die Immobilie wechselt in den Besitz des Kreditgebers. Zudem enden die monatlichen Ratenauszahlungen.
Was sind die Vorteile?Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen, sieht darin Vorteile: Senioren bekommen Planungssicherheit, da alle wichtigen Faktoren - zum Beispiel Höhe der Rente, Zinssatz, Laufzeit - im Voraus festgelegt werden. "Wird die Immobilie beliehen, kann sie meistens auch verkauft werden - zum Beispiel im Pflegefall", sagt Oelmann. Aus dem Verkaufserlös werde dann das Darlehen getilgt.
Welche Risiken gibt es?Doch Verbraucher sollten sich auch fragen, wie wichtig es ihnen ist, in der eigenen Immobilie wohnen zu bleiben. Denn Immobilien-Leibrente oder Umkehrhypothek seien relativ teure Produkte, so Oelmann. Dies betreffe sowohl den Zinssatz für das Darlehen als auch die anfallenden Gebühren. "Dazu gehören etwa die Abschlussgebühr und die Rückversicherung der Bank gegen das Langlebigkeitsrisiko - wenn der Eigentümer also länger lebt als statistisch berechnet", sagt Oelmann.
Ein weiteres Risiko liegt darin, wie der Wert der Immobilie ermittelt wird. Hier kann es zu Sicherheitsabschlägen kommen. Denn die Immobilie dient nur dem Anbieter als Sicherheit und kann als solche nicht mehr anderweitig verwendet werden. "Deshalb ist die Immobilien-Leibrente nur für einen ganz bestimmten Personenkreis eine denkbare Alternative", sagt Oelmann.
Für wen eignet sich die Immobilien-LeibrenteSie sei grundsätzlich für Rentner gedacht, die eine weitgehend schuldenfreie Immobilie besitzen, in dieser Immobilie wohnen bleiben wollen, keine nahestehenden Erben haben und mehr Geld brauchen.
Interessierte sollten darauf achten, welches Rentenmodell sie auswählen. Wichtig ist es zu klären, wie genau das Wohn- und Nießbrauchrecht geregelt ist oder wer für die Instandhaltung- und Renovierung aufkommen muss. "Auch auf die Art und Weise der Wertermittlung der Immobilie kommt es an. Darauf beruht schließlich die Höhe der Rente", erklärt Oelmann.
Eine andere Möglichkeit: Eigentümer können die Immobilie verkaufen - ohne Leibrente. Denn ein schlechtes Szenario wäre beispielsweise, wenn die Leibrente zwar aus einem finanziellen Engpass hilft, der Rentner ein paar Jahre später aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in seinem Haus wohnen kann. "Damit wäre der Sinn und Zweck der Leibrente nicht mehr gegeben", sagt Oelmann.
Gibt es negative Aspekte?Es gibt natürlich auch eine Kehrseite: Stirbt der ehemaliger Besitzer unerwartet früh, geht die Immobilie quasi unter Wert an den neuen Eigentümer. Um das Risiko eines frühen Todes abzusichern, kann eine individuelle Mindestlaufzeit von fünf oder zehn Jahren festgelegt werden, erklärt die Deutsche Seniorenliga. Im Todesfall erhalten dann die Erben über diesen Zeitraum die Rente.