Franziskus mag Frauen. Frauen sind für ihn einflussreich und lebendig, zärtlich und klug. Er weiß: Sie sind insgeheim das stärkere Geschlecht. Familie ohne Frau geht nicht, Kirche ohne Frau - so betont der Pontifex immer wieder - auch nicht. Denn wo eine Frau ist, ist Zukunft. Auch die Zukunft des Vatikans hängt von den Damen ab. Sie sind es, die den Glauben in die Familie und in die Welt weitertragen. Und weil der Papst, anders als seine Vorgänger, das erkannt hat, folgt er einer cleveren Strategie: Er umgarnt die Katholikinnen mit seinem lateinamerikanischen Charme. Er macht ihnen Komplimente: "Die Frau ist in der Kirche wichtiger als die Bischöfe und die Priester." Er lobt die Mütter: "Danke für das, was ihr in der Familie seid." Er zeigt Verständnis für solche, die auf die schiefe Bahn geraten sind, Prostitution. Und auch für diejenigen, die in keinem katholischen Familienidyll leben: "Ich denke an den Blick einer Mutter, die sich abmüht, um dem drogenabhängigen Sohn etwas zu essen zu geben." Kurzum: Franziskus mag sie einfach alle. Für ihn ist die Frau per se gut. Und wenn sie nicht gut ist, kann sie es ja noch werden. Er versteht die Heiligen wie die Huren. Für beide hat er etwas übrig. Das nennt sich Barmherzigkeit.
Man könnte fast sagen: Franz ist ein wahrer Frauenheld. Verständnisvoll und witzig, temperamentvoll, aber geduldig. Und was tut ein Mann, um der Herzensdame seine Zuneigung zu zeigen? Genau, er macht ihr ein Geschenk, ein ganz besonderes, sodass die Frau merkt: Mensch, der meint es ernst mit mir. Da tickt Franziskus nicht anders. Deswegen schenkt der Papst allen Katholikinnen jetzt ein eigenes Frauenmagazin. Die bisherige Monatsbeilage "Frau - Kirche - Welt" der päpstlichen Tageszeitung "Osservatore Romano" wird zu einem eigenständigen Heft ausgebaut. 40 Seiten jeden Monat, verantwortet von Ordensschwestern aus dem norditalienischen Kloster Bose. Also ein Magazin von Marias für Marias. Quasi eine "Brigitte" auf Katholisch. Das ist eine Premiere im Vatikan - und ziemlich wunderbar. Denn es zeigt: Da blickt ein Papst mal anders auf die Frauen. Er nimmt sie ernst, er schätzt sie und will sie in den katholischen Diskurs einbinden.
Manche Kritiker werden an dieser Stelle die Stirn runzeln und sich denken: "Das ist ja ganz nett mit dem Magazin, aber wo bleibt die Frauenweihe?" Erstens: Man muss sich in einer Beziehung, die erst seit drei Jahren besteht, ja wohl noch steigern können. Und ein eigenes Frauenmagazin ist ein ernst zu nehmendes Zeichen. Zweitens: Gut, Sie haben recht. Das mit der Frauenweihe klappt noch nicht so wie erhofft. Die Mühlen in Rom mahlen nun mal langsam. Obwohl der Papst sich mit den Frauen wirklich Mühe gibt. Aber gegen Priesterinnen sträubt er sich. Genauso wie viele andere hochrangige Geistliche lehnt Franz es ab, Frauen aus dem ewigen Laiendasein zu erlösen.
Stattdessen versucht er ihnen andere Wege aufzuzeigen, den Blick auf das Mögliche und nicht auf das Unmögliche zu lenken. Seine Botschaft: Denkt nicht so klerikal, Mädels, sucht euch neue Rollen, die ihr gestalten könnt: "Dass die Frau das Priesteramt nicht ausüben kann, heißt nicht, dass sie weniger wert wäre als der Mann." Die weibliche Revolution, sie kann gelingen, wenn sie nicht nur an der Frauenweihe gemessen wird.
Damit das neue Frauenmagazin also tatsächlich einen Mehrwert für die Leserinnen besitzt, muss es die Sorgen und Probleme, die Lebenswelt der aktiven Katholikinnen aufgreifen. Denn Diättipps und Kreuzworträtsel gibt es schließlich schon en masse in den "Brigittes" und "Lisas" und wie sie alle heißen. Und die Lebenswelt katholischer Frauen, da hat der Papst recht, besteht nicht nur aus der Frage, wann Priesterinnen endlich am Altar stehen. Darin zu verharren, was die Frau im Katholizismus alles nicht darf, behindert den konstruktiven Prozess, anstatt ihn zu bereichern. Was also können Katholikinnen von diesem Papst, der ihnen jetzt ein mediales Sprachrohr schenkt, erwarten? Und welches Frauenbild zeigt sich da bei Franziskus eigentlich?
Wer die päpstlichen Reden und Dokumente der vergangenen Jahre studiert, so wie die Journalistin Gudrun Sailer es in ihrem neuen Buch "Keine Kirche ohne Frauen" getan hat, erkennt, dass der Papst sich regelmäßig zu der fehlenden weiblichen Präsenz in der Kirche äußert. Er selbst stößt die Debatte immer wieder an, indem er sagt: "Die Kirche kann nicht sie selbst sein ohne Frauen."
Zwar hat auch Johannes Paul II. den "weiblichen Genius" gelobt, doch einen systematischen Ansatz, die Frau dauerhaft zu etablieren, lieferte er während seines Pontifikats nicht. Nachdem er die Debatte über die Priesterweihe für Frauen Anfang der Neunzigerjahre für "abgeschlossen" erklärte, verlief das Thema ein bisschen im Sand. Sein Nachfolger Benedikt XVI. fand zwar große Faszination an der weiblichen Mystik, lobte die Muttergottes und die Rolle der Maria Magdalena, verharrte jedoch bei den Heiligen. Für die Personal- und Strukturfragen der Frauen aus Fleisch und Blut brachte er nur geringes Interesse auf. Bei Franz ist das umgekehrt: Er denkt an die lebenden Madonnas dieser Welt, die an die Türen des Vatikans klopfen.
Den Klerus für das andere Geschlecht zu sensibilisieren, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass das weibliche Geschöpf für den Katholizismus nicht lästig, sondern unabdingbar ist, deutet auf einen strategisch geplanten Mentalitätswechsel hin, den die römische Männerdomäne erst einmal verdauen muss. So sagt Franz seiner Dienerschaft unverfroren ins Gesicht: Die Jungfrau Maria ist wichtiger als jeder Bischof und jeder Apostel. Dass Franziskus sich der Frauen mit dieser Intensität annimmt, den biblischen und irdischen zugleich, ist ein begrüßenswerter Fortschritt. Oder wie Gudrun Sailer resümiert: "Das ist mehr, als jeder Papst vor ihm getan hat."
Es besteht kein Zweifel, dass Franziskus die Rolle der Frau in den kirchlichen Strukturen stärken will und ernsthaft nach einer Theologie der Frau strebt: "Es gilt, neue Kriterien und Wege zu finden, damit die Frauen sich nicht als Gäste fühlen, sondern an den verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens voll beteiligt sind. Die Kirche ist Frau." Da macht der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden ordentlich PR für die Damen.
Dass Franz das weibliche Geschlecht mehr schätzt als das männliche, hat er bereits in dem Interview-Buch "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit" verraten. Denn interessanterweise sind in seinen persönlichen Erzählungen die Männer fast immer die Bösen. Einzige Ausnahme: Priester. Ansonsten sind die Kerle, von denen er spricht, korrupt, untreu, verlogen und vom Glauben abgekommen. Und Mundgeruch haben sie auch noch. Die Frauengeschichten sind hingegen positiv, sie dienen als katholisches Korrektiv. Drei Beispiele: Prostituierte findet Freund, Happy End. Alte Dame sagt klugen Satz zur Kirche, der sich beim Papst auf ewig einprägt. Mutter hält Familie zusammen, obwohl die Situation schwierig ist.
Was sagt uns das? Ob jung oder alt, brav oder schuldig, wir Frauen sind Heldinnen. Der Papst meint es gut mit uns, auch wenn wir sündigen. Darüber sollten wir uns freuen. Denn da sitzt mit Franziskus jemand auf dem Stuhl Petri, der Verständnis zeigt für die Frauen, der weiß, dass nicht immer alles "easy" läuft, dass es Probleme gibt, in der Familie, in der Partnerschaft, im Job und in der Gesellschaft. Franziskus spricht Themen an, die vielen anderen Päpsten unangenehm waren: Er redet über weibliche Genitalverstümmelung, über Gewalt in der Partnerschaft und über Frauen, die in der Schwangerschaft unglücklich sind. Er gibt Ratschläge, macht den Frauen Mut und nennt die Missstände beim Namen.
So sagt Franziskus im jüngsten Synodenpapier "Amoris laetitia" von sich selbst: "Ich würdige den Feminismus, sofern er weder die Uniformität anstrebt noch die Mutterschaft verneint." Ja, die Mutterschaft, die liegt Franziskus am Herzen. So darf die Frau arbeiten gehen, wenn sie die Mutterschaft nicht vernachlässigt. Leidet die Familie unter dem Job, ist für Franziskus Schluss mit Emanzipation. Das ist aber keine Macho-Attitüde, die da aufblitzt. Im Gegenteil: Der Papst glaubt, die Kinder würden ohne die Superkräfte der Mütter verkümmern. Er traut den Vätern die Erziehung schlichtweg nicht zu.
Wenn Franziskus also an dem klassischen Familienbild festhält – Mama macht die Hausfrau, Papa geht arbeiten –, dann nicht, weil er die Frau weniger wertschätzt. Die Familie ist in der katholischen Kirche das höchste Gut, die Frau ihre Wächterin. Franziskus formuliert das, wenn er über die unersetzbare Rolle der Frau innerhalb der Familie spricht, wie folgt: "Die Gaben des Taktgefühls, einer stark ausgeprägten Sensibilität und Zärtlichkeit, an denen die Seele der Frau reich ist, stellen nicht nur eine authentische Stärke für das Familienleben dar, für die Ausstrahlung einer frohen und harmonischen Atmosphäre, sondern sie sind auch eine Wirklichkeit, ohne die die Berufung des Menschen niemals verwirklicht werden könnte." Etwas kürzer gesagt: Ohne Frauen läuft es nicht. Und selbst wenn wir Katholikinnen dem franziskanischen Ideal nicht entsprechen, nimmt der Papst uns das nicht krumm. Das wäre nur gut katholisch.
Franziskus’ Frauenbild wurde in Argentinien geprägt. Dabei haben viele Frauen das Leben von Jorge Mario Bergoglio beeinflusst. Oft hat Franziskus von seiner Großmutter Rosa erzählt, einer vollblütigen, gebildeten Italienerin, die ihn zum Glauben brachte. Sollte Franz das neue Magazin mitgestalten, wird er hoffentlich an sie denken. Eine Frau, die mitten im Leben steht – damit werden sich gewiss viele starke katholische Leserinnen identifizieren können.