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Das Traumfinale - Los Angeles Kings vs. New York Rangers

Im Tor gesetzt: Hendrik Lundqvist – © by Eishockey-Magazin (AL)

New York. (LM) In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag deutscher Zeit steigt Spiel eins des Stanley-Cup Finales zwischen den Los Angeles Kings und den New York Rangers. Für die Liga ist das Endspiel das Traumfinale überhaupt. Los Angeles - New York, LA - NY, Kings gegen Rangers, Ostküste gegen Westküste. Noch nie standen sich die Teams aus den beiden größten Städten, und damit auch den beiden größten TV-Märkten der USA, gegenüber. Eineinhalb Jahre nach dem dritten Lockout[1] in 18 Jahren kann die Liga auf Rekordeinschaltquoten und riesige Publicity hoffen. Dazu müssen die beiden Teams aber eine lange Serie, spannende Spiele, und eben auch ein wenig Drama rund ums Geschehen auf dem Eis bieten. Dass genügend Stoff für tolle Geschichten vorhanden ist, zeigt der Blick auf die folgenden Themen. New York Rangers

Das Team aus dem "Big Apple", der selbsternannten Hauptstadt der Welt, steht erstmals seit 1994 wieder im Finale der NHL. Damals beendeten die Rangers eine 54 Jahre währende Durststrecke, und gewannen endlich wieder den Stanley-Cup. Ganz so lange mussten die Fans in New York dieses Mal zwar nicht warten, aber für die Anhänger der "Blueshirts" waren die letzten 20 Jahre kein Zuckerschlecken. Lediglich 1997 und 2012 erreichten die Rangers zumindest das Finale im Osten.

Doch steht ein Team aus dem "Big Apple" erst einmal in einem Finale, dann sind die sportbegeisterten New Yorker nicht mehr zu halten. Die Ticketpreise für die Spiele drei und vier im altehrwürdigen Madison Square Garden liegen auf dem Schwarzmarkt bereits jetzt bei über 2000 Dollar für eine Karte. Nicht auszudenken, was auf den Tisch gelegt werden müsste, sollten die Rangers z.B. mit einer 3:2-Führung für Spiel sechs nach New York zurückkommen.

Der ungekrönte schwedische König

Auch die Rangers haben einen König. Endlich darf Henrik Lundqvist sein Können auch in einer Finalserie unter Beweis stellen. Zwar ist der Schwede seit Jahren einer der besten Torhüter der Liga, in den Playoffs konnte aber auch er das vorzeitige Scheitern seines Teams nie verhindern. Lediglich 2012 zogen die Rangers zumindest ins Conference Finale ein.

Das ist in diesem Jahr anders. Vor allem in der Serie gegen die Pittsburgh Penguins war Lundqvist einer der entscheidenden Gründe dafür, dass New York den 1:3-Rückstand nach vier Spielen noch drehen konnte. In den Spielen fünf, sechs und sieben ließ Lundqvist nur jeweils ein Tor durch die hochgelobte Offensive der Penguins zu.

Trotz eines neuen Sieben-Jahres-Vertrags, könnte dieses Finale aber die erste und einzige Chance für "King Hendrik" auf den Titel sein. In diesem Jahr profitierte Lundqvist davon, dass beim Gegner durchweg ein schlechterer Torwart im Tor stand. Sei es durch mentale Probleme (Marc-André Fleury, Pittsburgh) oder durch Verletzungen (Carey Price, Montreal), immer hatten die Rangers auf der Torhüterposition einen deutlichen Vorteil.

Mit Jonathan Quick steht allerdings zum ersten Mal in diesen Playoffs ein ebenbürtiger Gegenüber beim Kontrahenten zwischen den Pfosten. Im Finale ist Quick sogar der erfahrenere Torwart im Vergleich zu Lundqvist. 2012 führte er sein Team zum ersten Stanley-Cup in der Vereinsgeschichte. Für seine guten Leistungen wurde er damals sogar mit der "Conn Smythe Trophy" als bester Spieler der Playoffs ausgezeichnet.

Es wird also eine ganz schwere Aufgabe für Hendrik Lundqvist sich endlich auch mit dem Stanley Cup zu krönen.

Der traurige Held

Martin St. Louis hatte schon vor dem 8.Mai keine einfache Saison. Nach dem Ärger um seine Nichtberücksichtigung für den Olympiakader der Kanadier, war St. Louis schließlich von Tampa nach New York getauscht worden. Einmal angekommen in New York, war der kleine Franko-Kanadier etwas außer Form geraten, und hatte nur schwer an seine Leistungen in Florida anknüpfen können.

Mitten in die Serie gegen die Penguins platzte dann am 8.Mai die Nachricht vom Tod seiner Mutter. Seitdem ist St. Louis für die Mannschaft der Rangers die Motivationsfigur schlechthin. Ausgerechnet am Muttertag, drei Tage nach dem seine Mutter an einem Herzinfarkt gestorben war, traf St. Louis in Spiel sechs gegen die Penguins zur Führung. Seitdem hat er in 8 Spielen 7 Scorerpunkte erzielt. In den zwölf Playoffspielen vor dem privaten Schicksalsschlag waren es nur sechs magere Pünktchen.

St. Louis spielt in New York auch an der Seite eines alten Freundes. Zusammen mit Brad Richards hatte er 2004 in Tampa Bay den Stanley Cup gewonnen. Die Emotionen rund um St. Louis könnten ein entscheidender Faktor für die Rangers sein, um die favorisierten Kings im Finale zu schlagen.

Der verschmähte Torjäger

Dreieinhalb Jahre lang hatte Marian Gaborik in New York gespielt. 114 Tore in 255 Spielen erzielt. Doch speziell in den Playoffs tauchte der verletzungsanfällige Starspieler im Trikot der "Blueshirts" immer wieder ab[2]. Verantwortliche und Fans sahen in Gaborik oftmals den Sündenbock für das Versagen New Yorks. Die Rangers gaben ihn schließlich in der Saison 2012/13, an die Columbus Blue Jackets ab. Auch in Columbus wurde der Slowake von vielen Verletzungen geplagt, und konnte nie wirklich befreit aufspielen. So gab es auch in Kalifornien viele Skeptiker, als die Kings vor der diesjährigen Trade Deadline, den zweiunddreißigjährigen nach Hollywood holten.

Bei den Kings sind die Erwartungen an Gaborik aber nicht so hoch, wie noch in New York. In LA kann er frei aufspielen und das merkt man dem Spiel des schnellen Rechtsaußen auch an. Mit 12 Toren in 21 Spielen liegt er im Moment auf dem ersten Platz der Torjägerliste in den Playoffs. Das er jetzt ausgerechnet auf seinen alten Arbeitgeber aus New York trifft, dürfte Marian Gaborik noch zusätzlich motivieren. Speziell bei den Spielen im Madison Square Garden darf man gespannt auf die Leistung von Gaborik sein.

Die Comeback-Könige

Der Weg ins Finale war für die LA Kings nicht einfach. In jeder Serie gab es Momente, in denen die Saison für den Meister von 2012 bereits beendet schien.

0:3 lagen die Kings in Runde eins bereits gegen die Sharks aus San Jose zurück - NULL zu DREI! Als viertes Team in der Geschichte der Liga gelang es dann aber doch, die Serie noch einmal zu drehen, und den Sharks den Zahn zu ziehen.

In Runde zwei, gegen den Lokalrivalen aus Anaheim, war die Aussicht bei zwei zu drei Siegen zwischenzeitlich ebenfalls nicht gut. Doch auch diese Serie drehten die Kings und siegten im entscheidenden siebten Spiel deutlich mit 6:2 in Anaheim.

Im Finale der Western Conference sah es dagegen so aus, als ob die Kings nicht wieder als Stehaufmännchen fungieren müssten. Doch die 3:1-Führung gegen den Titelverteidiger aus Chicago wurde wieder verspielt. Nach einem schlechten Start in Spiel sieben, war das Finale bei Spielstand 0:2 nach gespielten achteinhalb Minuten in weite Ferne gerückt. Doch die Kings gaben nicht auf, und ließen sich auch durch Rückstände von 2:3 und 3:4 nicht irritieren.

Nach 5:47 Minuten der Verlängerung erzielte Alec Martinez den Siegtreffer zum 5:4. Zum zweiten Mal innerhalb der letzten drei Jahre, stehen die Kings im Stanley-Cup Finale.

Los Angeles ist das erste Team in der Geschichte der NHL, dass in den ersten drei Runden der Playoffs immer über die volle Distanz an Spielen gehen musste, und dann auch ins Finale einziehen konnte. In der alles entscheidenden Serie haben die Kings aber erstmals Heimrecht. Vielleicht ist das der entscheidende Vorteil, um eine Serie auch einmal vorzeitig zu gewinnen.

Der Mann für Spiel Sieben

Justin Williams ist kein Spitzenspieler. Er ist ein guter Spieler für die zweite oder dritte Reihe, nicht mehr und nicht weniger. In der regulären Saison erzielt er zwischen 10 und 30 Toren, und hat auch schon mal über 70 Punkte gesammelt[3]. Irgendetwas passiert aber mit Justin Williams, wenn es in einer Playoffserie 3:3 steht. Sobald die entscheidende siebte Partie über Weiterkommen oder Saisonende entscheidet, wird Williams zu einem der besten Spieler auf dem Eis.

Der Zweiunddreißigjährige aus Cobourg in Ontario hat bisher alle(!) siebten Spiele seiner Karriere gewonnen. Nicht nur das, erzielt der Rechtsaußen in allen anderen Partien solide 0,56 Punkte pro Spiel, so konnte er in einem Spiel Sieben bisher im Schnitt genau ein Tor und eine Vorlage zum Erfolg beisteuern - 7 Spiele - 7 Siege - 7 Tore - 7 Vorlagen. Da die Kings in diesem Jahr bisher in allen Serien über die volle Anzahl an Spielen gehen mussten, könnte Williams auch im Finale, seiner überragenden Bilanz ein weiteres Kapitel hinzufügen.

[1] 1994, 2004 und 2012 wurden die Spieler von den Besitzern so lange ausgesperrt, bis ein neuer Tarifvertrag zwischen Spielergewerkschaft und der Liga abgeschlossen wurde. Die Saison 2004/05 fiel dabei sogar ganz dem Arbeitskampf zum Opfer. 1994/95 und 2012/13 fand eine verkürzte Vorrunde statt.

[2] Bilanz in den Playoffs als New York Ranger für Gaborik: 6 Tore in 25 Spielen. Allerdings spielte er 2012 auch mit einer Schulterverletzung, was erst nach den Playoffs öffentlich bekannt wurde.

[3] Die beste Saison seiner Karriere hatte er 2005/06 mit 76 Punkten für die Carolina Hurricanes.

(Lars Mahrendorf)

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