Hab' mein Auto an einen Priester verkauft, um mir was zum Mittag zu leisten. Es gab eine Menge Interessenten, aber der Priester gefiel mir am besten. Leute, die sich für solche Schrotthaufen interessieren, sind normalerweise keine Priester, sondern arbeitslos oder HIV-positiv. Aber der Priester war auch etwas komisch. Er fluchte, als würde es keinen Himmel geben, weil das hier kaputt war und das auch, und weil die Fahrertür nicht mehr richtig aufging. Er trug ein pinkfarbenes Hemd und hatte schön gegelte Haare, die er sich am liebsten gerauft hätte, als er das mit der Fahrertür mitbekam, aber er setzte nur an, erinnerte sich an den Aufwand und das viele Gel und rieb sich statt dessen die Schläfen. Ich mochte ihn nicht, und er mochte mich auch nicht, und die Notarin, bei der wir den Schrotthaufen umschrieben ließen, mochte ihn auch nicht. Keiner wusste, woran das lag. Vielleicht, weil er eine große, gefälschte, goldene Uhr trug, vielleicht, weil er jung und fett war, vielleicht, weil er Ausländer hasste und ein pinkfarbenes Hemd trug. Ja, das muss es gewesen sein, das Hemd, und weil er fett und religiös war, Ausländer hasste, eine goldene Uhr trug und einen Schrotthaufen kaufen wollte. Er war ein Mann Gottes, der seinen Führerschein zu Hause gelassen hatte und deshalb den Vertrag nicht unterzeichnen konnte. Er sagte zum Notar, dass er Priester wäre und sein Wort Gehalt hätte, aber dem Notar war's egal, denn vorm Notar waren all gleich. Also lief der dicke Priester heim, holte den Führerschein, und wir unterzeichneten. Er zahlte mich aus und schwitzte, und ich winkte ihm nach, als er endlich in meinem Schrotthaufen davonfuhr. Ich würde ihn nie wiedersehen, und ich war sehr froh darüber. Hätte ich einen Schwanz gehabt, er hätte gewedelt.
Konstantin Arnold
Lissabon
Livre