„Ich bin wirklich kein AfD-Sympathisant“, sagt Christian Ehring nachdrücklich. Es ist mucksmäuschenstill im Pavillon, einige Zuschauer schauen irritiert zur Bühne. Gerade hat Ehring, Moderator der Satire-Sendung „extra3“, erzählt, dass seine Frau die Einliegerwohnung an einen Flüchtling vermieten möchte.
Der 18-jährige Sohn zieht aus, die Wohnung wäre also frei. Und Ehring möchte das auch – theoretisch zumindest. Erstmal hat er vorallem eins: Einwände. Was ist wenn der Flüchtling das mit der Mülltrennung nicht versteht? Die Flüchtlingskrise war 2015–was ist, wenn die guten Flüchtlinge schon alle weg sind? Und eigentlich wollte er doch auch gern ein Tonstudio – da würde sich die Wohnung doch anbieten.
Er selbst mimt gekonnt den versnobbten Spießer-Daddy, der sich selbst schon linksalternativ findet, weil er regelmäßig im Bio-Supermarkt einkauft. Dass dort, wo ihr Familienhaus steht, sozial benachteiligte Menschen gelebt haben, bevor ein Investor eine Bauhaus-Siedlung bauen wollte - geschenkt. „Tut mir ja schon leid, aber das ist doch sicher ein Trost für die, dass da keine Arschlöcher hingezogen sind, also wir", sagt Ehring.
Querschnitt der Gesellschaft - nur ohne AssisSeinem antriebslosen Sohn organisiert Ehring noch schnell ein Freiwilliges Soziales Jahr im argentinischen Slum, das käme ja immer gut an bei den Personalern. Und auch die Waisenkinder dort hätten ja was davon, schließlich würden sie einem 18-jährigen Mitteleuropäer bei der Selbstfindung helfen.
Kommentare aus der MittelschichtsblaseZwei Stunden schaut Ehring mit seinem Mittelschichts-Ich auf gesellschaftliche Debatten. Kommentiert die Nahles-SPD, Hartz4, Öko-Ernährung und #metoo und singt Lieder übers Leben am Stadtrand. Das ist mal ironisch und mal ernsthaft, aber nie langatmig: Die Unsicherheit vieler Männer, man dürfe jetzt ja keine Komplimente mehr machen, kann er nicht verstehen. „Wenn man seine Hände braucht, ist es kein Kompliment", sagt er „so schwer ist das nicht".
Von Kira von der Brelie