Hip-Hop und Graffiti, das gehört nicht nur zusammen, das bedingt einander gar. So jedenfalls sieht es So sah es auch Afrika Bambaataa, der Begründer des Vier Elemente-Schöpfungsmythos, der also, der die Saat säte, die all die Jay-Zs, Kanye Wests oder Dres heutzutage so furchtbar reich macht. Tornow.
„ Ich gehöre definitiv zu denen, die mit den drei Elementen aufgewachsen sind, manche sagen ja es seien vier. In jungen Jahren war ich auch uneingeschränkt der Meinung, das Graffiti Hip-Hop sei. Mit der Zeit jedoch hat sich das geändert. "
Sprüher, Hip-Hop-Fan und praktizierende mit seiner Lebensgefährtin , die sich auf ", sagt Tornow zündet sich eine Zigarette an. Seit etwas mehr als vier Jahren leitet der ehemalige Augenarzt in der Hamburger Neustadt Isabella Augstein die Golden Hands Gallery " Urban Art, Street Art und Post-Graffiti spezialisiert hat. Das hier ist kein Graffiti. Das ist letztendlich die Transformation von der Straße, vom Train in die Galerie. Man sieht die Herkunft immer noch, aber es wurde eine andere Abzweigung genommen. " Tornow "
Von Hip-Hop zu PopHier, in dieser Gegend der Hansestadt, findet man Graffiti und Street Art kaum. Rap mit Hamburger Gütesiegel ist woanders zu hause. In war das noch In der Galerie Bilder auf Leinwand, Pieces sucht man hier vergeblich - Sprayer gibt es trotzdem zu sehen. Tornows später Jugend Eimsbush, doch das ist lange her. Die Jungs, mit denen er früher rumhing und quer durch die Republik auf Jams fuhr, sind heute Stars oder nur noch eingefleischten Fans ein Begriff. Golden Hands GalleryMoses & Taps™ zum Beispiel, ein Künstlerkollektiv, das zuletzt mit einer zugemauerten S-Bahn-Tür für überregionale Presse und veritablen Netzhype sorgte, gehört zu den Zugpferden der .
Ob man nun Graffiti zu den Säulen des Hip-Hop zählt oder nicht, die progressiven Künstler und Stilrichtungen, die aus dem Graffiti hervorgingen, haben sich schon lange diesem vermeintlichen Ursprung entledigt, wie die Rapmusik selbst ihrer Wurzeln. " ", weiß von 2006 an für einige Jahre eine Galerie führte. Zusammen mit zwei Partnern leitete er die Viele aus der Graffitiszene sind heute Künstler oder Grafiker nachfolgenden Jahre widmete er sich ausschließlich seinem erlernten Beruf. „ Tornow, der bereits Die Idee einer Galerie habe ich auch danach nie abgelegt. Ich habe in meiner Jugend selbst gesprüht, ich wusste früh, dass ich mit dieser Kunst mal was machen will." Vicious Gallery im Hamburger Schanzenviertel, bevor dieses Projekt 2011 aufgegeben wurde. In den Tornow glaubt, dass Urban Art, Post-Graffiti und Street Art in der zeitgenössischen Kunst in einigen Jahren den Stellenwert von Pop Art in den 80ern haben kann.
" Daran arbeiten wir. Das was vor zwanzig Jahren Pop Art war wird in zwanzig Jahren hoffentlich rückblickend unsere Kunst gewesen sein. Wenn dem so ist haben wir alles richtig gemacht."
Ist die Zeit der Vicious Gallery vor allem als lehrreich zu betrachten, arbeitet das Team der Tornow selbst übernimmt dabei kuratorische Aufgaben. Golden Hands Gallery heute daran ihrer Version von Urban Art eine Bühne zu geben.
" Ich treffe eine erste Auswahl an Künstlern, weil ich schon so lange in der Szene unterwegs bin stelle ich auch oft den Kontakt her. Meine Lebensgefährtin kümmert sich vorrangig um die Betreuung von Künstlern und Kunden, die Geschäftsleitung und damit das Tagesgeschäft übernimmt unsere Mitarbeiterin Jovanka Matzke. "
"Yung Hurn: Das ist einer, wie ich mir die Kunst hier vorstelle."Wie in der Hip-Hop-Kultur sind es Weiterentwicklungen, die der Graffitibewegung entstammenden Künstler in die Galerien gebracht hat; deren Ursprünge also jener Szene-stiftende Kern ist, der nur noch von Nostalgikern am Leben gehalten zu sein scheint.
„ Es mag schon sein, dass ein Teil der Kunst in der Galerie Hip-Hop-Kunst ist, denn unterbewusst bin ich sicher von der Hip-Hop-Kultur beeinflusst; ich höre fast ausschließlich Rapmusik, Leute aus der Szene sind meine Freunde und Bekannte. Aber sehen wollen wir hier den progressiven Hip-Hop eines Rin oder Yung Hurn. Wir wollen als Galerie progressiv sein ."
Für Nostalgiker stellen wir fest, bleibt nur die Liebhabernische übrig, in der man sich zwar am eigenen Pflegen der Roots erfreuen kann, sich jedoch selbst künstlerisch so eingeschränkt hat, dass die Passion zum Hobby verdammt ist, statt zum Beruf werden zu können - auch, weil mit klassischem Graffiti kein Geld zu verdienen ist, sagt Tornow .
Doch auch eine progressive Herangehensweise allein macht noch keinen Künstler.
Nicht jeder Künstler, der auf der Straße funktioniert, funktioniert auch auf Leinwand und umgekehrt gibt er zu bedenken. Er ergänzt, dass vor allem wichtig sei, dass der Künstler das Künstlerdasein als Beruf anerkenne und damit ernst nehme.
"Die Leute, die wir vertreten, müssen in ihrer Steuererklärung „Künstler" stehen haben. Sie müssen von der Kunst leben können oder zumindest kurz davor stehen. Einen gewissen Professionalisierungsgrad erreicht haben. Das schließt nicht aus, dass wir nicht mal jemanden vertreten, bei dem das etwas anders aussieht. Aber wir bauen keine Künstler mehr auf, wir arbeiten nur mit Leuten zusammen, die sich voll und ganz auf die Kunst konzentrieren wollen."Für den Erfolg gehe es weniger darum, eine Vorreiterrolle in der Kunst selbst innezuhaben, denn in dem sich schnell entwickelnden Geschäft sei eine solche Rolle heute oft kaum mehr zu klären, sondern auf Marketingebene, so der Galerist.
„ Wer es als Künstler schafft, mehr positive Präsenz zu erzeugen, der verkauft auch mehr und erzielt letztlich auch höhere Preise. " Dabei wolle der Käufer nicht unbedingt den wie einen Popstar entrückten Künstler, dessen außergewöhnliches Talent Kunst und Preis allein schon legitimieren und dessen Auftreten womöglich einen exzentrischen Unterhaltungswert hat. Gute Kunst gäbe es durchaus schon zu einem niedrigen Preis, entwickeln könne sich jedoch nur namhafte Kunst - und das macht sie teuer.
„ Man muss auch ganz klar sagen, dass auch Werke aus dem Bereich Urban Art zu kaufen in der heutigen Zeit eine Form der Geldanlage darstellt und das bezieht sich nicht nur auf die Spitze der Szene. Gerade die Leute, die viel Geld ausgeben, die dabei sind sich eine Sammlung anzulegen, versprechen sich davon einen Mehrwert. Das Geld dafür haben heutzutage zwar noch vor allem die Älteren, aber auch das verschiebt sich gerade."
So gewinnen nicht nur junge Vermögende, sondern auch Prominente wie Eric Maxim Choupo-Moting, Interesse an Kunst. Der bei PSG spielende Fußballer gilt als ausgewiesener Street Art-Experte und teilt seine Leidenschaft mit seinen Fans. Ein Enthusiast und Botschafter der Kunst, zu dem auch junge Menschen eine Verbindung haben, der hierzulande allerdings noch weitgehend fehlt.
Grenzen überwindenDie Speerspitze des US-Raps hat seit Jahren nicht nur die eng gesteckten musikalischen Grenzen überwunden. Hierzulande bewegen sich Leute wie e"- MC Bomber, der an der Kunsthochschule Weißensee studiert und dessen " P-Berg Battle TapCoverartworks dilettantisch daherkommende Microsoft Paint-Lookalike Meisterwerke sind, Yung Hurn oder Haiyti außerhalb von einer engstirnigen Hip-Hop-Definition. Sie gehen auch bei der visuellen Inszenierung ihres Werkes weiter, als die mit jedem Album anders daherkommenden, aber sich schlicht wiederholenden Stereotype der Kollegen.
Die vorherrschende Verbindung von Kunst und Rappern in Deutschland ist jedoch auch trotz einer stilsicheren Ausnahme eines Millionen-Sellers wie es noch immer Wie bei , 2004) und mittlerweile selber auf Leinwand ausstellt oder der Shindy ist, die klassisch konservative eines Rappers zu Graffiti, wenn denn überhaupt eine existiert. Hatte noch nie 'n anderes Hobby als Musik und Graffiti" ( die nicht nur Sprayer zu ihrem Umfeld zählen, sondern Graffiti als wiederkehrendes gestalterisches Element verwenden. Samy Deluxe der einst rappte „ 187 Straßenbande,
Ein Artwork wie das von ist in Deutschland bei den größten Stars der Szene trotz progressiven visuellen Vorreitern wie Wests " My Beautiful Dark Twisted Fantasy" Rin einer ist, noch undenkbar. Das sieht auch Tornow so. Nicht etwa aus Kosten-, natürlich aus Imagegründen, vor allem aber, weil die visuelle Umsetzung von Rapmusik vom Gros der deutschen Rappern nicht in einem künstlerisch anspruchsvollen Sinne weiter gedacht wird, so wie es bei Graffiti und all den anderen urbanen Kunstrichtungen der Fall war, die ihren Weg vom öffentlichen Raum in die Galerie gefunden haben. Die Macher der Golden Hands Gallery gehen genau diesen Weg, den die angesprochenen progressiven Hip-Hop-Künstler beschreiten und den es braucht um Erfolg zu haben.
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