Unter wolkenlosem Himmel und Palmen in einem Park mitten in Los Angeles haben sich Tausende Gegner von Präsident Donald Trumps Einwanderungs- und Arbeitspolitik versammelt. Auf ihren Schildern fordern sie einen Mindestlohn von 15 Dollar, das Ende der Razzien gegen Einwanderer ohne Papiere und den Schutz von Familien vor Abschiebung.
Mario Hernandez studiert Politik und Geschichte. Er war ein Jahr alt, als seine Mutter ihn illegal aus Mexiko in die USA brachte. Inzwischen ist er 29. Durch ein Programm für junge Einwanderer bekam er eine temporäre Aufenthaltsgenehmigung und hat keine Angst, sich für die Rechte aller Immigranten einzusetzen:
"Wir Einwanderern sind unter Beschuss und wir können uns entweder ängstlich verstecken oder aktiv werden und uns wehren. In jedem Fall werden sie gegen uns vorgehen und da ist es besser, das Wort zu ergreifen. Denn wenn wir still zu Hause bleiben, haben wir schon verloren."
Neben ihm marschiert ein grauhaariges Paar mit selbstgemalten Schildern, auf denen die beiden fordern, Brücken zu bauen, nicht Mauern. Die Rentner haben in den 60er-Jahren schon gegen den Vietnamkrieg demonstriert. Die Trump-Politik lässt Nancy Hass nicht schlafen.
"Dass sie jetzt angefangen haben, Familien auseinanderzureißen und von der Polizei verlangen, dass sie mit den Immigrationsbehörden zusammenarbeiten, das ist einfach keine menschliche Politik. Wir müssen uns um alle kümmern. Und in der Klimapolitik machen wir Rückschritte, wo wir gerade angefangen hatten, auf die Veränderungen zu reagieren."
Nancy Hass und Mario Hernandez sind überzeugt, dass Kalifornien eine Vorreiterrolle übernehmen kann im Kampf gegen die Politik der Trump-Regierung.
"Es macht das Leben etwas leichter, dass wir in einem Staat leben, der eine andere Richtung einschlägt. Die Vorschläge, sich ganz vom Rest der USA zu trennen, sind dumm, aber ich denke, dass andere von uns lernen können."
"Kalifornien ist der wichtigste Bundesstaat der USA, wir haben großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss. Washington kann viel beschließen. Wichtig ist, dass Kalifornien nicht kooperiert, zum Beispiel bei Razzien und Abschiebungen der Immigrationsbehörde. Wenn die kalifornische Polizei dabei hilft, dann kommen wir in Schwierigkeiten."
Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown hat Initiativen gestartet, um Widerstand gegen Präsident Trumps Erlasse in Einwanderungs-, Umwelt- und Gesundheitspolitik zu leisten.
Bei der Demonstration in Los Angeles ist scheinbar jedes Alter, jede Hautfarbe, jede sexuelle Orientierung, jede Religion offen vertreten. Zwischen Abgase der Nebenstraßen mischt sich der Duft von frisch gebratenen Zwiebeln, Paprika und Tacos mit einem Hauch von Marihuana. Aische Rawat lächelt beim Anblick der Vielfalt. Ihre Eltern sind aus Pakistan eingewanderte Muslime. Seit der Wahl von Donald Trump fühlt sie sich erstmals nicht mehr erwünscht in den USA.
"Ich bin während seiner Amtszeit verreist und obwohl ich hier geboren und aufgewachsen bin, hatte ich bei der Einreise Angst, am Zoll angehalten zu werden. Wie schlimm muss es für die mit Visum oder Green Card gewesen sein, die festgenommen wurden."
Die Jurastudentin hofft auf weitere große Proteste. Sie warnt auch davor, Trumps Unterstützer zu Feinden zu stilisieren:
"Nicht jeder Trump-Anhänger ist ein rassistischer schrecklicher Mensch. Wir müssen auch ihre Gründe und ihre Geschichten hören. Es geht um Gerechtigkeit für alle. Ich habe erkannt, was für ein Privileg es ist, in einem so offenen Bundesstaat zu leben, wo diese unterschiedlichen Haltungen möglich sind."
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