Von Kerstin Zilm
Colin Kaepernick, Quarterback der San Francisco 49ers, sagt, er sei nicht stolz auf die US-Flagge. Sie repräsentiere ein Land, das Schwarze und Farbige unterdrückt und in dem Polizisten, die im Dienst Menschen töten dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden. Deshalb stehe er nicht mehr auf, wenn die Nationalhymne gespielt und die Fahne gehisst wird:
"Dieses Land steht für Freiheit, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit für alle. Derzeit bekommen das aber nicht alle und ich solidarisiere mich weiter mit den Unterdrückten. Erst wenn es wesentliche Veränderungen gibt, stehe ich wieder auf."Man kann in den USA alle möglichen politischen Positionen vertreten und angreifen, doch Fahne und Nationalhymne sind fast heilig, Kritik daran ist so etwas wie Blasphemie. Kaepernicks Protest spaltet erneut die im Wahlkampf zerrissene Nation. Kritiker interpretieren ihn als Verunglimpfung von Militär und Kriegsveteranen.
Präsidentschaftskandidat Donald Trump schlug vor, Kaepernick solle sich ein anderes Land zum Leben suchen. Ein Proteststurm gegen den Quarterback durchfegt Social Media und konservative Talkshows, wie die von Tomi Jahren auf BlazeTV:
"Wenn du dieses Land so verabscheust, dann geh doch! Garantiert würden tausende gerne deinen Platz unter dieser Fahne übernehmen! Sie hämmern an unsere Türen, um reingelassen zu werden. Weiße Leute für deine Probleme verantwortlich zu machen, macht dich zum Rassisten!" Viele Fans kaufen sein Trikot, Veteranen unterstützen ihnKaepernick hat einen schwarzen Vater und eine weiße Mutter und engagiert sich seit längerem in der Black-Lives-Matter-Bewegung. Diese unterstützt ihn, Fans kaufen zu tausenden sein Trikot, und Kriegsveteranen stärken den Sportler mit Twitter-Posts unter dem Hashtag #VeteransForKapernick.
Basketball-Legende Kareem Abdul Jabbar sieht Kaepernicks Aktion in einer Linie mit Athleten wie Muhammad Ali, der sich weigerte, im Vietnamkrieg zu kämpfen, sowie den Sprintern Tommie Smith und John Carlo, die bei den Olympischen Spielen 1968 während der Siegerehrung ihre Fäuste aus Solidarität zur Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner in die Luft streckten.
Abdul Jabbar: "Herr Kaepernick liegen ein paar Themen am Herzen, die er diskutieren möchte. Als professioneller Sportler kann er viele Menschen erreichen und ich hoffe, er nutzt das für gute Zwecke."
Ganz ähnlich äußerte sich Präsident Barack Obama. Dass er sich am Rand seines Asien-Trips in die Diskussion einschaltete macht deutlich, wie relevant sie für die USA heute ist
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