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Rauf aufs Sofa - Das jüngste Gericht

„Es ist schon gut, …“, hab ich vorhin mit mir selbst gesprochen, mich einmal auf der Yoga-Matte gewendet, auf die ich versehentlich gefallen war weil sie lag auf dem beschwerlichen Weg zwischen Badezimmer und Balkon zufällig ungünstig herum, er-haha-mattet von der Wechseldusche, warm-kalt-warm-kalt-warm-kalt gegen schwere Beine, einmal stündlich. Kriegt man den Tag fei ganz gut rum, auch nicht schlecht; und dabei überlegt, ob die Genese dieses berühmten Grabtuchs da eigentlich auch unter klimatischen Gesichtspunkten erörtert worden ist, und ob es sich nicht auch einfach um ein Strandtuch handeln könnte, also meine Badetücher sehen grad auch historisch recht bedeutsam aus. Ausgeschlossen ist es nicht, aber ich denk, ich frag einfach einmal direkt beim Eigentümer. Der hat grad Bürgersprechstunde in einem schwarzen Kombi unten in der Straße, das find ich gut. Oder was genau heißt „JESUS IST HIER“? Und aber wenn ich ihn dann grad eh was frag, dann vielleicht nutz ich diese günstige Gelegenheit und interview ihn auch gleich zu seinem jüngsten Gericht, vielleicht fällt ihm was pfiffigeres ein als „Also du, was ich grad eh urgern ess ist einfach nur schnell ein Salat aus Wassermeloneschafskäsezwiebel mit ein bisschen Minze, das ist eh supersimpel und so irrsinnig erfrischend!“, könnt ja sein. Frag ich ihn einfach gleich einmal, weil werwiewaswiesoweshalbwarum wer nicht fragt bleibt dumm! „… schon gut, so ein Haushalt verliert einfach nichts. Höchstens vielleicht bündelt er manchmal ein bisschen effizienter als üblich“, hab ich ver-haha-sonnen von meiner matten Insel aus im PVC-Boden gerührt, der im sanften Morgenlicht zu einer feinen Suppe aus Chemie und Sommer kocht, ein bisschen Gras, ein wenig Stroh, gelegentlich quillt ein Stückchen Picknickdecke aus den Wogen hervor, man freut sich, da bist du also!, doch ehe man sie zu fassen kriegt, kommt eine Böe aus Staub und Bikinihose auf dem lang vermissten linken Flipflop angesurft und verschwindet sogleich in den Bodenwellen, aus denen kurz ein Stückchen Käsebrot mit Apfelgrieb hervorspitzt um titanicgleich senkrecht wieder abzutauchen, während im Nebenzimmer deutlich hörbar ein Staudamm reißt und sich die Mure aus Kleidchen und Höschen, Hemdchen und Röckchen, aus kühlendem Leinen und luftiger Gaze und ganz und gar überflüssigen Stoffen jedweder Couleur ihren Weg hinab ins Tal bricht, in dem ich mir aus Zeitungsprobeabos verschiedenster Form und Farbe, doch allsamt klugem Nimbus ein Blätterdach zu konstruieren suche, um dort im Schatten dösend auf den St. Nimmerleins- oder wenigstens Martinstag zu warten, gehüllt in kühlende Kohlwickel mit einer feinen Schicht Buttermilch bestrichen, deren trockene Brösel kaolinsandgleich im gleißenden Augustlicht glänzen und an deren Ufern winzige Tiere sich winzige Buttermilchbröselburgen bauen, in die sie sich legen und der Brandung meines Schweißes zu lauschen. „WAF MACHFFTN DU DA?“ ruft meine linke Gehirnhälfte der rechten zu, im Mund versehentlich eine Packung Erbsen, es ist eng in der Tiefkühltruhe. „Ich wart aufs jüngste Gericht!“, antworte ich. „Ich hoffe, es ist nichts mit Melone!“ Ein Schwarm Schwimmbadpommes gleitet gemächlich auf einer Sonnenölspur an mir vorbei. Es ist Sommer.