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Runter vom Sofa - Luitpoldhainis & Co.

Achtung, Witzezeit! Wie heißen Menschen, die den Juli über auf Wiesen herumgelegen sind mit ihrem ganzen Hausstand und Musik gehört haben und Klassik und Sternspeier und Knutschiknutsch und Nudelsalat? Luitpoldhainis, genau! Und wie nennt man die, die seit zwei Wochen wacklig unser Stadtbild bereichern? E-Dioten!! Muahaha … Ah ja, das war jetzt gemein. Also für den Luitpoldhain zumindest wirklich sehr. Für die anderen … eigentlich nicht, weil ich find das alles sehr gut mit diesen Rollern. Weil schau, den ganzen Tag kann ich im Hausgewand auf meinem Balkon kontemplieren und statt Fernsehen einfach Straße. Was man als Privatieuse halt so macht. Auch so im Alltag geht das gut, aber da muss man sich dann womöglich dabei bewegen, und das wollen, nein: sollen wir ja anscheinend nicht, deswegen bleib ich lieber auf meinem Hochsitz, von wo aus ich sehr gut zum Volke sprechen kann und unter mir der Pöbel zu meiner Unterhaltung gereicht. Nämlichst bald muss ich einen eigenen Buchmacher zu meinem Gesinde hinzufügen der die Einsätze organisiert rund ums Thema „Wird es dem Knaben gelingen, die Erstfahrt mit dem Roller im Selfievideo einhändig für die Ewigkeit zu konservieren und gleichzeitig lässig in die Kamera zu grienen und mit einem halben Stilauge die Straße zu observieren oder wird ihm der hauptstädtisch asphaltierte Straßenchique zum Verhängnis und später haben wir ein neues lustiges Überschlagsvideo?“ oder „Ja schau, wenn sie jetzt geschmeidig auch noch mit dem anderen Rädchen in die Straßenbahnschiene eingefädelt wär dann könnt sie sich jetzt noch einmal kurz beidhändig die Frisur richten.“ Womit wir auch schon beim Aspekt „akrobatischer Unterhaltungswert“ wären wo du sagst: Da kann der Hermanns Axel, nein: Alex fei sein Palazzo stecken lassen, weil da zahl ich doch nicht mehr horrende Summen für ein bisschen Turnerei, wenn’s doch draußen auf der Straße völlig umsonst zu haben ist. Und den passenden Soundtrack liefern sie gleich auch noch mit dazu, weil wenn’s noch nicht aufgefallen sein sollte: Überall in der Stadt tut’s plötzlich so ein fulimantes … fulmimamtes … also wirklich sehr volltönendes Geräusch, so ein onomatopoetisches Kassenkatsching, was dabei passiert wenn das Gerät sich endlich aufgesperrt hat und dabei gleich einmal ein Euro auf den Boden fällt – ein Geräusch übrigens, von dem ich meine dass es jedem Sportverein die Tränen in die Augen treiben müsst, weil offensichtlich zahlt man lieber kein Geld mehr dafür, sich bewegen zu dürfen, sondern lieber, sich möglichst nie mehr bewegen zu müssen, weil künftig fährt mich der Roller zum Aufzug zur U-Bahn und am besten noch in diese hinein und das gleiche dann retour und oben wieder raus und vielleicht kann man ja im Fitnessstudio damit auch aufs Laufband, das wär doch schön. Dann bestellen wir Pizza und schauen „WALL·E“.  Hachz … Also eigentlich find ich das alles ziemlich toll – schon allein weil jetzt der Fachverband Fußverkehr Deutschland e. V. endlich ein neues Feindbild auserkiesen kann, und während der also militant auf Rollerfahrer einspazierstockt kann ich auf dem Radl unbehelligt hintenrumschlupfen. Weil das war so …