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Critique

Konzertbericht: Fil Bo Riva

Wie viele Besucher von Nürnberg.Pop, dem Innenstadtfestival von und für feine Musiknäschen, tatsächlich absichtlich und wie viele zufällig im vergangenen Jahr den beschwerlichen Weg hinab zum Heilig-Geist-Saal beschritten hatten, um diesen vollzufüllen und der Empfehlung der Festivalveranstalter folgend einer Formation namens „Fil Bo Riva“ zu lauschen, wird auf immer ein Geheimnis bleiben. Sehr viel klarer zeigen sich die Verhältnisse da schon im Z-Bau, denn hierhin kommt nur, wer auch wirklich hören, sehen, fühlen will, was der junge Mann mit dem breiten Stimmenspiel im Gitarrenkoffer hat. Der, zwischenzeitlich noch vor Erscheinen des überhaupt ersten Albums schwer weltreisend zwischen Eurosonic Noorderslang und Montreux Jazz Festival sowie unlängst für den Music Moves Europe Talent Award nominiert, muss also nun beweisen, dass das, was im Radio und Streamingdienst schon lange formidabel klingt, auch auf der Bühne funktioniert. Das gelingt mit Leichtigkeit – mit Legerezza, um genau zu sein, stammt der schmachtende Lockenkopf aus Rom, von wo er Grandezza und Passione nach Irland, Madrid und schließlich Berlin brachte und von allen Stationen ein bisschen Musik stibitzte. Dabei heraus kommt eine herrliche Mischung aus Leben und Leiden, aus Falsett und Eckkneipe, aus Italoschlager und Sphäre und, immer wieder und immer unerwartet: Tanzbarkeit. Ein Konzert wie Aprilwetter, das den frisch sanierten Z-Saal vortrefflich mit Farben und Formen dekoriert und in schwarzweiße Bilder von Liebe taucht. „Take it all or leave it“, singt Filippo Bonamici, schluchzt mit „It's alright, if you're my lady you're a killer queen, And I don't mind you make me crazy“ auch die Songs, die sich schon so oft auf Europas Straßen, nicht aber auf dem Debüt wiederfanden, Bandkollegen und Instrumente und Choräle stimmen ein und alles ist ganz wunderbar verzweifelt und – Bangbang! – the beat in my head. Dass ein Abend unter dem Banner „Beautiful Sadness“ steht lässt wohl nur die besonders abgestumpften eine ausschweifendes Fest erwarten, und selbst die ertappen sich am Ende mit geschlossenen Augen im Herzschmerz wiegend. Dass der Abend atypisch und ausgerechnet mit dieser einen schnellen Ode an die Fröhlichkeit eröffnet und der „Go Go Rilla“ gleich zu Beginn durch die Beine gejagt, dabei reichlich an Kraft vermissen lässt und nicht mehr wiederholt wird, verzeiht man ihnen dann schon. Beinahe.


Foto: Juliane Spaet