1 abonnement et 4 abonnés
Commentaire

Die Partykolumne - Hörrohr

Es gibt Menschen, die finden, ich sei taub wie ein Pfosten. Ich hab dem nicht so viel entgegenzusetzen, weil es hat schon immer Menschen gegeben, die haben was zu bemängeln gehabt an meinen auditiven Fähigkeiten. Da ist dann oft gesagt worden zum Beispiel „Ich glaub du hörst nicht richtig!“ oder „Sag mal hörst du schlecht?“ oder auch schon das ein oder andere Mal „Wenn du jetzt nicht sofort hörst, dann setzt es was!“, und da weiß die arme Kinderseele in aller reinweißen Unschuld schon, dass irgendwas nicht zu passen scheint, nur was, das bleibt ein Rätsel. Weil leider kann man ja beschließen, ich schau jetzt einmal, und dann macht man die Augen auf, oder ich schau jetzt halt einmal nicht, und dann mach ich die Augen zu, leider geht das aber nicht genau so mit den Ohren oder der Nase, dabei tät man für beides supergern auch so eine Hautklappe haben und dann ist gut, und wenn man dann mal so richtig keine Lust mehr hat auf Welt, dann stülpt man all seine Hautzelte übers Sinnesorgan, Nasenlidschluss und Ohrenlidschluss, und bastelt sich einfach aus sich selbst eine Höhle. Geht nicht. Was aber sehr gut geht, dass mein Gehirn wenn ihm beispielsweise sehr langweilig ist einfach andere Sachen hört als grad gesagt worden ist. Außen sieht man dann vielleicht ein interessiertes Wasmeiergesicht, das untendrunter aber in Wahrheit eingeschlafen ist und noch eine Schicht drunter das Hirn eine kleine Privatparty veranstaltet, und aufwachen tu ich dann erst wieder von meinem eigenen Gelächter. Deswegen zum Beispiel befiehlt im dank Nicole-Kidmann-Synchronstimme sehr beruhigenden Film „Australia“ der schöne Hugh in dem Moment, in dem böse Gangster das Wüstenlager überfallen wollen, laut und deutlich der Nicole: „SIE BLEIBEN BEIM GULASCH!“, was mir nur einleuchtet, weil man muss sich halt auf Wichtiges konzentrieren. Und deswegen gibt es in der mittelalterlichen Schmonzette von Romeo und Julia eine tolle Passage, in der die grienende Julia von ihrer Amme mit dem einzig naheliegenden beruhigt wird, nämlich: Essen. „Nur einen kleinen Toast, Amme!“, bettelt das Mädchen, das zuvor schon schlau bemerkt hat „All dies ist Toast – warum wein‘ ich dann?“ und später sich bedankt: „Gut; du hast mir einen vortrefflichen Toast gegeben.“ Das ist mir scheint’s so logisch nachvollziehbar, dass ich mich keine Sekunde wundere. Jetzt kannst du sagen: Da liegt nicht ganz vielleicht eine pathologische Lebensmittelfixierungssituation vor, hm? Werf ich mich in die Brust und rufe: nein! Und den Beweis hab ich grad selbst erbracht, weil was mein schlummerndes Gehirn grad aus der Radiowerbung „Bring Würze in dein Leben!“ gemacht hat, hat mit Essen wenn überhaupt nur in zweiter oder dritter, intestinaler Instanz zu tun. Aber schon war ich gut gelaunt und wach und bin bis auf Weiteres bereit, aufmerksam dem weltallerwichtigsten Weltenprolog der Welt zu lauschen. Wenn’s zwischendurch laut lacht und das besinnliche Rattern aller nicht ausgeschalteter Smartphoneblitze stört: tschuldigung! „Party contre le Racisme“ (Desi, Brückenstr), „Mdngt City“ (Stereo, Klaragasse), „.bass“ (Fr&Sa, Z-Bau, Frankenstr), „You can win“ (Kantine, Bauhof), „Epic“ (Rakete, Vogelweiher), „Tanzklar VI“ (Luise, Scharrerstr) und am Samstag „Maximum Rock Night“ (Hirsch, Vogelweiher), „Shebeen“ (Desi), „Take off 90s, 2000er & More“ (T90, Flughafen), „Music for Friends“ (Zwinger, Lorenzer Str), „Die Macht der Nacht 2.0“ (Cult, Dooser Str), „King Kong Kicks“ (Stereo). Und weil jetzt bald Fest der Liebe und so, ausnahmsweise mal ein wohlmeinender Rat von mir: Wenn ihr nicht nur die Töne, sondern auch die Blitze von euren Handtaschenkameras ausschaltet, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, Erinnerungsfotos mit einem Hauch von Christkind drauf zu produzieren als nur solche von den Hinterköpfen der Vordermenschen. Halleluja!