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Volksfest mit 10 Euro - geht das?

Seit einer Woche lockt das Volksfest nicht nur die Spätsommersonne hinter den Wolken, sondern auch viele freudige Besucher hinter den kurz angeschürten Öfen hervor. Spiel, Spaß, Speisen sind im Überfluss geboten für Familien, Senioren, Teenies. Nur: Können die sich das auch alle leisten?

250 Euro ausgeben zu viert in vier Stunden? Eine leichte Übung auf dem Volksfest, das auf seinem Platz am Dutzendteich mit einem freizeitparkähnlichen Rundumvergnügen aufwartet. Mit dem Unterschied, dass jede Attraktion extra bezahlt werden will. Bei all den Verheißungen gilt es, schweren Herzens tief ins schmale Rentnerportemonnaie oder die eng kalkulierte Haushaltskasse zu greifen, standhaft zu bleiben – oder vielleicht besser ganz zu Hause. Oder nicht? „Es gibt sehr viele Veranstaltungen, die auf dem Platz stattfinden, und die man genießen kann, ohne etwas zu bezahlen“, versichert Peter Budig. Der Sprecher des Nürnberger Schaustellerverbandes reicht sogleich Empfehlungen nach: Am 7.9. beispielsweise heißt es „Magic Friday meets Steampunk“ und für Peter Budig „erleben und staunen“ bei der Zauberei und Markt der Steampunk-Händler „Anderswelt“, Gruppen-Vorführungen und Eintauchen in die geheimnisvoll-kreative Welt des Retro-Futurismus mit viktorianischem Kleidungsstil und Zahnradmechanik, im Anschluss lädt die Nachtführung „Alles außer Schlaf“ zu besonderen Einblicken.  Bereits am 1.9. gibt es rund um den Platz mitreißende Samba-Vorführungen, tags darauf den „Familienspaßtag“ und die Möglichkeit, sich von der historischen Straßenbahn kostenlos zum Dutzendteich chauffieren zu lassen und vor Ort Teil der interaktiven Kunstaktion „ichDÜRERdu“ zu werden, bei der Mitmachen nicht nur kostenlos, sondern ausdrücklich erwünscht ist. Das Highlight für alle auf dem Volksfestplatz und weit darüber hinaus ist sicher das große Abschlussfeuerwerk am 9.9., nachdem am Tag zuvor bereits eine Oldtimerparade Chrom und Augen glänzen lassen. Lichter, Lächeln, Leckerduft gibt’s als Gratisbeigabe immer obendrauf, und so haben wir unsere zehn Euro Taschengeld bislang noch nicht mal angetastet. Wie also sinnvoll einsetzen? „Ich persönlich plädiere für einen Früchtespieß mit feinster belgischer Praliné-Schokolade“, so Peter Budig. Den gibt’s ab 2,50 Euro und gleich daneben des Volksfestsprechers nächstes Highlight: „Man muss unbedingt Riesenrad fahren.“ Oder, wem das zu romantisch oder zu wenig Nervenkitzel ist, für’s fast gleiche Geld (4 Euro) hinein in den „Rotor“ und gucken, wie es sich anfühlt, wenn der Boden unter den Füßen fehlt und sich ein Elefant auf die Brust setzt. Anders und interessant zumal für bewegungsfreudige Kinder: Die Belustigung „Action House“ bietet neben dem normalen Eintritt (3,50 Euro) auch eine Tageskarte für 10 Euro an. Vielleicht finden sich dann auch noch zwei Groschen für eine obligatorische Zuckerwatte. Oder clever rechnen: 50 Lose für 10 Euro kaufen statt zehn für drei, Familien- oder Gruppenspartickets kaufen (Wildwasser: 15 bzw. 18 statt 20 Euro für vier Personen),  bei „Fisch Hellberg“ zum Sparmenü greifen (Backfisch mit Kartoffelsalat oder Pommes für 6 Euro) statt teuren Pizzaministücken (ab 3 Euro), sich vielleicht sogar mit ein paar anderen Vergnügungswilligen zusammentun und Volksfesttaler erstehen: Die gibt es im 50er-Paket für 45 Euro, ergeben also zehn Prozent Rabatt und sind überall auf dem Platz einsetzbar. Das bedarf freilich einer gewissen Absprache und Vorausplanung. Eine weitere kostengünstigere Möglichkeit bietet freilich der „Familientag“ (5.9.), an dem von 13 bis 21 Uhr halbe Fahrpreise und an jedem Geschäft mindestens ein Artikel zum halben Preis angeboten werden. Fazit: Ganz so fatalistisch, wie ein Besucher sich äußert („Was denken Sie, kann man hier machen, wenn man nur zehn Euro zur Verfügung hat?“ – „Wieder zum Ausgang und heim gehen.“) muss man eigentlich gar nicht sein, sicher aber sorg- und aufmerksam kalkulierend. Oder einfach den Geldbeutel ganz daheim lassen und sich von den Gerüchten, der Geräuschkulisse und den anderen Besuchern unterhalten lassen.