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Die Partykolumne - Stärke 2018

Ok, ich habe verstanden: Es gibt Erklärungsbedarf, was dieses erneut erwähnte „Stärke antrinken“ betrifft. Ich muss gestehen: Bis vor ein paar Jahren, als mein Leben noch in städterischer Beschaulichkeit bar jedweder Tradition verlief, kannte ich das auch nicht. Dann aber hat sich eine oberfränkische Invasion (Stichwort „Landflucht“) ereignet, und mit der kamen auch allerlei seltsame Gebräuche zu mir. Die drehen sich meist überraschend massiv um das Thema „Alkohol“, und wer ab und an mal durch die Landen fährt, der erkennt nicht nur schnell, warum der Markus da oben so gut ankommt mit seinen Internetabdeckungsideen, sondern auch, warum diese Bräuche zwingend erforderlich sind. Ob der Nürnberger nicht vielleicht auch seine eigenen Traditionen haben könne, ist neulich gefragt worden, und laut jüngster Ereignisse kann man sagen: Ja, doch, er kann es sich beispielsweise zur Tradition machen, in Oberfranken einzufallen und denen da ihre Traditionen zerstörerisch wegzunehmen. Deswegen ist es nur recht und billig, den Stärkekram in die Stadt zu holen. Kurz: Am 6.1. gilt es, sich Stärke für das kommende Jahr anzutrinken. Und zwar durch den Genuss eines Bockbiers pro Monat, also zwölf Einheiten. Es folgt der Versuch einer Veranschaulichung. Januar: Anreise Station Nummer eins, wegen größter Befürchtungen, was man aufgrund Veranstaltungsbeginn 11 Uhr so vorfindet, eiliges Hinabstürzen eines Fußpilses. Februar: Ankunft, befremdetes Erkennen, dass gegen 17 Uhr alle Anwesenden sturzbetrunken sind, kein Wunder bei dem greislichen Bock, wer trinkt denn auch sowas, destinguierter Griff zum Normalleichtbier. März: Auf einem Bein steht man schlecht, amüsiert sich aber köstlich über erste Ausfälle im näheren Umfeld. Leicht beschwingte Abreise zu Station zwei. April: Igitt, nur Bockbier und Schnäpse auf der Karte, erleichterte Entgegennahme des Lagerfundes, hocherfreute Begrüßung Hinzukommender. Mai: Alles sehr schön und sehr lustig hier, im Liebestaumel wortreiche Kontaktaufnahme mit fremden Tischnachbarn. Besucher aus Kolumbien. Alles nochmal auf Englisch. Juni: Versehentlich ein Bockbier bestellen, sich ins Schicksal fügen, schmeckt eigentlich gar nicht so übel. Parallele Entdeckung eines warmen Gin-Punsches, mit gespieltem Entsetzen den Alkoholgehalt konstatieren. Juli: Bockbier ist mein Zwischenwasser. Sehr beschwingte Abreise zu Station drei. Auf dem Weg ausgemusterte Tannen finden, die mitnehmen und in der nächsten Kneipe „Wolle Christbaum kaufe?“ versuchen. Vergeblich. Menschen doof finden. August: Menschen zwingen, fürs obligatorische Selfie mit Fingern für die Monatsanzahl auszuhelfen. Entdeckung dieses Umstandes allerdings erst am Folgetag. September: Eintreffen des Wirtes des Vertrauens, der fatalistisch anbietet, „mit dem September auszuhelfen“. Schnäpse sind immer eine gute Idee! Im Fortfolgenden zersplittert die Gruppe, manche schaffen’s bis Dezember, andere bis Dezember 2019, wieder andere nur noch ins Bett. Am darauffolgenden Tag eint alle die Erkenntnis, dass es eigentlich „Schwäche antrinken“ heißen sollte, und dass wir das nächstes Jahr nicht mehr machen. Jetzt erstmal Erholung am Wochenende: „The early days“ (Stereo, Klaragasse), „Pink Terminal“ (Flughafen), „Babylon Party“ (Z-Bau, Frankenstraße), „Trippin‘ Out“ (Rakete, Vogelweiherstraße), „Querbeat“ (KK, Königstraße) und am Samstag „2000er Party“ (Parks, Stadtpark), „Single Party“ (T90), „Not not House“ (Zentralcafé, Königstraße), „Flashbacks“ (KK), „DJ Duell“ (Stereo). Am Sonntag schlagen wir zusammen „Schembartlauf“ nach und überlegen uns, ob wir Lust haben, als durch Wurstringe verbundenes Höllen-Schiff durch die Altstadt zu ziehen und die Großkopferten anzuprangern. Da habt ihr eure Tradition!