1 abonnement et 4 abonnés
Article

Krimiführung mit Jan Beinßen: Mit dem Autor an den Ort der Verbrechen

Mit dem Autor der Lieblingskrimis direkt an die Orte des literarischen Geschehens, um dort nicht nur Szenen aus den Schmökern vom Urheber selbst vorgelesen zu bekommen, sondern zu den Orten auch noch allerlei Wissenswertes vom Fachmann zu erfahren – das können wohl nur die wenigsten Leseratten abends in ihr Tagebuch schreiben. 


Diejenigen, die sich den Krimis des Nürnberger Autors Jan Beinßen verschrieben haben, schon: Der nämlich bietet seit circa sieben Jahren in Kooperation mit dem Bildungszentrum seine Krimiführungen an, im Zuge derer die Besucher sich an die Tatorte der Romane rund um den Hobbydetektiv Paul Fleming bringen lassen können. Dürerhaus, Oper, Volksbad oder Tiergarten – stets dürfen die rund 30 Teilnehmer sich auf Bereiche freuen, zu denen der Zutritt sonst verwehrt bliebe. Im Nürnberger „Schraubenturm“, der ein eher vernachlässigtes Dasein im Schatten seines übermächtigen Königs-Bruders fristet, erzählt Reto Manitz, der für die Führung geladene Experte, von den Fenstern, die wie die Gewindegänge einer Schraube angelegt sind, von der Dame, die über 40 Jahre und bis vor Kurzem noch die drei steilen Stockwerke in der Stadtmauer bewohnte, und von dem Verließ unbekannten Inhalts, das sich unter den Füßen der staunenden Zuhörer befindet. „Tod im Handwerkerhof“ ist das Thema der Führung, und Unternehmensberater und City-Manager Reto Manitz weiß die in den 1970er Jahren als kurzweiliges Disney-Land errichtete Franken-Mall wohlfeil anzupreisen. Jan Beinßen derweil erzählt bedächtig von seiner Profession: Wie seine Charaktere entstehen verrät er beispielsweise, dass die lebendige Vorbilder hätten und sich Dialoge aus dem echten Leben in seinen Romanen wiederfänden und es ihm immer wichtig war, seine Geschichten im Herzen Nürnbergs anzusiedeln. Vom Handwerkerhof geht es zu einer Stippvisiten in den Skulpturengarten, „toll“, freut sich eine Teilnehmerin, „da denkt man, man kennt alles in Nürnberg, aber hier war ich noch nie!“, um zwischen dem Rauschen von Bäumen und Verkehr einer ersten atmosphärischen Lesungseinheit zu lauschen, „damit Sie in Stimmung kommen.“ So wechseln sich Fiktion und Realität die ganze Führung hindurch ab: Beinßen liest, Manitz präsentiert getreu der neuen Parole „Der Handwerkerhof den Nürnbergern!“ den Platz, der einst als Waffenhof diente. Und so erfährt man nicht nur, wo ganzjährig frische Honigkuchen und die preiswertesten Drei im Weggla erworben werden können, sondern auch vom geplanten neuen Übergang zum Hauptbahnhof und den „spannenden neuen Konzepten für den Sommer“ sowie der vorsichtig geäußerten, doch an Sicherheit grenzenden Vermutung, im schönen St. Sebald stehe das älteste Pfarrhaus Deutschlands. „Die wenigstens Nürnberger“, mutmaßt Jan Beinßen, „kennen ihre Stadt“ und bräuchten einen Grund, sich auf eine Entdeckungstour zu begeben. Die Krimiführungen mit dem 52-jährigen Autoren zahlreicher Werke bieten eine solche tolle Gelegenheit gleich dreimal im kommenden Herbst: „Das Phantom im Opernhaus“ (22.9., 16.30 Uhr), „Tod im Tiergarten – Der neue Paul Fleming-Roman“ (13.10., 17 Uhr) und „Wo das Verbrechen lauert“ (27.10., 17 Uhr) bieten für 25-28 Euro je circa 90 so kurzweilige wie informative und nicht zuletzt spannende Minuten, in denen Jan Beinßen die Teilnehmer sowohl durch seine Geschichten als auch hinter die Kulissen von Staatstheater & Co. führt.

bz.nuernberg.de