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Kameras in Duschen: Auch auf der Fusion kam es zu sexualisierter Gewalt

Feiern ohne sexualisierte Gewalt? Sieht so aus, als wäre das nicht möglich, auch in linken Kreisen. Kürzlich wurde bekannt, dass ein Mann auf dem Festivalgelände von „Monis Rache" heimlich Frauen auf Dixi-Toiletten filmte und die Aufnahmen anschließend auf der Pornoseite „xhamster" veröffentlichte. Für alle, die sich nach dieser Nachricht dachten: Dann fahre ich dieses Jahr eben zur „Fusion" gibt es jetzt einen Dämpfer. Denn 2019 wurden auch Besucher*innen der „Fusion" ohne ihr Wissen und ohne ihre Zustimmung gefilmt. Die Videos wurden ebenfalls auf „xamster" online gestellt und konnten bis vor Kurzem von jede*m angesehen werden.

Seit Montagabend ist diese Neuigkeit im Umlauf, weil das Fusion-Forum auf seiner Seite eine Stellungnahme dazu veröffentlicht hat.

In weniger als 24 Stunden wurde dieser Beitrag mehr als 25.000 Mal gelesen, so viel wie kein anderer Beitrag der letzten Monate.

In dem Statement steht, dass die Mitglieder des Vereins durch anonyme E-Mails am 28. Januar auf die Videoaufnahmen hingewiesen wurden. Im Gegensatz zu den Organisatoren von „Monis Rache" wandte sich der Träger der „Fusion" sehr schnell an die Öffentlichkeit. Binnen sechs Tagen wurde das Statement formuliert und veröffentlicht. Im Fall von „Monis Rache" ließen sich die Organisator*innen mehr als drei Monate Zeit, bis sie sich wegen der Videoaufnahmen an die Öffentlichkeit wendeten.

„Schnelle Öffentlichkeit war uns wichtig", erklärt Andrea, die den Forumseintrag des Vereins Kulturkosmos, Veranstalter der „Fusion", betreut und auf Fragen von Nutzer*innen antwortet. Ihren vollen Namen gibt sie nicht an, das ist bei der Pressearbeit des Kulturkosmos üblich. Sie berichtet, dass sich etwa 20 Menschen beim Kulturkosmos engagieren und einige beim Verein angestellt sind. Deswegen gibt es einen E-Mail-Verteiler über welchen kommuniziert werden kann. Als die Mitglieder des Kulturkosmos von den sexualisierten Übergriffen erfuhren, hielten sie über diesen E-Mail-Verteiler Rücksprache, formulierten gemeinsam das Statement und schickten es vor Veröffentlichung an das Awareness-Team der „Fusion". Dieses habe noch einige Anmerkungen gemacht, welche die Verfasser*innen des Statements einarbeiteten.

Auf die Frage, warum sich auf der Homepage der „Fusion" selbst keine Pressemitteilung zu den Vorfällen findet, erklärt Andrea, dass es den Mitgliedern von Kulturkosmos wichtig gewesen sei, die Stellungnahme als einen Forumsbeitrag zu veröffentlichen, auf den Menschen antworten könnten. Auf der Homepage der „Fusion" sei dies aus technischen Gründen nicht möglich.

Im Umgang mit den sexualisierten Übergriffen auf den beiden linken Festivals fällt ein weiterer Unterschied auf: Der Kulturkosmos benennt in seinem Statement den Nutzernamen, den der Täter der Übergriffe verwendete, um die Videos auf „xhamster" online zu stellen. Die Organisatoren von „Monis Rache" teilten ihr Wissen über den Täter nicht mit der Öffentlichkeit.

Des Weiteren hat der Kulturkosmos entschieden, sofort Strafanzeige gegen den Täter zu stellen. Im Fall von „Monis Rache" diskutierten die Organisator*innen des Festivals lange, ob es sinnvoll sei, mit der Polizei zu kooperieren, oder nicht. Schlussendlich teilte die Polizei Anklam mit, dass sie von Amts wegen selbst Anzeige erstattet habe, bevor dies durch „Monis Rache" geschehen war.

Andrea vom Kulturkosmos erklärt: „Es ist uns wichtig, als Verein gegen diese Form sexualisierter Gewalt vorzugehen." Der Verein habe daher einen Anwalt eingeschaltet, der häufiger für den Verein arbeitet. Auch dieser Fakt zeigt, dass sich der Träger der „Fusion" im Gegensatz zu „Monis Rache" vorbildlich im Umgang mit den sexuellen Übergriffen verhält. Dennoch muss es zu denken geben, dass so etwas überhaupt möglich ist. Andrea sagt, die Mitglieder des Kulturkosmos würden in den nächsten Tagen gemeinsam mit dem Awarness-Team der „Fusion" beraten, wie sie weiter vorgehen und was sie in ihren Strukturen für das nächste Festival ändern müssten, damit so etwas nicht noch einmal vorkommt.

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