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Chronique

Wer im Glashaus sitzt

„Eine Niederlage für die Menschheit“, titulierte der zweite Mann des Vatikans, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, den Volksentscheid Irlands zur Homo-Ehe vergangenen Freitag. Bei einer solchen Äußerung bleibt vielen Menschen weltweit wohl der Mund offen stehen. Man ist von der katholischen Kirche ja schon viel gewohnt, aber diese Äußerung verschlägt einem dennoch erst einmal die Sprache. 

Mutig war die katholische Kirche ja schon immer, vor allem in den letzten Monaten schockierten einige Äußerungen Menschen auf der ganzen Welt. Wer ein „würdevolles Schlagen“ von Kindern als geeignete Erziehungsmaßnahme bezeichnet, sollte jedoch sehr vorsichtig sein und aus den damaligen Reaktionen gelernt haben. Gut, die katholische Kirche hat in der Vergangenheit viele Kinderseelen durch Missbrauch in Erziehungseinrichtungen gebrochen, da wäre würdevolles Schlagen wahrscheinlich tatsächlich noch die harmlosere Alternative gewesen. Aber mal ehrlich, wer im Glashaus sitzt sollte nun wirklich nicht mit Steinen werfen. Das hätte man dem Vatikan vielleicht mal erklären sollen, bevor man ihnen ein Mikro unter die Nase hält. 

Doch was sagt überhaupt der Papst dazu? Nichts! Vor zwei Jahren sagte er einmal: „Wenn jemand schwul ist und er den Herrn sucht und guten Willen zeigt, wer bin ich, das zu verurteilen“. Wer er ist? Der Papst, das Oberhaupt der katholischen Kirche, oder ein Heuchler? Wäre in seinen damaligen Worten Wahrheit gewesen statt gutem Willen zur Beliebtheit, dann hätte er jetzt eingreifen müssen. Sein Schweigen ist wie ein stilles Zugeständnis. 

Was bleibt ist die Frage, was man von Menschen erwarten kann, die durch ihr Zölibat nicht das Leben dürfen, was sie predigen, stattdessen jedoch, wie seit Jahren mehr und mehr bekannt wird, hinter verschlossenen Türen die Sau raus lassen. Scheinheiligkeit par excellence von Männern, die in ihrer einzigen Liebe zu Gott ja auch in einer Art Homo-Ehe leben.