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Premierenlesung: Eine Kindheit am Niederrhein

Anne Gesthuysen liest in der gut besuchten Mensa des Stiftsgymnasiums aus ihrem neuen Buch „Mädelsabend“. Foto: Christoph Reichwein (crei)

350 Gäste besuchten am Mittwochabend die Lesung zum Roman „Mädelsabend" von Anne Gesthuysen in der Mensa des Xantener Gymnasiums. Ein Heimatbesuch der Autorin.


„Ich fühle mich wie ein Rennpferd, das mit den Hufen scharrt", sagte Anne Gesthuysen zu Beginn ihrer Premierenlesung. Sie war nervös. So nervös, dass ihr kurz der Name einer Romanfigur entfallen war und sie sie aus Versehen Frank nannte. Eine Figur namens Frank gibt es zwar nicht, allerdings hatte die Autorin einen Frank mitgebracht - ihren Ehemann Frank Plasberg. Dieser moderierte den Abend und lockerte die anfängliche Anspannung auf. Das Paar lieferte sich auf der Bühne einen erfrischenden Schlagabtausch mit viel Witz und Charme und erzählte private Anekdoten.

„Warum geht es eigentlich wieder um den Niederrhein? Ich dachte, das wäre mit dem letzten Roman zu Ende erzählt worden", eröffnete Plasberg den Abend. Die Autorin antwortete schlicht: „Man kriegt mich zwar aus dem Niederrhein raus, aber den Niederrhein nicht aus mir." Sie habe eine lebhafte Kindheit auf einem stillgelegten Bauernhof in Veen verbracht. Mit vielen Kartoffeln und vielen Freiheiten, durch die ihre Fantasie angeregt wurde. In ihren Romanen habe sie den perfekten Platz diese zu entfalten.

Besonders der Anfang des Buches erzähle aus Gesthuysens hier erlebter Kindheit, berichtet die Autorin, bevor sie aus dem ersten Kapitel las. Oft wurde dabei im Publikum zustimmend gemurmelt, manchmal auch herzlich gelacht. Etwa, wenn es um den Sonsbecker Metzger Theo Scholten ging, genannt der dicke Thei, an den sich einige Gäste noch lebhaft erinnern. „Ende der 70er Jahre bin ich hier selbst über den Rhein gerutscht und habe gesehen wie der dicke Thei Würstchen verkauft", plauderte Gesthuysen lachend.

Die Autorin las insgesamt fünf Szenen vor. Ein Highlight war das vorgetragene Streitgespräch mit Plasberg in der Rolle des Mannes Lars. Dafür habe das Paar am Vorabend extra geprobt, berichtete der Moderator. Die Szene behandelt die Gleichberechtigung in der Ehe. Es ist das Herzthema des Romans. Gesthuysen nutze den Moment für einen kleinen Aufruf an die mehrheitlich weiblichen Gäste des Abends. „Wir sind faul und müde geworden die Gleichberechtigung zu verteidigen", versucht sie die Emanzipation vor dem Einschlafen zu wahren. Nach dem Szenepapplaus des Publikums fragte Plasberg seine Frau: „Magst Du die Figur Lars?" Sie antwortete: „Ja, ich habe sie geheiratet."

Zum Schluss gab es einen Kuss auf der Bühne. Die Gäste standen später in der Mensa Schlange für ein signiertes Buch. Die Lesung war ausverkauft, freut sich die Dombuchhandlung als Veranstalter des Abends. Es war die erste von insgesamt 40 Lesungen, mit denen Gesthuysen durch das Land tourt. Am 22. Dezember ist die Verfilmung ihres ersten Romans „Wir sind doch Schwestern" in der ARD zu sehen, in der der Niederrhein gefeiert werde.

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