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„Damit man zu uns passt, muss man unsere Einstellung teilen“

Headhunting. Kompetenz ist nicht gleich Kompetenz. Ein guter Aufsichtsrat braucht mehr als Fachkompetenz. Auch Engagement gegenüber dem Unternehmen darf nicht fehlen. 

 

Obwohl es von allen Seiten gefordert wird, sucht man in Österreichs Aufsichtsräten vergeblich nach Diversität. Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse, hat in seinem Team mit einem deutschen und einem tschechischen Kollegen überdurchschnittlich viel internationale Gesellschaft. Dennoch ortet er Nachholbedarf: „Es fehlt noch an Wissens- und Altersdiversität. Die Führungsriege sollte ein möglichst vollständiges Abbild der Gesellschaftskohorten darstellen.“ 

 

Auch in dieser Diskussionsrunde sehen die Teilnehmer die geringe Vergütung von Aufsichtsräten als einen Grund für den Mangel an Vielfalt. „Wenn man bei Topmanagern anfragt, ist eine der ersten Fragen, wie die Vergütung aussieht. Bei einem geringen Gehalt schrumpft die erhoffte Longlist schnell auf eine sehr kurze Shortlist an Kandidaten zusammen“, warnt Edith Hlawati, Aufsichtsratsvorsitzende der Telekom Austria. 

 

Trotz geringer Entlohnung wird das Anforderungsprofil immer umfassender. Fachkompetenzen seien wichtig, um strategische Entscheidungen des Managements hinterfragen zu können. Zudem spielt Integrität eine Rolle. „Eines der wichtigsten Kriterien bei unseren Personalentscheidung ist die sogenannte ‚Googliness‘ eines Bewerbers. Uns ist die persönliche Wertevorstellung wichtig: Wir begegnen einander mit Respekt und wollen uns stetig verbessern. Damit man zu uns passt, muss man unsere Einstellung teilen“, erklärt Christine Antlanger-Winter, CEO von Google Österreich. 

 

Um böse Überraschungen bei der Personalwahl zu vermeiden, empfiehlt Willi Schoppen, sich früh genug mit der Nachfolge von Führungskräften zu beschäftigen. Der Leiter Board Practice bei Spencer Stuart Deutschland empfiehlt: „Man sollte Führungskräfte innerhalb des Unternehmens aufbauen und von einer in die nächste Ebene überführen. Jeder Top-Manager hat auch eine Kompetenzlücke. Wenn die Leute im Unternehmen tätig sind, können diese Lücken mit der Zeit geschlossen werden.“ 

 

Insgesamt fordern die Diskutanten bessere Anreize, um die besten Köpfe in Österreichs Aufsichtsräten unterzubringen. Denn: Ihre Arbeit leistet einen essentiellen Beitrag zum Unternehmenserfolg.