Stell dir vor, du hast einen Blog - und plötzlich gibt es den zweimal. Alexander Mirschel hat vor vier Tagen entdeckt, dass sein Reiseportal NIEDblog.de illegal kopiert wurde, von oben bis unten, inklusive Design und allen Inhalten. Einziger Unterschied: Die Domain endet auf .com statt .de. Mittlerweile ist klar: Alexander ist nicht der einzige betroffene Blogger. Rund 40 deutsche Blogger - vor allem Reise-, Lifestyle- und Foodblogger - haben sich schon gemeldet, weil auch ihre Websites illegal geklont wurden.
PULS: Alexander, wie ist sowas möglich?Alexander Mirschel: Das ist eine Frage, die wir uns alle gestellt haben. Vor allem, weil der NIEDblog ja nicht die ganz große Seite im Internet ist und ich nicht gedacht hätte, jemals von so etwas betroffen sein zu können. Möglich ist das ganze wohl durch bestimmte illegale technische Finessen, durch die die Inhalte meiner Seite live und eins zu eins gespiegelt werden - und dann auf der geklonten Seite unter der geklonten Domain angezeigt werden.
Hast du eine Idee, wer dahinter stecken könnte?Bisher gibt es noch keine Anhaltspunkte. Das einzige, was feststeht: In allen Fällen - und ich denke, die Dunkelziffer ist sehr hoch - stecken wohl dieselben Personen dahinter. Und die Handlanger, die das ganze ausführen, kommen aus Deutschland. Dafür gibt es definitiv Anzeichen.
Was haben die unbekannten Angreifer denn davon, eure Blogs zu klonen?Mittlerweile verdichten sich die Anzeichen, dass das ganze nach einer Art Drei-Punkte-Plan abläuft. Zuerst wird die gleichlautende Domain gesichert, im zweiten Schritt der Inhalt gespiegelt und im dritten Schritt dann Werbung auf der Klon-Domain geschaltet. Das ist zumindest bei den ersten Blogs schon passiert.Wenn man die Klon-Domain aufruft, findet man also plötzlich Werbebanner, die auf der Originalseite überhaupt nicht vorhanden sind.
Also verdienen quasi andere Leute mit euren Inhalten Geld. Welche Gefahren sind für euch Blogger denn noch damit verbunden?Also in meinem konkreten Fall wurde die Klon-Domain nicht nur auf meinen Namen registriert, sondern sogar auf meine echte Adresse. Das heißt erstmal, dass ich offiziell der Domaininhaber bin. Wenn morgen zum Beispiel Kinderpornos auf dieser Klondomain veröffentlicht werden, würde das erstmal auf mich zurückfallen. Egal was da Illegales stattfindet - die Abmahnungen und Anzeigen gehen an meine Adresse. Das macht uns Bloggern natürlich Angst.
Was soll ich tun, wenn ich als Blogger merke, dass mein Blog geklont worden ist?Auf jeden Fall Beweise sichern! Screenshots von der gefaketen Seite und vom gefaketen Impressum machen, damit man später abgesichert ist. Dann würde ich mit diesen Beweisen eine Anzeige gegen Unbekannt erstatten und die involvierten Unternehmen benachrichtigen - also die Stelle, wo die Domain registriert ist.
Das scheint auf jeden Fall ganz schön viel Arbeit nach sich zu ziehen...Richtig. Aber es ist so ärgerlich, dass man diese Zeit lieber investieren sollte.
Alexander Mirschel gibt auf seinem Blog NIEDblog.de Tipps, was man tun kann, wenn die eigene Seite geklont wurde und hat eine Facebookgruppe für betroffene Blogger gegründet.