SZ-Magazin: Welche Fragen stellt Ihr Film? Elisabeth Kratzer, 25: Wie verändert sich der Geburtstag im Laufe des Lebens? Mit wem feiere ich? Will ich überhaupt feiern? Wo feiere ich? Bei den runden Geburtstagen hält man ja meistens kurz inne, blickt zurück oder auch nach vorne.
Sie zeigen Geburtstagsfeiern vom Menschen im Alter von 100, 80, 60, 40, 20 und 0 Jahren - Wieso geht es in 20er Schritten rückwärts? Eigentlich wollte ich in Schritten von zehn Jahren vorgehen, unser erster Film darf aber zehn Minuten nicht überschreiten, das wäre schlicht zu lang gewesen. Ich erzähle rückwärts, weil das Baby Lukas am Ende sein Leben noch vor sich hat. Er ist 2016 geboren und hat eine Lebenserwartung von knapp 100 Jahren. Er könnte auch irgendwann mal wie der 100-jährige Hans zurückblicken. Das finde ich ein schönes Ende.
Wie kamen Sie auf das Thema Geburtstag? Als meine Schwester ihren 13. Geburtstag und meine Großmutter ihren 80. Geburtstag kurz nacheinander feierten, ist mir aufgefallen, wie unterschiedlich beide damit umgegangen sind. Die Schwester war ganz aufgeregt, meine Oma hat sich eher die Frage gestellt: Will ich das überhaupt noch feiern? Mich hat auch alles dazwischen interessiert. Die meisten meiner Geburtstagskinder habe ich nicht gekannt, ich habe sie durch Aushänge im öffentlichen Raum gefunden, auch Hans. Er ist letztes Jahr gestorben - das ist ok in diesem Alter, denke ich.
Alle Ihre Geburtstagskinder haben eine positive Lebenseinstellung, oder? Nicht ganz. Der einzige Nachdenkliche war Momo an seinem Vierzigsten. Er wollte eigentlich groß feiern und nicht alleine im Café sitzen, aber kurz zuvor ist ein Freund von ihm gestorben, der keine 45 geworden ist. Was mache ich in der Mitte des Lebens? Wo stehe ich? Was kommt noch, vielleicht Familie? Das waren die Fragen, die ihn umgetrieben haben.
Möchten Sie selbst 100 Jahre alt werden? Da habe ich erst mit meiner Mutter drüber gesprochen und wir sind zu dem Schluss gekommen: Das wollen wir eigentlich nicht.
"Nichts ist fantastischer als die Wirklichkeit", hat Federico Fellini gesagt. In der Reihe "Bewegtes Leben" stellen wir die ersten Werke von jungen Filmemacherinnen und Filmemachern vor und sprechen mit ihnen über ihre Projekte. An der Hochschule für Fernsehen und Film München darf der erste Film - der sogenannte "Film01" - zehn Minuten lang sein und muss an drei Tagen im Münchner S-Bahn-Gebiet mit einem Budget von 400 Euro gedreht werden. Schwarz-weiß ist zum Markenzeichen des Erstlingsfilms an der HFF München geworden.