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Mit brauner Haut ins Nazinest? Eingeschränkte Reisefreiheit

Urlaubszeit, Pandemie und ich mache Ferien in Deutschland. Dabei plane ich um rassistische No-go-Areas für Schwarze herum. Vorurteile lehne ich eigentlich ab, aber sicher ist sicher. Ein Dilemma.

Mal raus aus der Stadt, das wäre schön. Berlin ist im Corona-Sommer anstrengend: Abstand halten in vollen Parks, vollen Läden, auf vollen Straßen. Wie viele andere Deutsche suche ich Meer, Strand und den weiten Blick diesmal allerdings nur innerhalb der Landesgrenzen. Also: Nord- oder Ostsee? Meine Gedanken landen in der Nähe, in der „Badewanne Berlins“, und genau da beginnt das Dilemma. Für Menschen dunkleren Teints bietet Mecklenburg-Vorpommern nämlich nicht nur paradiesische Küsten, das Bundesland ist ebenso behaftet mit Meldungen, die Angst machen: „Neonazis gründen Wehrsportgruppe“, „Ein Dorf als nationalbefreite Zone“, „Über 50 Prozent für rechte Parteien“ – Grevesmühlen, Jamel, Usedom.

Fremd sein ist Genuss und Gefahr

Natürlich ist das verkürzt, es gibt so viele Menschenfreunde, Demokraten und völlig unpolitische Ostdeutsche, weiß ich doch, kenne ich doch, und: #diesindmehr. Natürlich geht auch nicht jeder AfD-Wähler und unzufriedene Wutbürger gleich auf Menschenjagd. Und auch im Westen gab es etwa Anschläge auf Unterkünfte für Geflüchtete, es gab Hanau. Proportional zur Bevölkerungsdichte allerdings werden in den „neuen“ Bundesländern wesentlich häufiger Menschen Opfer rassistischer Bedrohungen. Weit vorne liegt dabei auch immer wieder Berlin, doch hier kann ich Gefahren abschätzen, verfolge die Nachrichten, kenne mich aus, weiß, in welchen Regionen ich zu später Stunde Risiken eingehe. Im Urlaub, wenn man sich bewusst dem Genuss des Fremdseins aussetzt, um dem Alltag zu entfliehen, ist das etwas ganz anderes.


Der Ganze Essay: hier.