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Welcome United vom Spielbetrieb abgemeldet

Bild: imago/Sebastian Wells

Welcome United war 2014 das erste reine Flüchtlingsteam im deutschen Fußball, gegründet vom SV Babelsberg 03. Jetzt wurde die Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet. Was traurig klingt, ist auch Ergebnis einer Erfolgsgeschichte. Von Johannes Mohren

Das Flutlicht scheint. Und der Mann im knallgelben Leibchen, der von allen nur Abdi gerufen wird, hält den Ball hoch. Einmal, zweimal, dreimal - immer weiter. Er hat Gefühl in den Füßen. Keine Frage. Bisher hat er das in der ersten Kreisklasse unter Beweis gestellt, in einer ganz besonderen Mannschaft: Welcome United. Ein Team aus Flüchtlingen, 2014 gegründet vom SV Babelsberg 03. Damals das erste dieser Art. Und eine Erfolgsgeschichte. Bis zu 100 Flüchtlinge trainierten in der Mannschaft.

Nun ist aber Schluss - zumindest im offiziellen Spielbetrieb. Da ist das Team abgemeldet. Abdihafid Ahmed - so heißt der Balljongleur mit vollem Namen - ist traurig darüber, ein bisschen zumindest. "Als ich nach Deutschland gekommen bin, hatte ich noch keine Freunde. Die habe ich bei Welcome United gefunden. Ich habe viele Leute kennengelernt, aus Eritrea, Afghanistan, Syrien, Nigeria oder Kamerun", sagt Abdi, der aus Somalia nach Deutschland kam. "Wir waren wie eine Familie." 

Spieler zunehmend integriert - sportlich und im Job

Doch das Ende ist kein Scheitern. Eher ist das Gegenteil der Fall. "Der Grund, warum wir es nicht mehr aufrechterhalten können, ist eigentlich ein sehr guter", sagt Thoralf Höntze, Marketing-Chef Babelsberg 03. Er hat das Projekt von Beginn an begleitet. "Viele der Spieler, die wir haben, sind einfach in der Gesellschaft angekommen, haben Arbeit, haben Familien und müssen sich darum kümmern." Die Zeit für Welcome United fehlt den Kickern nun oftmals.

Nur noch zu sechst waren sie das ein oder andere Mal - da ist an einen regulären Spielbetrieb nicht zu denken. Das Ende ist also auch ein Ergebnis der Integration. Dass diese so gut gelingen konnte, ist ein Mit-Verdienst von Welcome United. Die Unterstützung, die Abdi und Co. bekamen, ging weit über den Fußball hinaus. "Ich war oft bei Thoralf", erinnert er sich. Die Fragen? Ganz alltägliche. "Kannst du für mich einen Brief schreiben? Kannst du für mich das BAMF fragen, wie meine Situation in Deutschland ist?", sagt Abdi.

Weiterhin eng mit Babelsberg verbunden

Für Welcome United war Abdi eine entscheidende Stütze, ein Aushängeschild, spielerisch ein Highlight. "Er war aber auch eine wichtige Person für alle anderen Spieler, weil er so ein verbindendes Element hatte. Er hat viele mitgezogen und hat sehr vermittelnd gewirkt", sagt Höntze.

Inzwischen hat Abdi eine Aufenthaltserlaubnis. Und einen Job. Er arbeitet als Kurierfahrer.

Wie viele andere aus der Flüchtlingsmannschaft verbringt er nach wie vor viel Zeit beim SV Babelsberg 03. Sie sind dabei, als Fans, bei Heim- wie Auswärtsspielen - und die, bei denen es die Zeit zulässt, nicht selten auch auf dem Platz. Wenn der Spielbetrieb zu viel ist bei den Ü40-Herren im Freizeitbereich. Oder für die, die die Luft haben, in der zweiten Mannschaft der Nulldreier in der Landesliga. Auch Abdi ist nun dabei. Einen spielstarken Knipser wie ihn kann die "Zweite" gut gebrauchen. 

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