Seit einem Jahr ist der 30-jährige Ökonom Landtagsabgeordneter der SPD in Hessen und stellvertretender Sprecher für Digitalisierung. Mit 28,3 Prozent der Stimmen gewann er das Direktmandat im Wahlkreis Darmstadt-Dieburg II, das er der CDU abluchste. Die SPD selbst erzielte 19,8 Prozent der Zweitstimmen - wodurch sie wieder in der Opposition landete.
Jetzt sitzt Kaffenberger in einem Stuhlkreis mit rund 40 Schüler*innen der Gutenbergschule in Darmstadt-Eberstadt und beantwortet Fragen zu seiner Person und zu seiner Arbeit. Er sei eigentlich digital unterwegs, antwortet er, "soweit es denn geht". "Wenn ich eine Einladung zu einer Weihnachtsfeier per Post bekomme und das Antwortformular nur auf Papier habe, das ich per Hand ausfüllen und zurückfaxen muss, dann kann ich gar nicht digital unterwegs sein." Über seine Lieblings-App muss der SPD-Politiker kurz nachdenken und unterscheidet dann zwischen der am häufigsten genutzten App (Mail) und der Lieblings-App ("Zeit Online"). Merkel habe er noch nie getroffen. "Aber den Bundespräsidenten. Wisst Ihr, wie er heißt?" Die Kinder schütteln den Kopf. "Frank-Walter Steinmeier", gibt Kaffenberger selbst die Antwort und erklärt kurz die Aufgaben des Amtsträgers. Nächste Frage. "Wie gehen Sie mit den Reaktionen auf Ihre Zuckungen um?"
Kaffenberger hat das Tourette-Syndrom. Sitzt er in der Gemeindevertretung im hessischen Roßdorf in der Nähe von Darmstadt auf seinem Platz, schlägt er auf der einen Seite seinen Kopf alle paar Minuten haarscharf an der Wand vorbei. Auf der anderen schießt seine rechte Hand mehrmals wenige Zentimeter vor das Gesicht seiner Nachbarin - die darauf gar nicht reagiert. Steht man auf einem Weihnachtsfest der Caritas in Eberstadt mit Punsch vor Kaffenberger, zuckt sein Zeigefinger immer mal in den Becher, stoppt aber immer gerade so über dem Getränk.