500 Meter unter der Moonbird liegt das Meer. Die Wasseroberfläche ist gleichförmig zerklüftet und immer in Bewegung. Die wenigen Schaumkronen zerstäuben nach wenigen Sekunden langsam in alle Richtungen.
Fabio Zgraggen und Tamino Böhm scannen mit bloßem Auge das Meer auf der Suche nach Schiffbrüchigen. Jedes Crewmitglied des Aufklärungsflugzeugs hat sein eigenes Suchfeld. Pilot Zgraggen hat ausgehend vom Ziffernblatt einer Uhr den Bereich zwischen neun und zwölf Uhr im Blick. Böhm, Einsatzleiter der Mission, ist für das Feld zwischen zwölf und drei Uhr verantwortlich.
Die Moonbird ist ein Projekt der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch aus Deutschland und der Humanitarian Pilots Initiative aus der Schweiz. Seit drei Jahren fliegen Ehrenamtliche der beiden Organisationen zusammen Aufklärungsflüge über dem Mittelmeer vor der libyschen Küste. Mit einer kleinen Propellermaschine suchen sie aus der Luft das Meer nach Flüchtlingsbooten ab. Sie können in weniger Zeit eine größere Fläche absuchen als per Schiff und haben einen besseren Überblick. Haben sie ein Boot gefunden, geben sie die Koordinaten an die Seenotrettungsleitstelle in Rom durch und senden einen Funknotruf an naheliegende Schiffe. "Wir sind ein Auge für alle", sagt Böhm. Anfangs flogen sie noch mit gemieteten Maschinen, seit April 2017 haben sie ihr eigenes kleines Flugzeug.