Mit ihrem eigenen YouTube-Kanal "CSYOU" will die CSU junge Menschen im Internet ansprechen. Doch das erste Video löst einen großen Shitstorm aus, ein YouTuber findet es gefährlich. Hier geht's zum Interview mit RobBubble.
"Ich halte das Video für sehr gefährlich, weil es mit vielen Halbwahrheiten Stimmung macht", kritisiert der Youtuber Robin Blase im Interview.
Am Samstag ging es online: Das erste YouTube-Video einer christlich-sozialen Digital-Offensive. Mittlerweile hat es die 500.000 View-Marke geknackt. Das neue Angebot der CSU: "CSYOU". Damit sollen junge Leute im Internet über die "Tagespolitik und die Arbeit im Bundestag" informiert werden, verspricht der Moderator. Die Bilanz: Bis dato 2.900 Likes. Dem stehen satte 101.000 Dislikes, also Negativ-Bewertungen auf YouTube, gegenüber. Entsprechend hart ist die Kritik im Netz.
"Parodie eines YouTube-Videos"
Der YouTuber Rezo hatte vor drei Monaten die Volksparteien, insbesondere die CDU/CSU öffentlich angeprangert und damit eine hitzige Debatte zwischen YouTubern und Politikern ausgelöst. Die Antwort der CSU: Eine "Parodie eines YouTube-Videos", findet Robin Blase. Die Partei habe kein Verständnis für YouTube und seine Nutzer.
Viel Kritik gibt es am Stil des Videos: "Leider wirkt die Sendung so überzogen, technisch übergeigt und anbiedernd, dass das Echo in den sozialen Medien und auf YouTube selbst nicht mieser hätte ausfallen könne", schreibt beispielsweise der Social Media Watchblog.
Kritik an "Bashing" und "Scheinargumenten"
Doch es gibt nicht nur Stilkritik: "Inhaltlich halte ich das Video für sehr gefährlich, weil es mit vielen Halbwahrheiten Stimmung macht, was sich für eine Partei, die Teil der Bundesregierung ist, nicht gehört", sagt Robin Blase. So präsentiert das "CSYOU"-Gesicht Armin Petschner, ein 28-jähriger Mitarbeiter der Bundestags-CSU, zu Beginn des Videos eine Kritik, die sich an Greta Thunberg und den Grünen abarbeitet - häufig am eigentlichen Problem vorbei, findet auch die YouTube-Community. "Ein billiges Scheinargument, um die vortragende Person zu diskreditieren. Es ändert nichts an schlechter Klimapolitik, die den Planeten zerstört", so die Kritik von Vice-Autor Sebastian Meineck auf Twitter.
Aber hätte die CSU den Kritikern es überhaupt rechtmachen können? Robin Blase, der auch Inhalte für funk, das Jugendangebot von ARD und ZDF, produziert, glaubt: Mit Einblicken in die Arbeit im Bundestag hätte man bei der politisch interessierten Zielgruppe punkten können. Stattdessen sei das Video aber zu "90 Prozent Bashing von politischen Gegnern oder Andersdenkenden", sagt der YouTuber.
Viele Kommentare offenbar gelöscht
Mit Inhalt und Authentizität kann man bei der Community viel besser punkten. Gerade hier könnte theoretisch jede politische Partei ihren eigenen Stil hineinbringen und die Themen und Projekte zeigen, die ihnen wichtig sind. "Wenn zwanghaft nur das kopiert wird, was man auf YouTube sieht - schnelle Schnitte und viele Effekte - fühlen sich die User nicht ernst genommmen", findet auch Robin Blase.
Die Kritik auf Twitter und YouTube bekräftigt das - jedenfalls solange sie noch nachzulesen ist. Viele Kommentare unter dem Video seien gelöscht worden, schreibt der YouTuber Rezo auf Twitter. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt dementiert das aber. Auf die Frage, ob nichts gelöscht worden sei, antwortet er: "Ich habe keine andere Information dazu." Es gebe mehr als 25.000 Kommentare zu dem Video. "Ich kann jedem nur raten, die einfach mal zu zählen und mit der angegebenen Zahl der Kommentare zu vergleichen. Dann wird man feststellen, dass die da alle drauf sind."
Unsere Fragen an die CSU
Im Rahmen der Recherche haben wir der CSU Fragen gestellt. Bislang hat die Partei darauf nicht reagiert. Sobald wir die Antworten haben, reichen wir sie hier nach. Die Fragen sind:
Was und wen möchte die CSU mit "CSYOU" erreichen?