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Emo-Rapper mit 21 gestorben: „Diesen Anruf habe ich das ganze Jahr erwartet"

Der Himmel in Tucson, Arizona, war wolkenverhangen am Mittwoch des 15. Novembers 2017. Viele junge Menschen hatten sich am Abend vor der Konzerthalle „The Rock" versammelt, um ein Konzert ihres Idols zu besuchen - des Rappers Lil Peep. Doch zu dem Auftritt kam es nicht. Stattdessen verbreitete sich die Nachricht, dass der Musiker leblos in seinem Tourbus gefunden wurde und auf dem Weg ins Krankenhaus war: Verdacht auf eine Überdosis. Gegen 21.30 Uhr bestätigte sein Manager Chase Ortega den Tod des jungen Mannes via Twitter mit den Worten: „I've been expecting this call for a year. Mother fuck".

Lil Peep war ein aufstrebendes Talent in der alternativen Hip-Hop-Szene des Internets. 2015 veröffentlichte er erste Lieder auf der Musikplattform Soundcloud - aufgenommen in seinem Schlafzimmer in Los Angeles. Auf der Website baute er sich durch die Veröffentlichungen von frei zugänglichen Mixtapes eine kontinuierlich wachsende Zuhörerschaft auf. Die dazu veröffentlichten Youtube-Videos erzielten Aufrufzahlen in Millionenhöhe. Ebenso erfolgreich lief sein Instagram-Account, der 1,7 Millionen Abonnenten verzeichnet. Genau drei Monate vor seinem Tod erschien Lil Peeps Debütalbum „Come Over When You're Sober, Pt. 1".

Der dürre Junge mit dem sensiblen Blick und den zahlreichen Tätowierungen im Gesicht wurde nicht nur in der Musikszene als nächster großer Star gehandelt. Auch in der High-Fashion-Szene hatte der Musiker seine Bewunderer. So fotografierte der weltberühmte Porträt- und Modefotograf Mario Testino den Rapper dieses Jahr. Davor war Lil Peep bereits auf der Pariser und Mailänder Fashionweek als Laufstegmodel aufgetreten - unter anderem für Marcelo Burlon und Vlone. Bei den Shows von Balmain und Fendi saß er in den ersten Reihen.

Seine Karriere entwickelte sich in einem rasanten Tempo. Die New York Times verglich ihn mit Kurt Cobain, seine Musik bezeichnete sie als einen Mittelweg zwischen Hip-Hop und Emo. Auch die Musikkritiker der Website Pitchfork sahen in Lil Peep ein Ausnahmetalent. Doch der junge Mann litt unter schweren Depressionen. In seinen Texten behandelte er düstere Gedanken, Lebensüberdruss und Drogenmissbrauch. Letzteren stellte er auch immer wieder öffentlich zur Schau.

Wenige Stunden vor seinem Tod postete Gustav Åhr, so der bürgerliche Name des Wunderkindes, ein Video, in dem er behauptete, sechs Xanax-Tabletten geschluckt zu haben. Darauf folgte ein Bild mit der Unterschrift: „When I die You'll love me." Die Polizei in Tucson geht davon aus, dass der Rapper an einer Überdosis des Angstlösers gestorben ist. Das Mittel ist in Amerika als Droge sehr beliebt, in Verbindung mit Alkohol und anderen Medikamenten kann es zum Atemstillstand führen.

In seinem bisher erfolgreichsten Musik-Video auf Youtube spielt Lil Peep einen High-School-Schüler, der unglücklich in den Schul-Vamp verliebt ist. Als er das Mädchen mit einem Sportlertypen sieht, setzt er sich selbst in Brand. Zu sehen sind leere Medikamenten-Dosen, ein Hanfblatt-Tattoo auf der Brust des Rappers und und ein Plakat, auf dem das Schulmaskottchen belehrt: „Drugs are bad." Gustav Åhr wurde nur 21 Jahre alt, seine Musik jedoch ist so lebendig wie nie.

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