Jemanden pflegen, das bedeutet zwangsläufig auch, ihm körperlich nahe zu kommen. Und diese Nähe wird manchmal ausgenutzt. Sätze wie "So jemand hübsches wie Sie darf mich gerne waschen" kennen manche Pflegende. Nicht immer bleibt es bei Worten, sondern die Hände der vermeintlich Hilfsbedürftigen greifen nach intimen Körperstellen. Die Krankenpfleger*innen fühlen sich mit der Situation oft allein gelassen. So gibt es keine unabhängige Anlaufstelle, an die sich Betroffene bei sexueller Belästigung und Gewalt wenden können.
Verstärkt wird dieses Problem durch die Geschlechterverteilungen in Pflegeheimen und Kliniken: Rund 80 Prozent des Pflegepersonals sind weiblich, während die Leitungspositionen häufig mit Männern besetzt sind. Das erschwert die Kommunikation über sexuelle Belästigung. Vorfälle werden schon mal mit einem "Hab dich doch nicht so!" abgetan. Auch das Bild von Pflegenden in den Medien wie – die "sexy Krankenschwester" und der/die aufopfernde "Helfer*in" – trägt laut den Betroffenen zum Missstand bei.
Autorin: Isabel Schneider
Redaktion: Moritz Folk