Man kann den Hunger riechen. Irgendwo im Hinterland ist der Geruch plötzlich da, dort, wo der salzige Duft des Meeres verschwindet und die Schirmakazien ihr letztes Grün verloren haben. Es riecht nach dem Aas, das die Straßen säumt. Ziegen, Schafe, Esel, manchmal ein Kamel. Einige Kadaver sind so dürr, dass sie sich kaum vom Boden abheben, andere sehen durch die Verwesungsgase aus wie aufgeblasen.
Asmahan Ahmed hat den beißenden Geruch seit Monaten in der Nase. 80 Schafe und Ziegen hat die Nomadin einmal besessen. Doch seit zwei Jahren hat es in Somaliland bis auf wenige Tage nicht geregnet, die Sträucher sind grau, die Erde rissig. Seither stirbt ein Tier nach dem anderen. Fünf Ziegen sind Asmahan Ahmed und ihrer Familie geblieben. "Ich habe eine solche Dürre noch nie erlebt", sagt sie.
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