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Praxistest: Panasonic Lumix GH4

Foto: Panasonic

Mit der Lumix GH4 bringt Panasonic die nächste Generation seiner Micro-Four-Thirds-Foto-Video-Hybrid-Systemkameras. ColorFoto-Autor Horst Gottfried hatte Gelegenheit, mit einem Vorserien-Exemplar des neuen Lumix-Top-Modells samt kommendem Leica DG Summilux 1,7/15 mm erste Fotos zu machen.

© Panasonic

Mit der Lumix GH2 und GH3 hat sich Panasonic nicht nur bei Fotografen, sondern zunehmend auch bei Videofilmern einen guten Ruf erarbeitet. Darauf baut die neue Panasonic Lumix GH4 auf und bietet als erste Fotokamera 4K-Video und insgesamt noch mehr Funktionen und Features für Foto wie Video.

Am äußeren Erscheinungsbild hat sich bei der Lumix GH4 gegenüber dem Vorgängermodell nichts Wesentliches geändert. Die wichtigen Neuerungen, wie schon bei der ersten GH4-Vorstellung im Detail beschrieben, liegen quasi „unter der Haube". Das fängt an beim neuen 16-Megapixel-Sensor und geht über den neuen 4-Kern-Bildprozessor und den verbesserten Autofokus mit sogenannter „DPD"(Depth from Defocus)-Technik bis hin zu Highspeed-Serienaufnahmen und - nicht nur für Videofilmer interessant, wie wir noch sehen werden - hochauflösendes 4K-Video.

Die Panasonic Lumix GH4 ist zwar eine spiegellose Micro-Four-Thirds-Systemkamera, aber ihr spritzwasser- und staubgeschütztes Magnesiumgehäuse erinnert in Größe und Gewicht eher an Canon- und Nikon-APS-C-SLRs.

Dass Panasonic auch klein kann, zeigt die kleine GM1. Nimmt man die Lumix GH4 in die Hand, hat man das Gefühl, einer alten Bekannten wieder zu begegnen. Mit ihrem Handgriff liegt sie gut und sicher in der Hand, die Bedienungselemente sind wie schon bei der GH3 griffgerecht platziert.

Sucher und Monitor verbessert

Verantwortlich für alle wesentlichen Neuerungen, auf man dann bei der Lumix GH4 trifft, sind der neue Sensor, der die doppelte Daten-Auslesegeschwindigkeit im Vergleich zur GH3 bieten soll, und der leistungsfähige Bildprozessor mit 4 CPUs. Ihre Geschwindigkeit ist gleichermaßen wichtig und Vorbedingungen für ruckelfreie Sucher- und Monitorbilder, das schnelle Autofokussystem, schnelle Bildserien und hochauflösendes 4K-Video.

Schon das 100-Prozent-Bild des neuen elektronischen OLED-Suchers und -Monitors profitiert bei seiner flüssigen Darstellung von bewegten Motiven und bei Kameraschwenks von der schnellen Bildsignalverarbeitung, und das bei erhöhter Auflösung. Die beträgt 786.666 RGB-Pixel beim OLED-Sucher und 346.666 RGB-Pixel beim OLED-Touch-Display.

Eine Suchvergrößerung von effektiv 0,7x wie bei großen Vollformat-SLRs und eine Austrittspupillenentfernung von 21 mm machen das Fotografieren mit dem Sucher besonders komfortabel, beim Monitor gefällt die Dreh- und Schwenkmöglichkeit. Dank der OLED-Technologie sind die Bilder von Sucher und Monitor schön farb- und kontraststark. Sehr praktisch ist die automatische Umschaltung per Augensensor.

Da es mir in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit vor allem darum ging, möglichst frische Eindrücke von der neuen Kamera zu gewinnen und nicht um das Jonglieren mit Zeit und Blende für eine ausgefuchste fotografische Bildgestaltung, entstanden die ersten Fotos durchweg mit Programmautomatik.

Die hohe Anfangslichtstärke des für Juni angekündigten Leica DG Summilux 1,7/15 mm an der Kamera bot bei Innenaufnahmen genügend Reserven für das Fotografieren aus freier Hand ohne hohe ISO-Werte, und das Objektiv konnte zeigen, was es bei offener Blende zu leisten vermag. Die mechanisch hochwertige Blendenwahl am Leica-typischen Blendenring sei trotzdem hier lobend erwähnt.

Kleines Manko: der Blendenring am Vorserien-Objektiv war recht leichtgängig und verstellte sich leicht unbeabsichtigt aus der „A"-Position auf einen festen Blendenwert.

Belichtung - sicher auch im Gegenlicht, auf Wunsch völlig lautlos

Von den rund 60 Fotos, die in gut einer Stunde mit der GH4 entstanden, lag belichtungsmäßig keines daneben. Bei Gegenlichtaufnahmen erwies sich zudem nicht nur die Belichtungssteuerung als sehr sicher, sondern die ungewöhnlich reflex- und farbsaumfreien schön „knackigen" Fotos zeugen auch von der Qualität des Leica Summilux-Objektivs.

Insgesamt machen die mit der noch nicht finalen Firmware-Version 0.4 in der Kamera entstandenen JPEG-Fotos, darunter auch einige mit dem 14-140mm-Zoom aufgenommene, einen sehr guten Eindruck. Außen- wie Innenaufnahmen wirken sehr detailreich und plastisch. Offensichtlich leistet die weiter verbesserte Bildsignalverarbeitung sehr gute Arbeit.

Wer mit der GH4 besonders unauffällig Fotografieren will, freut sich nicht nur über den fehlenden Spiegelschlag und die abschaltbaren Signaltöne. Beim Betrieb mit rein elektronischem Verschluss arbeitet die GH4 völlig lautlos. Am Anfang fehlt einem da fast das vertraute Verschlussgeräusch, das gewöhnlich auch bei Spiegellosen zu hören ist, aber man gewöhnt sich schnell an die dezente Art der Fotografie.

Motive, die zur Vermeidung des „Rolling Shutter"-Effekts die das Fotografieren mit mechanischem Verschluss erfordert hätten, gab's im Museumsdorf nicht. Bei den sich langsam drehenden Windmühlen jedenfalls gab es kein „Rolling Shutter"-Problem.

Autofokus - kein Wunsch nach Phasendetektions-AF

Mit der leichten 15-mm-Weitwinkel-Festbrennweite (30 mm KB) hatte der Autofokus nicht nur wegen des kurzen Fokussierwegs leichtes Spiel. Die Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera erfolgt laut Panasonic zudem mit einer schnellen Datenübertragungsrate von 240 B/s. Aber auch beim Lumix G Vario 3,5-5,6/14-140-mm-Zoom und bei längeren Brennweiten ging der GH4-Autofokus schön schnell und leise zur Sache. Mit der neuen DFD-Autofokus-Technik kam kein Wunsch nach einem zusätzlichen Phasendetektions-AF auf.

Der Mehrfeld-AF in 49-Punkten über praktisch das gesamte Bildfeld ist zwar eine komfortable Sache, ebenso die Möglichkeit zum punktgenauen Pin-Point-Touch-AF, dennoch bevorzugte ich unter fotografischen Normal-Bedingungen auch bei der GH4 lieber die Festlegung auf das zentrale, in seiner Größe variable AF-Feld, um selbst die Entscheidung für den Fokussierpunkt vorzugeben und nicht immer kontrollieren zu müssen, ob sich der Mehrfeld-AF auch auf das von mir bevorzugte Detail konzentriert hat.

Bei einer Videoaufnahme mit intelligenter Automatik, bei der der AF über die ganze Bildfläche misst, ließ sich die AF-Automatik z. B. vom Vordergrund ablenken und das Hauptmotiv weiter hinten unscharf.

Leider bot das pittoreske holländische Museumsdorf Zaans keinen Anlass und keine Möglichkeit, die AF-Tracking-Funktion bei schnellen Bildserien auf die Probe zu stellen. Gemächlich vorbeifahrende Radler und Autos waren jedenfalls für die kontinuierliche Fokussierung auch bei der Videoaufnahme kein Problem, wenn das Objekt erst mal erfasst war.

Bei der manuellen Fokussierung ist die „Focus Peak"-Funktion eine wirklich praktische Hilfe. Noch schöner wäre sie, wenn sie nicht nur die Kanten im scharfen Bereich bei offener Blende hervorheben, sondern auch die Tiefenschärfe beim Abblenden visuell darstellen würde.

4K-Video - Neuland für Fotografen

Während sich die Video-Kollegen angesichts der neuen Video-Funktionsvielfalt mit Formaten und Datenraten, mit Zeitlupen-/Zeitraffereffekt oder Stop-Motion-Animation sowie den Anschluss-und Kontrollmöglichkeiten durchweg angetan bis begeistert zeigten, wundert man sich als bisheriger „Nur-Fotograf" erst einmal nur, was es so alles gibt.

Was Video-Profis mit einer voll verkabelten GH4 samt Video-Interface DMW-YAGH alles anstellen können, zeigt das Foto von der GH4 in Aktion auf der Bühne.

Aber auch Fotografen können von dem von dem 4K-Videopotential profitieren. Dazu reicht es für den Anfang, sich einfach auf die intelligente Automatik zu verlassen. Sie sorgt bei Video erst einmal sehr sicher für technische gelungene Bewegtbilder. Und die kann der Fotograf nutzen, wenn er den berühmten entscheidenden Moment auf den Sekundenbruchteil genau im Foto festhalten will.

Das geht mit 4K-Video hervorragend, denn der mit 30 B/s in QFHD 4K- Auflösung aufgenommene Bewegtbild-Clip im MOV/MP4-Format besteht ja aus einer Aneinanderreihung vieler 3840 x 2160 Pixel bzw. 8-Megapixel großer Einzelbilder. Die aber können per Software auf dem Computer später einzeln extrahiert werden.

Aus Videobildern mit dieser Auflösung lassen sich dann mit 300 dpi Foto-Qualität Prints im Format von rund 20 x 30 cm und mit 200 dpi Auflösung sogar bis zu Größe von knapp 30 x 50 cm erstellen.

Ein solches, aus fotografischer Sicht nach dem Schrotflinten-Prinzip entstandenes 8-Megapixel-Bild vom Höhepunkt einer schneller Action ist jedenfalls besser als ein 16-Megapixel-Bild vom Moment danach.

Fazit

Das erste kurze Kennenlernen der Lumix GH4 macht Lust auf mehr, auf Fotografieren wie Experimentieren. Funktion, Kamera- und Bildqualität sind vielversprechend.

Das einzige wesentliche Manko, das mich subjektiv etwas stört: es geht der Vorteil spiegelloser Micro-Four-Thirds-Systemkameras in Sachen Kompaktheit gegenüber normalen SLRs verloren. Da gefiel mir nach dem GH4-Hands-on die kleine GM1, die ich in der Jackentasche dabei hatte, noch viel besser. Aber ich will ja auch keine 4K-Videos machen, und viele Fotografen bevorzugen ja auch immer noch eine etwas größere Kamera in der Hand.

Für Videofilmer ist die GH4 jedenfalls mit einem Preis von knapp 1500 Euro für das Gehäuse fast ein Sonderangebot. So günstig gab es 4K-Video noch nie, und auch für die vom Video-Interface gebotenen Möglichkeiten muss man anderswo mehr als die dafür veranschlagten zusätzlichen 2000 Euro berappen. Ein günstiger Kit-Preis für Kamera plus Interface ist bei Panasonic noch in der Diskussion.

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