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Frankfurt im Fokus

www.instagram.com/pauldylla

Paul Dylla lebt seit 20 Jahren in Frankfurt - und fotografiert die Stadt und all ihre Facetten in satten Farben. Kürzlich hatte der 50-Jährige den Instagram-Account der Stadt für eine Woche übernommen. Mit Folgen...


Frankfurt - Von wegen immer nur Skyline: Paul Dylla begeistert derzeit die Instagram-Community mit seinen Frankfurt-Aufnahmen, die die Stadt und all ihre Facetten in satten Farben zeigen: "Frankfurt ist ein dankbares Motiv und hat so eine große Vielfalt zu bieten", sagt Dylla. "Bei Sonnenaufgang oder abends zur blauen Stunde sind die Farben einfach toll, und dann die wunderbar bunten Illuminationen, da geht einem das Herz auf. Welche andere Stadt in Europa kann das bieten?"


Kürzlich hatte Dylla zudem den Instagram-Account der Stadt Frankfurt für eine Woche übernommen. In sechs Tagen postete er sieben Beiträge und bekam 16 000 "Gefällt mir" und 520 Kommentare. Ein echter Erfolg, der sowohl die Reichweite des städtischen Accounts als auch die Bekanntheit von Paul Dylla gesteigert haben dürfte. Allerdings sind Follower-Zahlen für Dylla nicht so wichtig - sie sagen wenig über die Qualität und Intensität des Austauschs in einem sozialen Medium aus, findet er. "Viele denken, sie richten sich so einen Kanal ein, bauen Reichweite auf und können ihre Inhalte dann in die Welt hinaus tragen, und so funktioniert das vielleicht auch bei ganz großen Marken oder Sportvereinen. Aber eigentlich ist Social Media ein Geben und Nehmen. Ich muss auch mal auf die Seiten meiner Follower gehen, dort Kommentare hinterlassen oder etwas liken. Interaktion ist sehr wichtig." Also fast wie im "echten" Leben.


Paul Dylla lebt seit 20 Jahren in Frankfurt, damals führte ihn sein Job als Marketing-Spezialist in der Finanzbranche hier her. Geboren wurde der heute 50-Jährige in Polen, wuchs in Düsseldorf auf und studierte in Duisburg und Essen Wirtschaftswissenschaften und Marketing. Mittlerweile lebt er mit seiner Frau, seinem zehn Jahre alten Sohn und seiner 14 Jahre alten Tochter in Bockenheim. Seine Tochter ist selbst auf Instagram und stolz auf ihren Vater, vor allem, wenn ihre Schulfreunde seine Bilder auf der Plattform bewundern.

Fotografieren hat er sich selbst beigebracht, viel im Internet dazu gelesen, mit dem Smartphone begonnen und sich zur analogen Spiegelreflexkamera gesteigert. Seit rund vier Jahren hat er ein Konto bei Instagram und postet regelmäßig seine Bilder. "Mir ist Kreativität wichtig, aber ich habe auch den Ehrgeiz, mich zu verbessern. Wenn ich mir Bilder von letztem Jahr ansehe, sehe ich da schon eine Entwicklung."


Um die Leichtigkeit und die Freude an der Fotografie nicht zu verlieren, hat Dylla sich auch schon mal ein paar Posting-freie Monate gegönnt - seine Community ist ihm dennoch treu geblieben. "Früher habe ich einfach Bilder gemacht, wenn mir danach war, ohne an Hashtags oder Likes zu denken. Je mehr man postet, desto mehr befasst man sich aber auch damit. Nach jedem starken Regen denkt man dann, dass man jetzt unbedingt in die Stadt raus muss und ein Pfützen-Spiegel-Bild machen oder jetzt noch mal schnell den besonders schönen Sonnenuntergang erwischen... Das kann auch anstrengend werden."

Neben Instagram ist Dylla auch auf Twitter und Facebook aktiv und engagiert sich außerdem ehrenamtlich. Er ist seit fünf Jahren im Social Media Club Frankfurt und hat vor drei Jahren die sogenannten Social-Media-Walks ins Leben gerufen. Bei den Touren durch Unternehmen, Museen und Bibliotheken bekommen die Teilnehmer exklusive Einblicke vor und hinter die Kulissen und berichten während dessen und danach online über ihre Eindrücke. Gleichzeitig lernen sich Besucher und Gastgeber vor Ort persönlich kennen. Zu den Walks kann sich jeder anmelden, der einen öffentlichen Social-Media-Kanal hat.

Auch beim Web-Montag, einer kostenlosen Vortragsreihe in der Brotfabrik, ist Dylla mit am Start, hat viele Kontakte und ist gut vernetzt. Die Balance zwischen Familie, Beruf, Engagement und der Fotografie zu finden, ist für ihn nicht immer leicht. Daher hat er sich ein berufliches Sabbatjahr genommen, das allmählich zur Neige geht. Noch stehe nicht fest, wie es danach für ihn weiter gehe: "Es gibt mehrere Angebote, aber ich muss sie noch sondieren", hält sich der Marketing-Experte bedeckt. Auch die Idee, sich selbstständig zu machen, steht im Raum, vorrangig als Marketing- und Kommunikationsberater, aber auch als Fotograf oder für Instagram-Takeover wie neulich bei der Stadt Frankfurt kann man ihn buchen.


Für Dylla ist Social Media keine Frage des Alters und auch kein Mittel zur digitalen Abschottung, sondern ein Ort für Austausch und Begegnung. Regelmäßig entwickeln sich aus Online-Kontakten auch Begegnungen in der analogen Welt, kürzlich war er beispielsweise bei Instagram-Bekannten in Nürnberg zu Besuch und hat sich von ihnen zu den schönsten Foto-Motiven der Stadt führen lassen. Demnächst wollen sie zum Gegenbesuch nach Frankfurt kommen - und sicher wird auch dieser Besuch auf Instagram visuell dokumentiert.


VON HENRIETTE NEBLING

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