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Kulturreferent Klamet

Symbolbild - Foto: Helga Waess

Reinhard Klamet, Kulturreferent der Gemeinde Valley

Die Kultur prägt das gesamte Leben

Interview: 

Es ist eine durchaus ungewöhnliche Karriere: Berufsstart bei der Post, acht Jahre Bundeswehr, währenddessen Beginn eines Musikstudiums. Heute arbeitet er als Musiklehrer, freischaffender Musiker und Yogalehrer. Und seit Juni 2014 kümmert sich Reinhard Klamet als Kulturreferent, gemeinsam mit Richard Hillmeier, um die Kulturszene in Valley.

 Von Dr. Helga Wäß

 Herr Klamet, was ist für Sie das Besondere an der Kulturregion Valley?

Das ist die Vielfalt. Wir haben hier Vertreter aus allen Bereichen. Beginnend in der Musik bei den ganz Jungen bis zu den absoluten Profis. Im Bereich der Bildenden Kunst haben wir sowohl regionale Größen als auch Künstler, die weltweit wirken. Und genauso ist das traditionelle Trachten- und Brauchtum in der Gemeinde tief verwurzelt.


Die Gemeinde leistet sich zwei Kulturreferenten. Das ist eher außergewöhnlich. Steht Ihnen denn auch ein Kulturetat zur Verfügung?


 Es gibt bereits Sponsoren. Übrigens sind Neue jederzeit willkommen! Die Gemeinde selbst hat sich finanziell bei der Kultur noch nicht beteiligt. Bei den Kulturtagen hat sie allerdings so eine Art Ausfallbürgschaft übernommen und notwendige Maßnahmen an Baulichkeiten und Geräte für Transporte oder Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Aber einen direkten Kulturetat gibt es nicht. Das ist jetzt auch mein Ziel als Kulturreferent, die Gelder ein bisschen umzuschichten. Sehr viel Geld fließt in den Sport. Das ist auch gut so, vor allem für die Jugendarbeit, aber Sport allein macht nicht die Kultur eines Ortes aus.


 Apropos Jugendarbeit:

 Bei der Grundkonzeption der Website haben Sie gesagt, dass Ihnen der Jugendbereich besonders wichtig ist. Die Kinder- und Jugendarbeit scheint Ihnen am Herzen zu liegen.


Ja, weil ich denke, dass man hier noch sehr viel erreichen kann. Über die Jugendlichen lässt sich sehr viel gestalten. Sie sind offen für Begegnungen und Neues. Es gibt pädagogisch sehr wertvolle Methoden, ein Musikinstrument mal auf einem anderen Weg zu erlernen. Nennen möchte ich dazu die Initiative des Bläserklassenmodells. Ohne ein Instrument zu beherrschen, können Kinder sofort in eine Bläsergruppe integriert werden. Sie brauchen dazu nur ein paar Töne. Jochen Witt hat in diesem Bereich hervorragende Jugendarbeit geleistet. Mittlerweile haben wir die vierte Bläserklasse. Es dauert jeweils zwei Jahre, bis diese neuen Musiker in die lokale Blaskapelle integriert werden können. Eine Nachwuchsförderung, um die uns sogar Nachbargemeinden beneiden.


Welche weiteren Projekte haben Sie bereits angestoßen?

Wir haben vor über sechs Jahren die Valleyer Kulturtage ins Leben gerufen und wollen eventuelle Spannungen, die es in der Gemeinde unter den verschiedenen Kulturschaffenden gibt, aufheben. Thomas Brunner, mein Vorgänger, wollte unter den unterschiedlichen Gruppen Verbindungen schaffen. Das ist durch die Kulturtage bisher schon im Ansatz gelungen. Ich möchte intensiver daran arbeiten und dafür einstehen, dass gewachsene Verbindungen bleiben.


Sie erwähnen die Valleyer Kulturtage immer wieder. Ist das eines der jährlichen Highlights?


Unbedingt! Die Kulturtage finden alle zwei Jahre statt:immer in den Jahren mit ungeraden Zahlen. Die nächsten Kulturtage sind 2015. Das haben wir bewusst so eingerichtet, damit die Kunstszene Zeit hat, neue Ideen und Projekte zu entwickeln.


Wie genau schaut Ihre Arbeit als Kulturreferent in Valley aus?

Da muss ich weit ausholen. Die Gestaltung meiner Arbeit steht und fällt mit der Grundsatzfrage: Was ist Kultur überhaupt? Das, was gegeben ist und was immer schon da war - das gilt es zu veredeln, zu pflegen und auch zu entwickeln. Mir geht es besonders um die Pflege der lebendigen Kultur in Valley. Die Kultur allein beginnt nicht bei der Musik oder der Ausgestaltung in der Bildenden Kunst. Die greifbaren Ergebnisse sind immer nur Produkt einer Kultur.


Was meinen Sie mit „greifbaren Ergebnissen"?

Der Vortrag des Kirchenchors, die Präsentation von Kunstwerken in einer Ausstellung, die Tanzaufführung des Trachtenvereins und so weiter. Das alles sind greifbare Ergebnisse, auf welche die Kulturschaffenden lange hingearbeitet haben. Die Kultur selbst ist das gesamte Leben. Aus diesem heraus erwächst alles. Musik, Kunst, Schauspiel, Tanz, Literatur und so weiter sind Ausdruck des täglichen Lebens und sollten ein täglicher Bestandteil des Lebens sein, auch in den einzelnen Familien. Hier beginnt die Kulturpflege.


Sie sind ja nicht nur Kulturreferent, sondern selbst aktiv Kulturschaffender in der Gemeinde.

Ich bewege mich mehr im musikalischen Bereich, aber hier auch als Halbprofi. Als Orchestermusiker könnte ich gar nicht alles wahrnehmen, was mich hier interessiert. Ich selbst spiele Oboe und Gitarre. Das sind meine Hauptinstrumente. Zudem bin ich in einem festen Holzbläserquintett. Wir nennen uns „Camerata strumentale" und sind auch schon bei den Kulturtagen aufgetreten, allerdings bin ich das einzige Mitglied aus der Gemeinde Valley.


Was möchten Sie in Valley in der Kultur verändern?

Verändern will ich eigentlich gar nichts. Mir geht es um Kulturpflege, Kontaktpflege und darum, das Gewachsene zu erhalten und weiterzuentwickeln. Ich will kulturelle Verbindungen schaffen und ausbauen. Zusammen mit der Gemeinde können wir die Kultur in das Bewusstsein aller Bürger bringen. Ich selbst bin ja Jogalehrer. Kultur und Kulturschaffen ist auch Spiritualität. Man muss die Kirche im Dorf lassen. Kultur ist ein Bestandteil des Lebens und sollte in das tägliche Familienleben integriert werden. Das muss in den Gedanken der Menschen reifen.


Wen möchten Sie mit dem Internetauftritt bzw. mit der Kulturwebseite der Gemeinde Valley erreichen?

Eigentlich alle, die kulturell tätig sind und Verantwortung übernehmen. Ich möchte erreichen, dass ansässige Kulturschaffende aufeinander zugehen. Dass man den jeweils anderen akzeptiert, respektiert und im besten Fall fördert. Dann wollen wir Neubürger auf das Kulturleben in Valley aufmerksam machen und zum Mitmachen anregen.


Was unternehmen Sie, um alle Kulturschaffenden und Neubürger zu erreichen?

Im Rahmen der Kulturtage passiert hier allerhand, da überlegt man vorher: 

Wer ist noch da? 

Was kann der- oder diejenige? 

Und wie können wir ihn in dieses Kulturevent integrieren? 


Das ist eine sehr schöne Sache und ich denke, man könnte das auch während der Ein-Jahres-Pause zwischen den Kulturtagen weiter ausbauen. Aber auch der Ausbau der Gastronomie, der Brauerei und jetzt des Sudhauses oben am Schloss betrifft den Kulturbereich. Das ist ganz wichtig! Hier könnte man auch einen sanften Tourismus ansprechen. Schloss und Orgelmuseum ziehen schon jetzt zahlreiche Besucher an. Zu einzelnen Kulturveranstaltungen aus den Bereichen Musik oder Theater haben wir schon zahlreiche Besucher aus München, Tölz oder Tegernsee. Hier wird der Kulturkalender auf der Website sicherlich auch überregionales Interesse erregen.


Zum Abschluss noch einen Wunsch für Ihre Arbeit...


Alle Kulturschaffenden und Bürger der Gemeinde anzusprechen, das wäre ein schönes Ergebnis.


Herr Klamet, vielen Dank für das Gespräch.
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